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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einer falschen Antwort würde er vermutlich recht ungnädig werden.
    Ich schluckte, aber mein Mund war trocken. »Man, äh ...« Meine Hände schwebten über der Frau auf dem Bett vor mir. Gut gekleidet, trotz der Risse und Blutflecken in dem Stoff.
    Der Meisterheiler tappte ungeduldig mit dem Fuß.
    »Man legt eine Hand auf den Kopf und eine auf das Herz, um das Ausmaß der Verletzung zu bestimmen.«
    Er nickte, und das Tappen hörte auf. »Weiter.«
    Ich blickte hinab auf die Patientin. Sie war wach, aber ihre Augen waren glasig und blickten ins Leere. Dennoch sah sie nicht aus, als wäre sie schlimm verwundet. Ich legte meine Hände auf sie und tastete mich in ihr Inneres vor, wie Tali es mir gezeigt hatte. »Rippen- und Schädelprellung. Keine Brüche.«
    »Blutungen?«
    Blutungen? Tali hatte mich nie gelehrt, wie man Blutungen ertastet. »Ich, äh, ich kann nichts erkennen.«
    Der finstere Blick kehrte zurück. »Hast du im Unterricht irgendwann einmal aufgepasst?«
    Er legte seine Hände über die meinen. Ein leichtes Prickeln rann durch mich hindurch und in die Frau unter meinen Fingern. Die Prellungen wurden in meinem Kopf heller, schärfer. Dann tauchte etwas anderes auf, ein dunkler Funke, wie die Flecken, die man hinter geschlossenen Lidern sieht, wenn man zu lange in die Sonne geschaut hatte.
    »Siehst du es? Da, an der Schädelbasis?«
    Ich sah es. »Ja.«
    Seine Hände entfernten sich, und der Fleck verblasste. Ich tastete nach ihm, und er flammte wieder auf. Ein schuldbewusstes Schwindelgefühl machte sich in meinem Inneren breit. Tali lernte diese Dinge Tag für Tag. Echtes Heilen.
    »Gibt es noch andere?« Der Meisterheiler hörte sich zufrieden an, und mir wäre beinahe ein Lächeln entschlüpft.
    »Ich sehe keine.«
    »Dann fahr fort.«
    »Was?«
    Das enttäuschte Stirnrunzeln zeigte sich erneut. »Heile die Patientin. Innere Blutungen stoppt man genauso wie äußere.«
    Er wollte wirklich von mir, dass ich heilte! Ich könnte weglaufen, aber dann käme ich nie wieder herein, würde Tali nie finden. Er hatte mir lange genug ins Gesicht gestarrt, um mich wiederzuerkennen, sollten wir uns noch einmal begegnen. Und da ich direkt durch seinen Herrschaftsbereich musste, um die Treppe zu erreichen, würde er mich mit absoluter Sicherheit mindestens noch einmal zu sehen bekommen.
    Ich legte meine Hände über ihre Rippen und zog. Dann auf ihren Kopf. Stoppte die schwache Blutung an der Schädelbasis, ließ ihr aber die Beule. Die Blutung hätte sie umgebracht, aber sie würde wohl ein paar Tage mit Kopfschmerzen leben können.
    »Fertig.« Ich zog die Hände weg. Ein leichter Schmerz pochte in meinem Kopf und meinen Rippen.
    Er legte die Hände wieder auf und musterte mich erneut stirnrunzelnd. »Du hast etwas übersehen.«
    »Oh.« Ich nahm ihr auch die Beule ab und akzeptierte die Schmach. Wäre ich ein echtes Lehrmädchen, hätte er mich dann für solch einen Fehler rausgeworfen? Vermutlich nicht.
    Egal. Wenn ich hierher gehören würde, hätte ich die Beule sicherlich nicht ausgelassen. Ich wäre begierig darauf gewesen, meinen Wert unter Beweis zu stellen, und um dem Meister zu beeindrucken, hätte ich sogar den Knöchelbrand erwähnt, den ich gespürt hatte, als ich angefangen hatte, ihre Hände und Füße zu ertasten, um ihn zu beeindrucken.
    Aber ich gehörte nicht hierher. Zum ersten Mal in meinem Leben schmerzte es mich nicht, das zuzugeben. Würde ich hierher gehören, so wäre ich vermutlich zusammen mit Tali in irgendeinem Zimmer eingesperrt, und es gäbe niemanden, der uns zu Hilfe kommen würde.
    »Gut. Wie steht um diesen Herrn?« Der Meisterheiler ergriff meinen Ellbogen und führte mich zum nächsten Bett. Ich musste den Patienten nicht berühren, um zu sehen, dass seine beiden Arme gebrochen waren. Und ich konnte Tali nicht mit schmerzenden Armen tragen.
    »Ich kann nicht.«
    »Du kannst nicht?« Seine Brauen bogen sich weiter hinauf als die Fensterbögen. »Willst du dich weigern, einen Patienten zu heilen?«
    Ein Lehrling am nächsten Bett blickte ruckartig auf und stierte mich mit deutlichem Entsetzen auf dem pockennarbigen Gesicht an. Er wusste ganz gewiss nicht, was hier vorging, anderenfalls hätte er nicht so schnell geurteilt.
    »Nein, ich ... äh... ich ...« Konnte nicht bleiben, weil ich meine Schwester retten musste. Nicht gerade das, was mir helfen würde, hier herauszukommen oder Tali zu helfen. »Es geht mir nicht gut.«
    Der Lehrling musterte mich erbost. Sein

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