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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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und
Hans ihn immer offensichtlicher bespitzelte, hatte er diesen Gedanken
genauso schnell wieder verworfen, wie er gekommen war. Zwar hatte der
Bayer immer wieder beteuert, dass Falks Geheimnis bei ihm sicher war
– seine offensichtliche Missgunst hatte diese Worte allerdings
Lügen gestraft.
        Ein
gewaltiger Donnerschlag ließ einige der Pferde scheuen. Gefolgt
von heftigen Windböen, folgte dem Donner ein weiterer Blitz, und
kurz darauf öffnete der Himmel seine Schleusen. Innerhalb
weniger Minuten war Falk bis auf die Knochen durchnässt, was ihn
in Anbetracht der drückenden Hitze allerdings nicht im
Geringsten störte. Während sich der Untergrund in Schlamm
verwandelte, genoss er die Kühle des prasselnden Regens auf
seiner Haut und versuchte, Sapphiras Bild festzuhalten. Wie all die
Male zuvor gelang es ihm jedoch auch heute nicht, und ihre Gestalt
verblasste mit erschreckender Geschwindigkeit. Warum konnte er sich
nur nicht daran erinnern, wie es sich anfühlte, sie zu halten.
Warum hatte er ihren Duft vergessen? Seine Fingerspitzen wanderten zu
seinen Lippen – als könne die Berührung die verlorene
Erinnerung heraufbeschwören. Würde er jemals wieder die
Wärme ihrer Haut auf der seinen spüren? »Vertrau auf
Gottes Gnade«, schien der Wind ihm ins Ohr zu flüstern,
und er schnaubte verächtlich. Gottes Gnade! Allmählich
bezweifelte er, dass Gott überhaupt gnädig sein konnte. Ein
lautstarkes Blöken riss ihn aus den Gedanken. Etwa zehn
Pferdelängen vor ihm hatte eines der Lastenkamele ein anderes
Tier in den Hals gebissen, und die Führer hatten alle Hände
voll zu tun, die beiden von einem Kampf abzuhalten. Eine Weile
verfolgte er den Spektakel mit mäßigem Interesse, bevor er
wieder in dumpfes Brüten verfiel. Was würde dieser
Kriegszug bringen?, fragte er sich. Er hoffte, dass er – wie
auf dem Balkan – nicht in Kampfhandlungen verwickelt werden
würde. Aber den Gerüchten zufolge war der Gegner, der sie
im Osten erwartete, schrecklicher als alle Feinde, auf die der Sultan
bis jetzt gestoßen war.
        Falk
schlang den Zügel um seine Hand und rutschte im Sattel zurecht.
Sollte er sich nicht eigentlich wünschen, dass Timur Lenk
Bayezid besiegte? Er spielte eine Weile mit dieser Überlegung
und kam schließlich zu dem Schluss, dass es gleichgültig
war, welchem Herrn er als Sklave diente. Sollte der Sultan die
Schlacht verlieren, würde sein Gegner das osmanische Heer
entweder vernichten oder gefangen nehmen – was seine Lage nicht
unbedingt verbessern würde. Er legte die Stirn in Falten. Wenn
das Gerede stimmte, hatte Bayezid Vorkehrungen getroffen, um sich den
Rücken zu sichern, indem er neun Schiffe in Gallipoli und
zwanzig Galeeren in der Ägäis stationiert hatte. Bedeutete
das, dass der Sultan mit einer Niederlage rechnete? Die Fragen rissen
nicht ab. Nach einiger Zeit zwang er sich dazu, seinen Geist zu
leeren, indem er die Schritte zählte, die sein Hengst machte.
Als er bei zehntausend angekommen war, gab er allerdings auf, da ihm
inzwischen der Schädel brummte. Je weiter sie sich von der Stadt
entfernten, desto klarer wurde der Himmel, und nach zwei Stunden
hatten sie den Regen hinter sich gelassen. Entlang verbreiterter
Straßen schlängelte sich der endlose Zug in Richtung Osten
– zwischen Waldgebieten und goldgelben Feldern hindurch. Am
Abend schlugen sie ihr Lager nahe einem kleinen See auf, dessen
Wasservögel aufgeregt das Weite suchten, als die Männer
begannen, Jagd auf sie zu machen. Sobald Falk Shaitan von Bayezids Pagen in Empfang
genommen hatte, rieb er ihm das Fell ab, säuberte das prächtige
Zaumzeug und kämmte seine Mähne. Dann fütterte und
tränkte er den Hengst, führte ihn zusammen mit seinem
eigenen Reittier in eine der hastig errichteten Koppeln und breitete
eine dünne Decke auf dem Boden aus. Wie viele der Pferdeknechte
bevorzugte auch er es, nachts bei seinen Schützlingen zu
schlafen anstatt in einem der stickigen Zelte. Nachdem er sich etwas
zu Essen besorgt hatte, zog er ein Stück Holz aus der Tasche,
lehnte sich an einen Baum und versuchte, Sapphiras Gesicht zu
schnitzen – nur um wenig später frustriert aufzugeben.
Egal, wie sehr er sich anstrengte, es wollte ihm einfach nicht
gelingen, ihre Züge in allen Einzelheiten heraufzubeschwören,
geschweige denn nachzubilden. Müde von dem langen und
anstrengenden Ritt, ließ er sich schließlich auf der
Decke nieder und fiel kurz darauf in einen traumlosen Schlaf.
        Der
nächste

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