Die Heilerin des Kaisers
Hochzeitsmorgen der jungen Frau einen wertvollen Halsschmuck aus Gold und grünen Smaragden überreichen.
Der König hatte bestimmt, dass sein Kirchenbaumeister für das Haus, das er in Zukunft mit seiner Frau bewohnen würde, nichts zu bezahlen brauchte. Heinrich schenkte es ihnen zusammen mit einem kleinen Gärtchen, in dem Griseldis neben Blumen und Gemüse ihre Heilpflanzen anbauen wollte.
»Der Anfang Eures ehelichen Zusammenlebens gestaltet sich sehr vielversprechend, meine Kinder«, sagte Vater Berchtold lächelnd. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sich mit dem jungen Paar über dessen Glück freute.
Griseldis war sehr zufrieden in ihrer Ehe. Mit diesem Mann hatte sie wirklich großes Glück gehabt: Konrad war ein guter Kamerad, ein treuer Ehemann und besorgter Hausvater, der sich möglichst bald Nachwuchs wünschte. Und er war ein aufmerksamer und zärtlicher Liebhaber.
Die wilde, atemlose Leidenschaftlichkeit war seine Sache nicht; und da Griseldis noch Jungfrau gewesen war und keine Vergleichsmöglichkeiten besaß, war sie mehr als glücklich, es so gut getroffen zu haben.
Man schrieb nun Ende 1008 und das Einzige, was ein klein wenig Schatten auf ihr Eheglück warf, war der überaus engagierte Arbeitseinsatz ihres Mannes auf der Baustelle jener mächtigen Kirche, die der König bei Meister Konrad in Auftrag gegeben hatte. Noch sprach niemand von einem Dom…
Jede Nacht kam Griseldis’ Mann erst sehr spät nach Hause – manchmal sogar erst gegen Morgen. Dann fiel er todmüde ins Bett und Griseldis schlich am Vormittag auf Zehenspitzen im Haus umher, um ihn nicht zu wecken.
›Hauptsache, er kehrt jedes Mal von der Baustelle heil zurück‹, war ihr einziger Gedanke. Es war ihr nicht gelungen, jenes schreckliche Traumgesicht, das ihr in der ersten Nacht ihres neuen Ehestandes solche Angst eingejagt hatte, zu vergessen: Sie hatte sich selbst als trauernde Witwe gesehen, die am Grab ihres Gefährten bittere Tränen vergoss. Ob diese Vision vielleicht daher rührte, dass sie vom Teileinsturz des Mainzer Doms vor einigen Jahren gehört hatte, infolgedessen zahlreiche Menschen gestorben waren? Befürchtete sie jetzt etwa, Konrad könnte Ähnliches widerfahren? Sie dankte GOTT jeden Abend inständig dafür, wenn er ihren Mann wieder einmal gesund nach Hause kommen ließ.
Nach dem zweiten Krieg gegen den Polenherzog Boleslaw Chrobry und einem halbwegs befriedigenden Friedensschluss war König Heinrich nach Bamberg zurückgekehrt. Von seinen Koliken war er zum Glück seit Längerem verschont geblieben. Beinahe war der König versucht, an eine dauerhafte Heilung zu glauben.
Wie Vater Berchtold und Griseldis, seine geschätzte Medica, gehörte neben den adligen Gefolgsleuten auch Signor Giacomo, ein Sänger und Spielmann, zur königlichen Hofhaltung.
Der König hatte den aus der Toskana stammenden, jungen Musikanten von Heinrich dem Zänker übernommen. Giacomo verstand es nicht nur, die Flöte zu blasen, die Laute zu schlagen und die Harfe zum Klingen zu bringen, sondern war auch imstande, mit seiner herrlichen Stimme die Herzen der Zuhörer zum Schmelzen zu bringen.
Der alte Herzog hatte einst den Wunderknaben aus Florenz mitgebracht. Scherzhafte Weisen beherrschte er ebenso wie traurige Lieder. Alle Damen am Hofe, einschließlich der Königin, liebten und schätzten den schwarzlockigen Sänger, der es genauso vermochte, witzige Anekdoten zu erzählen, wie wehmütige Balladen zum Besten zu geben.
Es war üblich, dass Giacomo während der Mahlzeiten in der großen Halle der Hofhaltung in einer Fensternische des dicken Gemäuers saß, in die weite Umgebung blickte und auf einem seiner Instrumente improvisierte. Zu der entsprechenden Melodie fielen ihm dann stets die passenden Texte ein. Heinrich und seine Gefolgschaft pflegten währenddessen zu speisen oder der König hielt Besprechungen mit seiner Mitregentin Kunigunde, dem Kanzler oder mit ausländischen Gesandten ab.
Er fühlte sich durch Giacomo niemals gestört, im Gegenteil, ihm behagte es, dessen männlich dunkle Stimme unaufdringlich leise im Hintergrund zu hören.
»Dein Spiel beruhigt mich, Giacomo«, lobte ihn der König des Öfteren. »Zudem bin ich mir sicher, Spielmann, dass selbst die größten Staatsgeheimnisse bei dir gut aufgehoben sind.«
Sooft der Hof auf Reisen ging, zog der toskanische Sänger wie selbstverständlich mit.
Am Tag bevor Herr Heinrich zu seinem erneuten Feldzug gegen Boleslaw den Tapferen
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