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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hühnergehege. Margaretha nahm vorsichtig die Eier ab. Auf dem Weg zurück zum Haus hörte sie, dass Dirck im Stall auf jemanden einredete. Plötzlich öffnete sich die Stalltür. Rebecca rannte hinaus, sie hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und weinte lauthals. Dirck folgte ihr, blieb stehen, als er seine Schwester sah.
    »Was hast du mit ihr gemacht?«, fragte Margaretha erbost. »Hast du sie verletzt?«
    Dirck senkte beschämt den Kopf, schaute zu Boden. »Nein«, murmelte er dann.
    »Was hast du dann gemacht? Sie wird ja nicht ohne Grund weinen.«
    Dirck sah sie an, seine Augen waren dunkel, ob vor Wutoder Verzweiflung konnte Margaretha nicht ausmachen. Abrupt drehte er sich um, ging zurück in den Stall. Er sattelte die Stute und ritt davon.
    Kopfschüttelnd ging Margaretha zurück in die Küche.
    »Wo ist Rebecca?«, fragte sie.
    »In ihrem Zimmer. Sie hat irgendwas von Dirck gesagt, aber ich habe es nicht verstanden. Haben sich die beiden gestritten?«, wollte Esther wissen.
    »Scheint so.« Wütend schlug Margaretha die Eier auf, verknetete sie mit dem Kaninchenfleisch, den Gewürzen und Zwiebeln. Dann füllte sie die Masse in die Pastetenform, die Esther mit Teig ausgelegt hatte, und schob die Form in den Ofen. »Und jetzt hat er sich aus dem Staub gemacht, ist einfach ausgeritten. Deckst du den Tisch? Ich schaue nach Rebecca.«
    Vorsichtig klopfte sie an die Tür zu Rebeccas Kammer, doch die Magd antwortete nicht. Wieder klopfte Margaretha, diesmal ein wenig kräftiger.
    »Lass mich in Ruhe«, schluchzte Rebecca.
    »Rebecca? Was ist denn passiert?«
    »Nichts. Lass mich einfach in Ruhe.«
    »Nichts? Und deshalb weinst du? Warum glaube ich dir nicht?« Margaretha öffnete die Tür und betrat die Kammer. Rebecca saß auf ihrem Bett, die Beine an den Leib gezogen, und weinte haltlos. Margaretha setzte sich neben sie, legte den Arm um die Schultern des Mädchens und drückte sie an sich. »Was hat er gesagt? Getan?«
    Rebecca schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht sagen.«
    »Hat er dich beleidigt?«
    »Nein.«
    »Verletzt?«
    »Auch nicht.«
    »Rebecca, er hat dich zum Weinen gebracht. Das muss doch einen Grund haben.«
    »Ja, aber ich kann nicht darüber sprechen.«
    Eine Herzenssache, dachte Margaretha. Jan fiel ihr ein undsein kalter Blick, mit dem er sie am Nachmittag gemustert hatte. Alle Freundschaft und Zuneigung waren daraus verschwunden, es tat ihr weh. War das der Grund für die Verzweiflung der Magd? War Rebecca verliebt in Dirck? Die beiden hatten sich immer gut verstanden, eigentlich mehr als das, es hatte immer eine Art Vertrautheit zwischen ihnen geherrscht. So wie zwischen Bruder und Schwester, hatte Margaretha angenommen, aber vielleicht täuschte sie sich. War Rebecca womöglich in Dirck verliebt? Und Dirck erwiderte die Gefühle nicht so, wie sich das Mädchen es erhoffte? Margaretha seufzte.
    »Rebecca, putz dir die Nase und wasch dir das Gesicht. Wir haben einen Gast und müssen das Essen bereiten.«
    »Ich kann nicht«, wimmerte das Mädchen.
    Margaretha holte tief Luft. Sie wünschte sich, dass ihre Mutter da wäre und das Problem lösen würde, doch Gretje hatte andere Aufgaben. »Nun gut, dann beruhige dich. Ich hebe dir etwas vom Essen auf. Wenn du reden willst, kannst du immer zu mir kommen.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich, das weißt du doch. Ich muss mich jetzt aber um den Haushalt kümmern.« Langsam stand sie auf. Immer noch weinte die Magd, doch sie schien schon ruhiger geworden zu sein. »Bleib hier, ich bringe dir gleich etwas Suppe. Komm wieder zu dir und schlaf dann ordentlich aus. Morgen wird hier sicher viel los sein, bestimmt werden Abraham und Hermann alle zusammenrufen wegen dieses Advokaten.« Sie schnaufte. »Heute Abend sind wir aber unter uns. Also ruh dich aus. Und wenn Dirck dir etwas angetan hat, dann sag es mir. Ich werde dich rächen. Er hasst Mäuse, hat er schon immer. Sollte er dich beleidigt haben, werde ich Mäuse in sein Zimmer stecken. Der alte Kater fängt noch einige, hat aber nicht mehr die Kraft, sie totzubeißen.«
    Zum ersten Mal hob Rebecca den Kopf und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Er hasst Mäuse? Wirklich?«
    »Ja, tut er.«
    »Gut zu wissen. Danke, Margret. Du bist … wie eine Schwester.« Wieder schniefte sie und verbarg den Kopf in den Händen.
    Eine liebeskranke Magd hatte Margaretha gerade noch gefehlt. Sie ging zurück in die Küche, wo Esther den Tisch schon gedeckt hatte.
    »Was ist mit Rebecca?«, fragte

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