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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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oder?«
    »Ich vermute: ja.«
     
    Der Einzige, von dem sich Taleke Schutz erhoffen durfte, war Volrad Wittenborch. Sie ging ihn an den Anlegestellen an der Trave suchen, aber entgegen ihrer Vermutung konnte sie sein Schiff nicht finden.
    »Meisterin Taleke, fahndet Ihr möglicherweise nach einem Fässchen Hopfenbier?«, ertönte es aus einem Mast.
    Taleke legte den Kopf in den Nacken. Wermbold, der ihr einst geholfen hatte, einen gebrochenen Arm einzurichten, klemmte unterhalb der Mastspitze der »Heiligen Jakobus« und war dabei, Tauwerk auszuscheren. Mit breitem Grinsen winkte er ihr zu. »Nein, Wermbold, ich suche Volrad Wittenborch«, rief sie lächelnd zurück.
    »Oh, die ›Brücke‹ ist wie immer das letzte Schiff im Winterquartier. Wittenborch kommt meistens, wenn die ersten Schiffer schon ihr laufendes Gut haben abschlagen lassen. Das wird wohl in den nächsten Tagen sein, denn der Winter steht ja nun vor der Tür.«
    Taleke nickte und zog ihr Tuch fest um ihre Schultern. Es wehte ein kalter Wind von Osten, der schon nach erstem Frost roch. »Ich danke dir. Wie geht es Rembert?«
    »Oh, der stemmt mit dem verheilten Arm große Kümmelballen, als wären es nur kleine Timmer mit Hermelin. Und dank Euch auch wieder Bierhumpen.«
    »Dazu hätte er mich wohl weniger gebraucht …«
    »Das ist wahr, aber jetzt kann er mir wieder alles beibringen, was ein rechtschaffener Seemann wissen muss.«
    Taleke lachte und eilte zurück in ihr Häuschen, in dem eine angenehme Wärme herrschte.
     
    Am nächsten Nachmittag klopfte es, und Volrad Wittenborch stand vor der Tür. Taleke musterte ihn erschrocken. »Seid Ihr verletzt?«
    »Wieso verletzt?«, fragte er verwundert und zog seine Kappe vom Kopf. »Ihr habt nach mir verlangt, und da bin ich.«
    »Oh.« Taleke errötete vor Freude. »Kommt herein.«
    Dank des ständigen Feuers im Haus konnte Taleke schnell einen Würzwein erwärmen, den man bei dem Wetter gut gebrauchen konnte. Wittenborch legte beide Hände um den Zinnbecher und atmete den herrlichen Duft ein. »Geht es Euch gut? Ich möchte es fast meinen, wenn ich mir Euer reichhaltiges Geschirr und den Holzstapel ansehe …«
    »Ich kann nicht klagen, viele Frauen kommen zu mir, und es sind nicht mehr nur die Ärmsten, wie am Anfang«, antwortete Taleke bedächtig. »Aber es gibt eine andere Sorge. Ich habe offenbar mich und dazu noch den städtischen Medicus Bertram von Altkerke in Schwierigkeiten gebracht. Es handelt sich um Verleumdung seitens des Stadtrates und der Domherren, und von Altkerke meint, insbesondere ich müsse um mein Leben fürchten.«
    »Eure Zunge?«
    Taleke schmunzelte. »Ihr kennt mich besser, als ich dachte. Ja, ich verabscheue es, mich zu verstellen, und jetzt kann ich mir das auch leisten. Aber der arme Herr von Altkerke sah sich durch mich genötigt, einem Priester zu bestätigen, dass der Aussatz keinen Einzug in eine Hütte gehalten hat, die auf dem vom Domkapitel begehrten Gelände steht.«
    »Aha. Aber um Bertram von Altkerke braucht Ihr Euch nicht zu sorgen. Der beugt sich kirchlichen Begehrlichkeiten sowieso nicht.«
    »Nein? Ich hatte ein schlechtes Gewissen.«
    »Unnötig. Wie kann ich Euch helfen?«
    »Herr von Altkerke sagt, mein Leben sei möglicherweise gefährdet. Ich wollte Euch um Rat fragen. Vielleicht habt Ihr eine Idee, was ich tun könnte?«
    »Er sagte mit anderen Worten, dass Ihr Schutz braucht, weil Euer Leichnam sonst eines Morgens in einer verruchten Gasse entdeckt wird. Stimmt das?«
    »Ja, so meinte er es wohl«, gab Taleke kleinlaut zu.
    Wittenborch dachte nicht lange nach. »Wir machen die ›Brücke‹ in den nächsten Tagen für das Winterlager fertig, wobei nicht alle meine Männer benötigt werden. Ich habe in der Mannschaft den jungen Tideke Gameratte, manchmal auch einfach Ratte genannt, weil er Gefahren wie eine Ratte im Voraus wittert. Der kann Euch bewachen, wie ein Schatten Tag und Nacht folgen.«
    »Aber das geht doch nicht«, stammelte Taleke. »Außerdem würden wohl meine Ersparnisse dabei draufgehen, und die benötige ich für die Ingredienzien, die nur der Apotheker hat.«
    »Um die Kosten macht Euch keine Sorgen. Könnt Ihr ihn im Haus unterbringen?«
    »Ja, doch. Ich habe hier im Behandlungsraum eine Liege. Ich selbst schlafe hinter dem Vorhang.«
    »Dann machen wir das so. Tideke ist ein abenteuerlustiger Kerl, völlig furchtlos, er wird sich freuen, sich den Winter über nicht langweilen zu müssen. Er hat nur einen einzigen

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