Die Heilerin
möchte es sogar sehr. Ich möchte sie so mögen, wie ich Esther mag. Mehr sogar, wenn es mir vergönnt wäre. Catharina gibt mir aber nicht die Chance. Sie lässt alle außen vor, manchmal denke ich sogar, dass Abraham gar nicht an sie herankommt. Ich weiß nicht, warum das so ist. Wir haben sie herzlich aufgenommen, so wie Esther auch. Esther war unsicher, aber sie hat ihre Zweifel überwunden. Catharina ist nicht unsicher, sie ist kalt.« Gretje senkte den Kopf. »Sie ist kalt wie ein toter Fisch.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Das sind keine gottgefälligen Gedanken, aber ich meine das gar nicht böse.« Wieder stockte sie, trank ihren Becher leer, stellte ihn fest auf den Tisch und sah Margaretha an. »Darf ich heute Nacht wieder bei dir schlafen? Ich mag nicht mehr in das einsame Schlafgemach zurückkehren.« Sie biss sich auf die Lippe. Margaretha wusste in diesem Moment, wie viel an Überwindung ihre Mutter die Frage gekostet hatte.
»Aber natürlich. Ich dachte sowieso … deshalb habe ich doch darüber nachgedacht … wenn wir alles neu aufteilen?« Margaretha sah unsicher auf, stockte immer wieder.
»Was würdest du denn vorschlagen, Meisje?«
»Nun ja, ich weiß nicht, warum Catharina so schwierig ist, aber ich komme auch nicht an sie heran. Sie will lieber für sich sein. Das macht es schwierig. Vom Platz her sollten Hermann und Esther in dieses Haus ziehen und wir beide nach drüben. Aber vermutlich würde das nur Streit geben.« Margaretha räusperte sich verlegen.
»Der Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen, aber sicher hast du recht. Darüber sollten wir nachdenken.« Gretje erhob sich müde. »Vielleicht wäre es aber auch eine Chance für Catharina, sich mehr auf die Familie einzulassen. Doch andererseits, wir wollen niemanden zwingen.« Langsam ging sie zur Treppe, stieg die erste Stufe empor. »Esther und Hermann könnten das große Schlafzimmer haben, die Kinder deine Kammer.«
»Ja, das würde auch Hermanns Position stärken. Vielleicht wäre das ganz gut. Abraham …«, sagte Margaretha sanft und schluckte die folgenden Worte herunter.
»Abraham ist neidisch. Das hast du richtig erkannt. Hermann setzt sich seit Jahren für uns ein, für das Geschäft, die Weberei. Abraham folgt seinem Glauben.« Gretje schüttelte den Kopf und stieg die Treppe empor. »Ich könnte Dircks Zimmer nehmen. Dirck geht nach drüben.«
»Und ich?«, fragte Margaretha verzagt.
»Du könntest in Rebeccas Kammer. Sie geht in eins der Zimmer der Gesellen. Die stehen ja leer.«
Noch eine Weile planten sie hin und her, schließlich wünschten sie sich eine gute Nacht. Margarethas Bett war breit und gemütlich, der Kater fand Platz in der Mitte zwischen ihnen.
Auch die nächsten Nächte verbrachten sie so. Zu Margarethas Überraschung trieb Gretje jedoch eine neue Ordnungder Räume voran. Nach einigen Diskussionen blieben Abraham und Catharina im Anbau des Nebenhauses. Dirck und Rebecca zogen in das Obergeschoss des Nebenhauses. Margaretha bekam Rebeccas Kammer hinter der Küche, und Gretje bezog Dircks Zimmer.
Es war ein wahres Hin und Her, aber schließlich war alles geregelt. Margaretha freute sich über die Kammer im Erdgeschoss. Endlich konnte Jonkie wieder bei ihr im Zimmer schlafen. Der Kater tat sich etwas schwer mit der Umstellung, fügte sich jedoch dann und rollte sich schwer seufzend und dunkel schnurrend an ihrer Seite zusammen.
Das Jahr 1681 verging. Weihnachten und Neujahr waren ohne Isaak voller Wehmut und Trauer. Esther gebar einen zweiten Sohn, die Geburt verlief leicht und problemlos. Catharina bekam drei Wochen später ihr Kind. Gretje und Margaretha freuten sich sehr, der Mutter das gesunde Mädchen zeigen zu können, doch Catharina sank erschöpft und enttäuscht in ihr Kissen und drehte den Kopf weg.
»Kein Stammhalter?«
»Dein Kind ist gesund, das ist mehr als viele andere haben«, sagte Gretje ernst. »Und es braucht dich.«
Die Kleine wimmerte leise, doch Catharina reagierte nicht. Gretje schnaubte wütend, drückte Margaretha den Säugling in den Arm und legte ihre Hand auf Catharinas Schulter.
»Hör mir gut zu, Meisje. Du bist die Frau meines Sohnes, die Mutter meiner ersten Enkelin. Abraham liebt dich, er liebt dich sehr. Er wird stolz auf dieses Kind sein, froh und glücklich, dass ihr beide die Geburt gesund überstanden habt.«
Catharina drehte den Kopf weiter zur Seite, sah Gretje nicht an. »Ich will das nicht«, sagte sie tonlos.
»Das? Das ist deine Tochter.
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