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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wieder und wieder, wrangen sie dann aus, so fest sie konnten. Irgendwann waren Margarethas Hände rot und schmerzten, dann spürte sie sie nicht mehr. Es begann wieder zu schneien, und die Mädchen versuchten sich zu beeilen. Schließlich war das letzte Stück gewaschen, ausgespült und gewrungen. Gretje und Rebecca schütteten den Waschbottich im Hof aus, während Margaretha die Leinen in der Waschküche spannte. Es fiel ihr schwer, die Knoten zu schlingen und festzuziehen. Immer wieder hauchte sie auf ihre steifen Finger. Mit Mühe hängten sie und Rebecca die Wäsche auf. Noch ein Mal legte Margaretha Holz nach und schloss dann den Ofen. Sie spürte jeden Knochen, jeden Muskel, ihre Hände taten ihr weh. Auch Rebecca lehnte sich erschöpft an die Wand, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Die beiden nickten sich zu, gingen dann über den Hof, auf dem noch das Waschwasser dampfte, in die Küche. Sie freuten sich auf den warmen Raum, ein gutes Essen und heißen Würzwein. Doch die Küche war kalt, es duftete nicht nach einer warmen Mahlzeit. Der kleine Topf, in dem immer etwas Wein simmerte, war leer.
    Erschrocken starrten sie zu Gretje, die sich über Esther beugte. Die junge Frau kauerte wimmernd in der Ecke.
    »Seit wann geht es dir so?«, fragte Gretje leise, aber eindringlich. Esther öffnete den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder, kniff die Augen zusammen und stöhnte auf.
    »Was ist mit ihr, Moedertje?«, fragte Margaretha entsetzt. »Ist sie krank? Warum hat sie uns nicht gerufen?«
    »Sie ist nicht krank, Meisje, sie bekommt das Kind. Du musst aufstehen, Esther. Du kannst es nicht hier in der Küche bekommen.«
    »Ich kann nicht«, schnaufte Esther gepresst. »Ich kann mich nicht bewegen. Es tut weh.«
    Gretje sah sich zu Margaretha um. »Schürt den Herd und setzt das Essen auf, Meisjes. Heißes Wasser brauchen wir auch, Würzwein. Margaretha, du musst einen Aufguss für sie machen.«
    »Frauenmantel, Baldrian, Birke und Weide?«
    »Vollkommen richtig, gut, Meisje. Weide und Birke nehmen den Schmerz, Frauenmantel bringt die Geburt voran, und Baldrian beruhigt ihre Nerven.« Sie nickte anerkennend. »Wir werden sie nicht bis nach drüben bringen können.« Zweifelnd schaute Gretje ihre Schwiegertochter an.
    »Zusammen bekommen wir sie die Treppe hoch, in meine Kammer. Dort ist es warm. Mit einer Kohlepfanne wird es noch wärmer. Das Bett ist nicht allzu breit, aber es sollte gehen.«
    »Das ist eine gute Idee, Margret. Rebecca, kannst du die Töpfe nach drüben schaffen und dort für die Männer das Essen bereiten? Das Haus hier muss nicht voll sein, die Männer, Gesellen und Lehrjungen können auch drüben essen.«
    »Ich laufe schnell rüber und heize dort den Herd an.« Rebecca schürte den Ofen und ging dann über den Hof in das Nachbarhaus.
    Margaretha eilte nach oben, bereitete das Bett vor. Der Kater lag ausgestreckt auf ihrer Decke und wollte sich nicht vertreiben lassen.
    »Pack dich«, schimpfte Margaretha und jagte ihn davon.Fauchend sprang er vom Bett, verließ aber nicht die Kammer, sondern drückte sich in eine Ecke, dort, wo der Kaminzug entlangführte. Margaretha lief wieder nach unten. Immer noch saß Esther auf dem Boden und drückte sich gegen die Wand.
    »So wird das nichts, Kind. Du musst dich entspannen, es zulassen. Nun komm, wir gehen nach oben.« Gretje fasste ihren Arm.
    »Nein. Ich kann nicht.« Esther schüttelte zerzweifelt den Kopf.
    »Ich helfe dir«, murmelte Margaretha und nahm Esthers anderen Arm. Gemeinsam zogen sie die junge Frau auf die Füße. Erst jetzt sah Margaretha die Pfütze auf dem Boden. »O je. Ist das Blut? Soviel?«
    Gretje schüttelte den Kopf. »Die Blase ist gesprungen. Mehr kann ich nicht sagen, bevor ich sie nicht untersucht habe. Esther, wir gehen jetzt zur Treppe, wir lassen uns Zeit. Margret und ich stützen dich, du wirst nicht fallen, aber du darfst dich auch nicht hängen lassen. Komm, einen Schritt nach dem anderen. Komm, Meisje, komm.«
    Langsam gingen sie durch die Küche und bis zur Treppe. Jeder Schritt war eine Qual. Esther jammerte und weinte. Sie zogen und schoben sie mit sich, zwangen sie weiterzugehen.
    »Nur noch die Stiege, Hartje. Das schaffst du, wir helfen dir ja«, sagte Gretje beruhigend.
    Die ersten Stufen schienen unüberwindbar und schwer, doch dann fasste sich Esther ein Herz und stieg die Treppe empor. Margaretha hatte die Kerzen am Fenster angezündet, das Zimmer wirkte warm und anheimelnd. Seufzend ließ Esther

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