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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Pferden noch ein fünftes geschickt hatte: Mit der Einstellung des Handels hatte er der Stadt ihr Lebensblut entzogen.
    Feyra hob eine Hand und berührte das Wort, das sie am klarsten lesen konnte: Konstantinopel. Einst hatte es für sie Heimat bedeutet. Jetzt war diese Insel ihre Heimat.
    Auf dem Rückweg blickte sie zu Annibales Haus hoch. Darin brannte kein Licht mehr. Im Haus der Triannis war gleichfalls alles dunkel. Sie beschloss, noch ein Stück weiter zu gehen, und schlenderte zum Torhaus. Dort stand die Tür offen, und sie konnte Salves Stuhl in der Ecke neben dem kalten Kamin sehen.
    Sie schritt durch das Tor und auf den Pier hinaus, wo sie noch an diesem Nachmittag Schwester Benedetta nachgewinkt hatte. Feyra blickte auf die Lagune hinaus, auf den in Mondlicht getauchten silbrigen Wasserweg, der zum Horizont führte, wo das Meer auf die Nacht traf. Während sie darüber hinwegblickte, kräuselte sich das Wasser zu unzähligen kleinen Lichtwellen.
    Ein Boot.
    Feyra blieb stocksteif stehen und beobachtete es. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als ihr klar wurde, dass das Boot sich von der Insel entfernte und nicht darauf zuhielt. Sie blinzelte ins Mondlicht. In dem Boot befand sich ein Lenker, aber kein Passagier. Was hatte das zu bedeuten?
    Feyra trat einen Schritt vor und sah direkt vor sich eine Fußspur auf dem Pier glänzen. Es waren Abdrücke, die kein menschliches Wesen hatte hinterlassen können. Einer sah aus wie ein zweizehiger Huf, der andere hatte drei Zehen.
    Wie eine Eidechse.
    Sie kauerte sich davor und berührte den Abdruck. Er war immer noch feucht und verströmte einen vertrauten Geruch. Sie tauchte einen Finger hinein, hob ihn zum Mondlicht empor und rieb ihn gegen den Daumen. Dann hielt sie Daumen und Zeigefinger an die Nase und schnupperte daran. Es war Olivenöl.
    In ihrer gebückten Haltung drehte sie sich zum Tor um. Die seltsamen Fußabdrücke verliefen bis zum Torhaus und daran vorbei. Sie richtete sich zu schnell auf und schwankte einen Moment lang leicht. Jemand war hier an Land gegangen. Sie stand in seinen Fußstapfen.
    Feyra folgte den Spuren durch das Torhaus und verlor sie dann im Gras. Unwillig schüttelte sie den Kopf. Schwester Benedettas Gerede von Eidechsendämonen hatte ihren Verstand vernebelt. Sie musste unbedingt schlafen.
    Das Erste, was sie sah, als sie ihre Haustür öffnete, waren die überall im Raum verstreuten Seiten der Bibel. Dann entdeckte sie einen Kleiderhaufen auf dem Boden, einen voluminösen Umhang, ein Hemd und eine Hose.
    Und dann sah sie den Dämon selbst hautlos vor dem Feuer ausgestreckt liegen, als hätten ihn die Flammen geboren.
    Feyra sackte auf einem Stuhl zusammen. Als sie die Augen aufschlug, hätte sie sie am liebsten sofort wieder geschlossen.
    Sie konnte jetzt erkennen, dass das Wesen auf dem Boden ein Mann war, doch er hatte keine Haut mehr. Er sprach erstickt und undeutlich, denn seine Lippen waren verschwunden.
    »Verzeih mir. Ich kann weder Kleider an meinem Körper noch Schuhe an den Füßen ertragen.«
    Feyra erinnerte sich an die verbotenen Radierungen von Andreas Vesalius, die von der christlichen Kirche für Teufelswerk erklärt worden waren. Sie und Annibale hatten sie abends oft studiert. Sie erinnerte sich an die ihrer Haut beraubten Körper, die das Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen zeigten, dabei aber lebendig wirkten, standen oder gingen und wache Augen in den Köpfen hatten. Dieses Ungeheuer war einem wissenschaftlichen Werk entstiegen, hielt aber ein Buch des Glaubens in seinen verkrümmten Händen – die Überreste der Bibel, die die Badessa ihr gegeben hatte.
    »Hast du das getan?«, flüsterte sie.
    Das Wesen wirkte erregt und wiegte den scharlachroten Kopf hin und her. »Ich kann es nicht finden. Ich habe es versucht, aber ich kann es nicht finden.«
    »Was kannst du nicht finden?«
    »Das weiße Pferd. Janitscharen werden als Christen erzogen. Mein Vater war Turmkommandant in Iskenderun und ein Anhänger des Hirtenpropheten. Daher kannte ich das Buch der Ungläubigen gut, bevor ich nach Konstantinopel gebracht wurde und in das Licht des wahren Gottes eintrat.«
    Der vertraute Name durchdrang den Nebel von Feyras Albtraum. »Wer bist du?«
    Der Mann richtete seine schrecklichen, wimpern- und brauenlosen Augen auf sie. Das Feuer, das ihr daraus entgegenschlug, kannte sie nur zu gut. »Kennst du mich nicht mehr?«, fragte er.
    Sie nickte bedächtig. »Ich kenne dich«, erwiderte sie. »Du bist Takat Turan.« Im

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