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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Wiege.
    »Was war da unten los?«, wisperte sie. »Ich habe Stimmen gehört und dann die Pumpe im Hof. Ist etwas passiert? Ich konnte nicht schneller herunterkommen, mein kleiner Sohn meint jedes Mal, es wäre die letzte Mahlzeit, die er bekommt.« Lächelnd stopfte sie die Decke um das Kind fest. »Was ist mit Samuel?«
    »Samuel ist satt, sauber und schläft.« Margaretha lachte leise. »Ihm geht es gut.« Dann stockte sie. »Wir haben Besuch. Einen Gast.«
    »Wer ist es?« Neugierig sah ihre Schwägerin sie an.
    »Ein Mijnheer Pastorius.«
    »Wer? Doch nicht dieser Advokat aus Frankfurt?«
    »Doch.« Margaretha setzte sich auf die Kleidertruhe. »Genau dieser Pastorius. Ich hatte gehofft, dass er nie hier auftaucht, aber nun ist er da.«
    »Ach.« Esther wischte sich über das Gesicht. »Nun ja.« Sie drehte sich um, sah aus dem Fenster. »Hermann hat immer wieder von ihm gesprochen.«
    »Ich weiß«, sagte Margaretha tonlos. »Aber ich habe nicht geglaubt, dass er wirklich kommt.«
    »Ich auch nicht.« Esther schüttelte den Kopf. »Das Leben hier wird nicht besser, aber ich möchte trotzdem nicht weg.«
    »Können wir uns wehren?« Margaretha biss sich so fest auf die Lippe, dass sie Blut schmeckte.
    »Nein.«
    Die beiden Frauen sahen sich an. Ihn ihrem Blick lag Entsetzen gepaart mit Verzweiflung. Schließlich stand Margaretha auf, umarmte ihre Schwägerin. »Hermann würde nie etwas machen, was den Kindern schaden würde. Er liebt sie und dich auch.«
    Sie schaute in die Wiege, in der ihr Neffe selig schlummerte.
    »Ja.« Esther schluckte hart.
    »Und nun hilf mir bitte, das Essen zu bereiten. Catharina hat gewiss gewusst, dass Pastorius kommt, und hat es nicht gesagt. Mutter ist unterwegs, und unten sieht es aus … nun ja, wie immer halt.« Margaretha zwang sich zu lächeln.
    »Dieser Mann will uns an das andere Ende der Welt bringen. Dort wird es sicher nicht jeden Tag ein Festmahl geben.« Esther seufzte. »Catharina hat es gewusst? Nun komm, wir machen das Beste daraus und werden sie vor Neid erblassen lassen.«
    »Rebecca hat dem Mann ein Bad bereitet, das hat ihn erstaunt.« Margaretha kicherte leise. Gemeinsam gingen die beiden die Treppe hinunter.
    »Ein Bad. Das hätte ich jetzt auch gerne.« Esther streckte sich müde. »Ist da nicht noch Kaninchen in der Vorratskammer? Der Knecht hat doch letzte Woche im Wallgarten Fallen aufgestellt.«
    »Die habe ich ganz vergessen. Natürlich, wir haben noch Kaninchen.«
    »Dann mach daraus deine Pastete, Margret. Die ist köstlich. Vielleicht kannst du den Mann damit verzaubern, und er vergisst sein Anliegen.«
    »Schön wäre es«, murmelte Margaretha.
    In der Küche wartete schon Catharina auf sie. »Wo wart ihr denn? Wir haben einen Gast, wurde mir gesagt.«
    »Ja, wir haben einen Gast, meine Liebe«, sagte Margaretha so freundlich, wie sie es vermochte. »Franz Daniel Pastorius, der Advokat aus Frankfurt. Er nimmt ein Bad.« Margaretha ging zur Vorratskammer. »Kannst du den Pastetenteig kneten, Esther? Ich schaue nach dem Kaninchenfleisch.«
    »Natürlich, Margret.« Esther schmunzelte. »Catharina, prüfe doch, ob die Hühner noch Eier gelegt haben.«
    »Das kann Rebecca machen, es ist ihre Aufgabe.«
    »Da hast du recht. Aber Rebecca erhitzt das Wasser für das Bad deines Gastes und sorgt sich um sein Wohlbefinden. Eigentlich wäre das deine Aufgabe.«
    »Ich wusste ja gar nicht, dass er da ist.« Catharina schnaubte
    »Wir wussten noch nicht einmal, dass er kommt, meine Liebe.« Margaretha legte die beiden Kaninchen auf den Küchentisch. Sie waren schon abgezogen und ausgenommen. Margaretha nahm ein Messer und entbeinte die Tiere, während Esther den Teig knetete.
    »Aber Abraham hat doch gesagt, dass er den Advokaten eingeladen hat.« Mürrisch ging Catharina zur Hoftür.
    »Ja, das hat er schon vor Monaten gesagt, aber er hat kein Datum genannt. Kann der Mann bei euch schlafen? Ist das Zimmer bereit?«
    »Ich schaue noch mal«, sagte Catharina kurz angebunden und verließ die Küche.
    Esther lachte auf. »Gottegot. Sie ist böse mit uns.«
    »Soll sie sein.« Margaretha schnitt das Fleisch in kleine Stücke, würfelte Zwiebeln und holte Speck aus der Vorratskammer. »Haben wir denn noch Eier?«
    »Ich habe die letzten von gestern gerade verbraucht. Die Hühner sollten jedoch gelegt haben.«
    »Wo ist Rebecca eigentlich?« Margaretha wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging in den Hof. Die Magd war weder beim Waschhaus noch beim

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