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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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…« Unsicher sah er sich um. Röte stieg an seinem Hals empor, goss sich über das rasierte Kinn und die Wangen. Den Hut hatte er endlich abgesetzt und neben sich gelegt.
    »Gehst du zu unserem Gast, Samuel? Du kannst dich auf seinen Schoß setzen, und ich mache dir dann das Essen fertig. Machst du das, ja?«, fragte sie den kleinen Jungen. Unschlüssigsah Samuel zu dem fremden Mann, nickte aber dann. Erleichtert setzte Margaretha das Kind ab. Auf dem Herd kochte der Eintopf. Margaretha kostete und verzog das Gesicht, das Gericht war versalzen. Was war nur mit Rebecca los? Und musste das heute passieren? Sie holte altes Brot aus der Vorratskammer, zerbröselte es und mischte es mit saurer Sahne unter den Eintopf. Dann schrubbte sie ein paar Wurzeln, schnitt sie klein und gab sie dazu. Eine Handvoll Petersilie auch noch, und schon schmeckte es ganz anders. Erleichtert füllte sie eine Schale mit dem Brei und stellte sie vor Samuel auf den Tisch. Hungrig griff der Junge nach dem Löffel, tauchte ihn in den Eintopf, kleckerte. Tränen der Verzweiflung stiegen dem Kind in die Augen.
    »Nun, nun, immer mit der Ruhe, ich helfe dir.« Pastorius nahm dem Kind den Löffel ab. »Ich mach das schon«, sagte er beruhigend zu Margaretha. »Wirklich. Ihr habt bestimmt noch mehr zu tun.«
    Margaretha nickte und wandte sich um. Brot, Eintopf und Brühe waren keine Mahlzeit für einen Gast aus der Fremde. Sie überlegte, was sie noch an Speisen anbieten konnte. Jetzt im Frühjahr war die Vorratskammer fast leer. Sie hatten noch geräuchertes oder gepökeltes Fleisch. Zwei kleine Ferkel warteten im Schuppen darauf, in diesem Jahr gemästet zu werden. Die Hühner legten fleißig Eier. Margaretha könnte einen von ihnen den Hals umdrehen, aber bevor das Huhn ausgenommen, gerupft und gebraten war, wäre der Gast vermutlich verhungert. Für heute Abend, dachte sie verärgert, wird er mit unserer Hausmannskost vorliebnehmen müssen. Immer noch ließen sich weder Catharina noch Abraham blicken, auch das machte sie wütend.
    Margaretha wischte den Tisch ab, deckte ihn. Sie nahm das gute Geschirr, das sich auf dem schrundigen Holztisch seltsam machte. Dann holte sie Heringe aus der Kammer, schnitt Zwiebeln in Ringe, richtete alles zusammen mit frischer Brunnenkresse aus dem Garten auf einem Teller an.
    Immer wieder schaute sie zu dem Advokaten, der Samuel geduldig fütterte, ihn kitzelte und unterhielt. Schließlich war die Schale des Kindes geleert. Der kleine Junge gähnte herzhaft und streckte Margaretha die Arme entgegen.
    »Ich bring dich ins Bett«, sagte sie und nahm das Kind. In diesem Moment kam Dirck in die Küche.
    »Goedenavond, Mijnheer. Ich bin Dirck op den Graeff. Wir haben uns noch gar nicht begrüßt.« Herzlich schüttelte er die Hand des Fremden. »Ihr haltet uns bestimmt für unhöfliche Gastgeber, aber dem ist nicht so. Wir sind nur etwas überrascht von Eurer Ankunft, hatten noch nicht mit Euch gerechnet. Das ist unser Fehler. Ich hoffe, Ihr verzeiht dies.« Er räusperte sich. »Das Bad ist bereit. Vielleicht möchtet Ihr Euch säubern und entspannen, bevor es Essen gibt.«
    »Das Bad? Ich kann es kaum glauben. Ihr habt wirklich einen Badezuber?« Pastorius stand auf. »Es muss einen Fehler in der Korrespondenz gegeben haben. Es ist sicher meine Schuld. Ich bin seit Wochen, ja Monaten im Auftrag der Frankfurter Land Compagnie unterwegs. Ich reise kreuz und quer durch das Land, und nicht immer erreicht mich meine Post. Ich fühle mich ganz schlecht, einfach hier eingedrungen zu sein.«
    »Das müsst Ihr nun wirklich nicht, guter Mann.« Dirck lachte auf. »Nun kommt mit, genießt das Bad. Meine Mutter befasst sich mit Kräutern. Ich habe eines ihrer Badeöle und eine gute Seife bereitgestellt. Nehmt Euch Zeit! Mögt Ihr ein Glas Rotwein dazu? Ich wollte gerade eine Flasche aus dem Keller holen.«
    »Ein Bad mit heißem Wasser, Seife und Badeöl. Dazu noch Rotwein. Ich bin gewiss im Himmel. Habt Dank!« Pastorius schüttelte den Kopf, stand auf und griff nach seiner abgewetzten Tasche, die er neben die Küchenbank gestellt hatte. »Mit so einem Willkommen hatte ich ganz sicher nicht gerechnet.«
    Verwundert wechselten Margaretha und Dirck einen Blick.
    »Kommt mit, hier entlang in den Hof geht es zur Waschstube«,sagte Dirck dann, während Margaretha den müden Jungen nach oben trug. Sie zog ihn aus und wusch ihn flüchtig, legte ihn dann in sein Bett. Esther hatte gerade den Säugling gewickelt und legte ihn nun in die

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