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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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stacheliges schwarzes Haar stand so vom Kopf ab, dass er an eine verrußte Pusteblume erinnerte. Der Meisterheiler schaubte höhnisch und breitete die Hände aus, als hätte er genug von mir. Ich konnte nur hoffen.
    »Die Aufgabe eines Heilers ist heilen, Mädchen. Anderenfalls bist du nur ein nutzloser Löser, gerade gut genug, um einen halbreinen Pynviumlöffel mit Schmerz zu füllen. Ich weiß, dass es beängstigend ist und wehtut, aber wenn du dir deine erste Litze verdienen willst, dann solltest du dich besser erinnern, was wir erdulden, um anderen zu helfen. Aber vielleicht bist du ja nicht stark genug, um Brüche zu kitten?« Er sagte es wie eine Herausforderung. Ich wette, bei den Jungs funktionierte es immer, vertrieb ihre Furcht, auf dass sie ihre Arbeit machen konnten.
    »Ich, äh...« Zwei Älteste betraten den Raum, und jeder von ihnen sah sich um wie ein Soldat auf Wachposten.
    Der Meisterheiler ergriff meine Hände. Ich keuchte auf, und ein kaltes Prickeln überlief meinen ganzen Körper. Dann räusperte er sich grollend und ließ mich los, aber in seinen Augen flackerte ein Funke der Anerkennung. »Du bist sehr stark. Du könntest es hier weit bringen, wenn du es willst.«
    Worte, die ich mein Leben lang nur zu gern gehört hätte, die aber jetzt keinen Wert mehr besaßen.
    Einer der Ältesten kam herbei, und das Herz stieg mir in den Hals. Es war der Älteste, den ich getreten hatte, als ich Merlaina war. »Gibt es Probleme, Meisterheiler Ginkev?«
    »Oh nein, ganz und gar nicht.« Der Meisterheiler zuckte ein wenig zusammen und ließ ein unsicheres Lächeln aufblitzen. »Die übliche Angst der Anfänger, würde ich sagen.«
    »Sie hat sich geweigert, den Patienten zu heilen, Herr«, sagte der Lehrling und steckte seine spitze Baseeri-Nase in Dinge, in denen sie nichts zu suchen hatte.
    »Geweigert?« Der Älteste maß mich finsteren Blickes, wich dann zurück und stierte mich an. »Wie heißt du?«
    »Tatsa.« Das war nicht einmal ein richtiger Name, sondern eine alte Verwünschung, die Großmama immer ausgestoßen hatte, wenn wir hinter den Möbeln hervorgeschossen kamen. Sie hatte uns erzählt, der Fluch stamme noch von ihrer Großmama aus dem Bergvolk.
    Er musterte mich eingehender.
    Heilige Saea, lass nicht zu, dass er mich erkennt!
    »Einem Patienten die Heilung zu verweigern ist ein Grund für einen Ausschluss«, sagte er schließlich.
    »Ich, äh...« Ich wusste immer noch nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte inzwischen etwas Schmerz in mir. Ich könnte die beiden damit schlagen, die Treppe hinaufrennen, mir Tali schnappen und sie vorbei an Wachen, Ältesten und Meisterheilern ins Freie schaffen. Bitte, wem wollte ich hier etwas vormachen ?
    »Oh, ich bin überzeugt, wenn sie erst erkannt hat, dass es nichts zu fürchten gibt, wird sie sich gut machen.« Der Meisterheiler klopfte mir auf die Schulter und versuchte, mich wegzudrehen. Welche Farbe mochte sein Haar gehabt haben, ehe es ausgefallen war? Ich hätte geschworen, dass es nicht schwarz gewesen war. »Ich will sie nicht vorzeitig unter Druck setzen.«
    »Nein ?«
    Der Meisterheiler zögerte. »Es wäre schade, sie zu verlieren.«
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Ältesten. »So stark ist sie also?«
    Sogar meine Haarspitzen wollten schreien.
    »Sie ist, äh...« Er sah mich an und schluckte. »Sie ist ziemlich stark. Aber ungeübt«, setzte er hastig hinzu.
    »Vielleicht war ich ein bisschen vorschnell«, säuselte der Älteste. »Ich werde noch einmal über deinen Ausschluss aus der Gilde nachdenken, wenn du uns bei einer hochrangigen Heilbehandlung hilfst. Weigerst du dich, wirst du aus der Gilde verstoßen. Raus in die Gosse.«
    Eine wirkungsvolle Drohung, wäre ich ein echter Lehrling gewesen. Selbst ein Einlitzer würde ja sagen und dankbar für die zweite Chance sein. Arbeit, Essen und ein Zimmer waren heutzutage zu schwer zu kriegen, um sie aus reiner Furchtsamkeit einfach sausen zu lassen. Allerdings würde ein echter Lehrling auch nicht wissen, was wirklich hinter dieser angebotenen zweiten Chance steckte. Ich hatte keine große Wahl. Tali hatte mir einmal erzählt, die hochrangigen Heilbehandlungen fänden »oben« statt. Danach hatte sie die Augen verdreht, als wären einfache Lehrlinge nicht gut genug, um nach »oben« zu gehen.
    Das hatte sich anscheinend geändert.
    Ja zu sagen würde mich nach oben bringen, aber wenn diese Heilung so ausfiel wie die des Fischers, könnte sie mich mit so viel Schmerz

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