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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Sichtlich hin und her gerissen funkelte die Valide ihr Gegenüber an, als
wolle sie die Ärztin mit ihren Blicken niederringen. Zwar schien
sie die Lüge zu wittern. Aber die Folgen, welche eine
Verurteilung der Frau nach sich ziehen würde, die dem Sultan das Leben gerettet
hatte, ließen sie zögern. Nach einigen Augenblicken der
lastenden Stille räusperte sie sich schließlich und
bemerkte mühsam beherrscht: »Dann liegt offenbar ein
Irrtum vor.« Ihr Kopf zuckte kaum merklich nach links, wo eine
Anzahl Jariyes und
niedriger Bediensteter das Geschehen beobachtete. Einige Atemzüge
lang fixierte sie ein Mitglied des Harems, das Sapphira erst jetzt
bemerkte. Wie Gülbahar lag auch dieses Mädchen auf den
Knien – allerdings so weit am Rand der Versammlung, dass es
Sapphira vorher überhaupt nicht aufgefallen war. Erstaunt
erkannte sie die taubstumme Dienerin , welche die Freundin und sie
auf dem Markt beobachtet hatten. Anders als inmitten des bunten
Basartreibens fiel ihr heute jedoch eine überwältigende
Schwärze auf, welche die junge Frau umwaberte und alle Farben in
ihrem Umfeld auszulöschen schien. Wie eine Wolke legte sich die
Bosheit um das Mädchen, umfing und verschluckte es, während
es demütig den Kopf senkte. Einem scharfen Befehl folgend
packten zwei Bewaffnete die Jariye unter den Achseln und hielten
sie fest, während die Valide sich mit steinerner Miene
wieder den anderen Anwesenden zuwandte.
        »Ihr
dürft euch entfernen«, grollte sie und klatschte
herrschaftlich in die Hände. Schwindelig vor Erleichterung kam
Sapphira auf die Beine und zog sich – genau wie die anderen
Frauen – rückwärtsgehend aus dem Raum zurück. Im
Korridor angekommen, bedeutete die Tabibe ihren beiden Helferinnen, ihr
zu folgen, und zu dritt begaben sie sich schweigend ins Hospital.
»Was habt ihr euch dabei gedacht?«, brauste die Ärztin
auf, kaum hatte sie die beiden Mädchen ins Arzneilager
gescheucht und die Tür verrammelt. »Seid ihr vollkommen
von Sinnen? Wisst ihr, wie knapp ihr gerade dem Tod entronnen seid?«
Gülbahar nickte und hob bedrückt die Achseln. »Es ist
mir vollkommen gleichgültig, was ihr außerhalb des Darüssifas anfangt«,
setzte die Tabibe hinzu,
»aber ich kann und werde es nicht dulden, dass ich eine
Helferin verliere!« Ihre grünen Augen sprühten
Funken. »Habt ihr das verstanden?« Die beiden
Gescholtenen senkten die Köpfe. »Seht zu, dass ihr an die
Arbeit kommt«, wetterte die Ärztin, in deren Ton sich
schon wieder Nachsicht einschlich. Dann murmelte sie etwas
Unverständliches, machte auf dem Absatz kehrt und ließ die
beiden jungen Frauen stehen wie begossene Pudel. Einige Momente lang
sprach keine, dann zog Gülbahar vernehmlich die Nase hoch und
fuhr sich über die geröteten Augen. »Danke«,
murmelte sie. »Das hättest du nicht tun sollen.«
Sapphira winkte ungehalten ab. »Ich hätte schon bei Bülbül
etwas unternehmen müssen«, erzürnte sie sich und
legte die Stirn in Falten. »Jemand hat es auf die Schülerinnen
der Valide abgesehen.
Die Spange bei Bülbül, das goldene Band in meinem Haar und
deine Mütze. Wie konntest du nur so dumm sein, sie zu behalten?«
»Was meinst du mit dem Band in deinem Haar?«,
beantwortete Gülbahar ihre Frage mit einer Gegenfrage. Nachdem
Sapphira ihr in knappen Worten berichtet hatte, wie es ihr vor
einiger Zeit ergangen war, wurde auch sie wütend. »Nur
schade, dass die Kleine nicht sagen kann, wer sie dafür bezahlt
hat«, zischte sie, da es offensichtlich die Jariye gewesen war, die sie
angeschwärzt hatte. »Aber umsonst hat sie das Risiko ganz
sicher nicht auf sich genommen. Da steckt jemand anders dahinter, und
solange wir nicht wissen, wer es ist, müssen wir weiter auf der
Hut sein.« Sapphira stieß ein kurzes Lachen aus. »Das
sagt die Richtige!« Sie legte die Hände auf Gülbahars
Schultern und schüttelte sie sanft. »Ich hoffe nur, du
hast deine Lektion gelernt.« Als sich die Züge der
Freundin umwölkten, versetzte sie ihr einen leichten Schlag auf
den Arm. »Zieh dich um, sonst reißt uns die Tabibe doch noch den Kopf ab. Alles
Weitere können wir später besprechen.«

Kapitel 40
     
    Bosporus,
Hochsommer 1400
     
    »Seht
es euch genau an!«, bellte der Anführer der Piraten,
nachdem er Falk und die anderen Knaben an Deck hatte bringen lassen.
Zusammengedrängt standen sie im Schatten des Segels und folgten
dem ausgestreckten Arm des Mannes, der ihnen zwar die Freiheit
geraubt, sie allerdings auch vor den

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