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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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einsalzen. Dicht sind sie …«
    »Bestens. Dann muss dein Sohn ein solches Fass herbeischaffen und so viel Wasser heiß machen, dass du bis zum Hals darin sitzen kannst.«
    »So etwas haben wir noch nie gemacht«, wandte Frau Nese zögernd ein, aber sie erkannte, dass Taleke in diesem Punkt unnachgiebig war.
     
    Nese saß so lange im heißen Wasser, wie sie es aushalten konnte. Anschließend war die Haut in den Achseln noch röter, aber sie juckte nicht mehr. Und an den Händen bröckelte der Schorf. Junge, zarte Haut zeigte sich darunter. Taleke beschloss, Frau Nese mit einer Salbe aus den Säften von Rettich, Bohnen und Gerste zu behandeln, darin feingehackter kräftiger Knoblauch, der von der Insel Alsen kam und wegen seiner Heilkraft berühmt war.
    Zwei Tage später ging es Nese schon besser. Ihr Gemüt war fröhlicher, sie war aufgestanden und wirtschaftete an ihrem Kochfeuer.
    Sie bot Taleke Würzwein an, und Taleke nahm an. Neben dem Duft des warm werdenden Weins roch sie noch etwas anderes, das sie fortwährend irritierte. Es war ein fauliger Geruch, der aus den Decken der Schlaflager aufstieg. Er war es, der ihr die Furcht einflößte, es könnte sich doch um Miselsucht handeln.
    »Der Reinigung des Körpers muss auch die Säuberung all dessen folgen, was sich während der Krankheit in seiner Nähe befand«, bemerkte Taleke bestimmt.
    »Du meinst mein Lager?«, fragte Nese, sich unvermittelt umdrehend.
    »Ja, aber auch deinen Ehemann und deinen Sohn. Haben die beiden überprüft, ob ihre Haut gesund ist? Oder finden sie gar Schorf?«
    »Mein Tidemann klagt ein wenig über Jucken«, bekannte Nese, und eine feine Röte überzog ihr Gesicht. »Er liegt mir oft bei, weil wir gerne noch einen Sohn hätten. Der junge Mann ist mein Stiefsohn, der hat nichts.«
    »Dein Ehemann muss behandelt werden«, sagte Taleke sofort.
    »Er kann nicht krank sein, er ist sehr gottesfürchtig«, wandte Nese ein. »Mich hingegen schilt der Pater Dionysius als widerspenstig im Herrn. Aber das stimmt nicht. Ich verehre unsere Mutter Maria. Und Tidemann liebe ich sehr, weil er mich in die Stadt geholt hat, um mich zu heiraten. Er schlägt mich und seinen Sohn nie.«
    »Gottesfurcht spielt keine Rolle bei Krankheiten«, entfuhr es Taleke unbedacht. »Kannst du ihn hereinrufen, ich will ihn mir ansehen. Und dein Lager muss neu gemacht werden – neues Stroh oder trockener Tang, und die Decke kommt in den Waschkübel.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Nese unglücklich.
    Taleke fürchtete fast, dass sie sich mit ihrer unchristlichen Äußerung in ein falsches Licht gesetzt hatte. Aber sie sagte nichts weiter dazu und blieb im Hinblick auf die Sauberkeit unnachgiebig. Im Geist dankte sie dem Mönch von Schwartau, der ihr einen so brauchbaren Rat gegeben hatte.
     
    Der alte Schiffer stapfte auf ein Wort seiner Frau zur Tür herein, warf sein Wams in die Ecke und baute sich mit nacktem Oberkörper vor Taleke auf.
    »Hast du irgendwelche Beschwerden, die denen deiner Frau ähnlich sind?«, fragte Taleke.
    Der Schiffer, ein Mann mit verwittertem Gesicht, schüttelte den Kopf.
    »Gib mir eine Hand.«
    Der Mann reichte ihr die Rechte, und Taleke besichtigte das Handgelenk, an dem sie nichts fand. Dann entdeckte sie Rötungen an der dünnen Haut zwischen den Fingern. Sie rieb sacht darüber.
    »Das juckt manchmal mächtig«, gab der Schiffer zu. »Nie, wenn ich draußen bin, aber nachts …«
    »In der Wärme des Bettes«, ergänzte Taleke verständnisvoll.
    »Ja.«
    »Du wirst die Hände in heißes Wasser tauchen, bis es abgekühlt ist, und dann behandele ich sie mit einer Salbe. Morgen wiederholen wir die Behandlung. Die Aussichten stehen gut, dass ihr bald darüber lachen könnt, du und Nese.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Aber ihr müsst euch, euer Bettzeug und eure Kleidung öfter waschen. Und die Bettunterlagen regelmäßig wechseln.«
    »Das würde ich gerne machen«, erklärte der Schiffer zweifelnd. »Aber wie denn? Den größten Teil meines Verdienstes als Schiffer erhält das Domkapitel für die Wohnung und für das Feuerholz. Die Geistlichkeit ist eine harte Herrin. Nachts und früh morgens fährt mein Junge aus, um zu fischen, und von seinen Erträgen aus Zander und Sülberlaß leben wir einigermaßen auskömmlich. Das heißt, soweit es ihm gelingt, den Fang unter der Hand zu verkaufen. Mein Sohn fängt mehr, als wir in Lübeck heimlich losschlagen können – die Gilde der Fischer wird sehr schnell handgreiflich.«
    »Such dir

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