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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sich auf das Bett sinken. Margaretha lief wieder nach unten, setzte Wasser auf, bereitete Würzwein zu, holte die Kräuter für den Trank, der ihre Schwägerin beruhigen und entspannen würde. Margaretha hatte in den letzten Jahren Erfahrungen mit Geburten sammeln können. Auch wenn die Fruchtblasegeplatzt war, hatte Esther noch keine wirklichen Wehen. Denn dann hätten sie sie vermutlich kaum die steile Stiege hochbekommen. Die Angst hatte Esther eingeholt und das Wissen, dass es kein Zurück mehr gab.
    »Was ist mit Esther, was ist mit meiner Frau?« Hermann stürmte hemdsärmelig in die Küche, fasst Margaretha am Arm, schüttelte sie.
    »Sie bekommt das Kind«, sagte Margaretha und lächelte, dann befreite sie sich aus seinem Griff. »Kein Grund, besorgt zu sein. Wir kümmern uns um sie.«
    »Wo ist sie? Ich will zu ihr.«
    »Hermann, sie bekommt ein Kind. Den Letzten, den sie sehen will, bist du.« Margaretha schüttelte amüsiert den Kopf. »Hilf lieber Rebecca und bring die Töpfe nach drüben.«
    Doch er hörte sie schon nicht mehr, stürmte die Treppe nach oben, öffnete eine Tür nach der nächsten.
    »Esther? Liefje? Wo bist du? O mein Herz …«
    Margaretha war ihm in die Diele gefolgt, stand am Fuß der Stiege. Gretjes Stimme klang laut und unüberhörbar durch das Haus.
    »Hermann, das ist eine Frauensache. Sieh zu, dass du verschwindest. Wenn wir dich brauchen, werden wir dich holen. Nun geh, worauf wartest du?«
    »Esther …«
    »Deine Frau bekommt ein Kind. Sie bekommt das Kind, nicht du. Nun geh, los, los. Geh.«
    Wie mit kaltem Wasser begossen, kam er nach unten. Er sah seine Schwester nicht an, ging mit gesenktem Kopf an ihr vorbei, seine Schultern bebten, und auf einmal dauerte er Margaretha. Sie legte den Arm um ihn, zog ihn an sich.
    »Es wird alles gut, Hermann. Alles wird gut, wir werden dafür sorgen«, wisperte sie.
    »Ach, Margret.« Er vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter, weinte haltlos. »Sie hat so Angst zu sterben. So sehr.«
    »Ich weiß.«
    »Ich will sie noch einmal sehen, sollte es tatsächlich geschehen, ich will sie vorher noch einmal sehen.«
    »Das verspreche ich dir, Hermann.« Margaretha drückte ihn an sich, hielt ihn für einen Moment fest. Dann schob sie ihn von sich. »Und nimm den Kessel mit dem Eintopf mit nach drüben. Alle sind bestimmt hungrig.«
    Sie folgte ihm in die Küche, gab ihm den Topf und das Brot, sah ihm hinterher, als er zur Tür ging. Er hatte sie kaum geöffnet, als der erste Schrei aus dem Obergeschoss erklang. Er drehte sich um, seine Augen vor Entsetzen geweitet, doch Margaretha schickte ihn hinaus. »Das ist Frauensache. Nicht schlimm. Wird es schlimm, dann rufe ich dich. Das verspreche ich dir.«
    Sie heizte den Kamin an, kochte Wasser, bereitete den Trunk aus den Kräutern zu, holte frisches Leinen und ging dann nach oben. Ihr Herz klopfte wild, ein kleines Tier, gefangen in ihrem Brustkorb. Was, wenn Esther wirklich starb? Was wäre dann mit Hermann? Zögernd öffnete sie die Tür. Esther stand am Fenster, stützte sich auf das Fensterbrett, sie hatte nur noch ihr Unterkleid an. Doch sie wirkte wahrlich nicht wie eine Frau, die dem Tode nahe war. Verblüfft legte Margaretha die Leinentücher auf das Bett, stellte den Becher mit dem Aufguss auf die Kleiderkiste und schaute ihre Mutter an. Gretje lächelte.
    »Kannst du noch ein Kohlebecken holen? Eines steht in Abrahams Kammer.«
    »Aber es ist doch warm hier, angenehm«, sagte Margaretha zweifelnd.
    »Nicht warm genug. Wir haben noch ein paar Stunden vor uns.«
    Margaretha nickte, holte das Kohlebecken und füllte es. Esther schnaufte, Gretje trat hinter sie und tastete den Bauch ab.
    »Atme hierhin, da, wo meine Hände sind. Atme zu meinen Händen. Atme tief ein, zu meinen Händen. So ist es gut, ichkann es spüren. Sehr gut. Und nun lasse die Luft langsam raus.«
    Esther keuchte.
    »Nein, Esther, atme langsam aus, so: Puhhhhh. Ganz langsam. Komm, mach es so wie ich. Gemeinsam. Puuuuhh. Du kannst das.«
    Esther wimmerte, dann fügte sie sich.
    Die nächsten Stunden zogen sich hin. Margaretha eilte von der Kammer zur Küche, brachte Würzwein, bereitete einen weiteren Aufguss, machte einen Breiumschlag, holte heißes Wasser, Kohlen, kaltes Wasser. Eigentlich war sie so müde, dass sie sich am liebsten zu dem Kater gelegt hätte, der sich an dem Kamin zusammengerollt hatte und trotz des Lärms und der Betriebsamkeit schlief.
    Die Nacht verging. Im Hühnerstall krähte der Hahn. Es wäre schon

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