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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Freund Luca. Er hat ihn durch das Fenster gesehen. Er ist grässlich, nur verbrannte Haut und schreckliche Augen, schwarz wie die Sünde. Luca sagte, er hätte ihn angezischt wie ein Dämon. Er spricht nämlich unsere Sprache nicht.«
    »Er spricht kein Venezianisch?«
    »Nur ein paar Worte, Signor.«
    »Wie soll ich ihn denn dann behandeln? Du verschwendest meine Zeit«, sagte Valnetti barsch.
    »Nein, Signor, das tue ich nicht«, protestierte der Junge. »Er bezahlt uns, damit wir ihm Brot und Fische kaufen. Aber nur uns Kinder. Erwachsene duldet er nicht in seiner Nähe. Wir haben Tage gebraucht, um das Öl für sein Bad zu beschaffen, er hat eine ganze Armee von uns auf die Märkte geschickt. Und die einheimischen Kinder gehen bei ihm ein und aus, um ihm Venezianisch beizubringen – diejenigen, die seinen Anblick ertragen können, versteht sich. Er sucht jemanden, und er will genug Worte kennen, um ihn zu finden. Einige kommen mit den Taschen voller Münzen aus seinem Haus.«
    Valnetti, der ihm gerade die Tür vor der Nase hatte zuschlagen wollen, hielt inne. »Münzen?«, fragte er laut genug, um das Knurren seines Magens zu übertönen.
    »Ausländische Münzen, aber aus Gold, man muss nur daraufbeißen. Seht Ihr?«
    Der Arzt nahm die Münze von der schmutzigen Handfläche des Jungen und hielt sie in das Frühlingssonnenlicht. Geld und Währungen gehörten zu den Dingen, mit denen er sich am liebsten beschäftigte, und er schmeichelte sich, ein Experte auf diesem Gebiet zu sein. Bei dem Goldstück handelte es sich um einen sultani, eine osmanische Münze mit dem eingestanzten Bild eines turbanbewehrten Kalifen auf einer Seite. Rund um den Turban des Sultans verliefen kleine Zahnabdrücke.
    Der Junge streckte die Hand aus, und Valnetti gab ihm die Münze widerstrebend zurück. »Und dieser … Salamander hat dir das gegeben?«
    »Ja, Signor«, erhielt er zur Antwort. »Eine für den Botengang und eine dafür, dass ich mit einem Arzt wiederkomme.«
    »Und wo lebt er?«
    »In einem der leer stehenden Häuser, die die Familien verlassen haben, als sie auf diese Insel gegangen sind. Neben der Kirche der Wunder.«
    Valnetti überlegte. Es mochte ja eine heidnische Münze sein, aber Gold war Gold. Er holte seinen Stab und seinen Hut. »Bring mich hin«, befahl er.
    Auch ohne seinen kleinen Führer hätte Valnetti das Haus mühelos gefunden. Eine kleine Armee venezianischer Kinder umkreiste es wie eine neugierige und zugleich ängstliche Möwenschar. Es lag im Schatten von Santa Maria dei Miracoli, einer Kirche, an der er jeden Tag vorbeikam. Doch heute war etwas anders.
    Valnetti hob seine Schnabelmaske, als könne er das Geräusch riechen.
    Gesang.
    Zum ersten Mal seit einem Jahr drang der liebliche Gesang der Schwestern des Miracoli-Ordens aus den Fenstern des angrenzenden Klosters. Die Schwestern waren wieder da.
    Valnetti erinnerte sich sehr gut daran, dass Cason die Schwestern fortgelockt hatte, um seine Insel zu bevölkern und sein Krankenhaus zu betreiben.Bedeutete das jetzt, dass Casons Krankenhaus geschlossen war? Der Gesang hallte wie eine Siegeshymne in seinem Kopf wider.
    Einer der größeren Straßenjungen schien die Tür des Hauses zu bewachen. Als er Valnetti und seinen Führer sah, öffnete er die Tür, die Unheil verkündend knarrte und ein pechschwarzes Rechteck freigab. Einen Moment lang regte sich nichts, dann kam eine Goldmünze aus der Dunkelheit geflogen und segelte an Valnettis Schnabel vorbei. Der Junge, der ihn hergebracht hatte, fing sie auf und rannte davon. Vom Aufblitzen des Goldes ermutigt, drang Valnetti in die Finsternis vor.
    Einen Moment lang konnte er überhaupt nichts erkennen. Er ging ein paar Schritte weiter. Gestank stieg ihm in die Nase, zertretenes Ungeziefer knirschte unter seinen Füßen. Irgendwo im Raum atmete etwas mühsam und abgehackt.
    Dann sah Valnetti eine kleine Fläche schwarz schimmern wie die Oberfläche eines Teichs, die sich leicht kräuselte, als sich etwas darin bewegte. Sobald sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entpuppte es sich als ein menschliches Wesen. Der Arzt suchte in seinem Umhang nach seiner Zunderbüchse und entzündete mit schmerzhaft hämmerndem Herzen ein Binsenlicht. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, hätte er dieses Licht beinahe fallen lassen.
    Er sah einen Mann in einem Sitzbad vor sich, einen Mann, der auf den ersten Blick so aussah, als habe man ihn gehäutet. Sein Haar und seine Brauen waren verschwunden, die Nase zu

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