Die Heilerin
wissen kannst, denn du gehst nie zum Markt. Du überlässt alle harten Arbeiten den anderen Frauen dieses Haushalts. Rebecca, Margret und meine Frau leisten mehr als du. Warum sollen wir dich mitnehmen? Weißt du einen Grund dafür?«
Catharina schnappte empört nach Luft, sah Abraham an, doch er senkte den Kopf.
»Nein, Catharina, ich will keine Antwort«, sagte Hermann leise. »Ich will gar keine Antwort von dir, aber ich fordere, dass du dich zurückhältst. Dirck hat Rebecca erwählt. Er liebt sie, und nur ein Blinder konnte das übersehen. Er liebt sie, und ganz sicher trägt sie sein Kind. Sie werden heiraten. Rebecca wird einen Erben des Hauses op den Graeff gebären.« Hermann hielt inne, atmete tief ein. »Und ich will nie wieder ein böses Wort über Rebecca hören. Gute Nacht, Schwägerin.«
Catharina drehte sich um und ging. Die Tür fiel krachend hinter ihr ins Schloss.
Alle schwiegen für einen Moment, dann hob Esther den Becher. »Auf Dirck und Rebecca. Ich freue mich sehr für euch!«
»Ich auch«, sagte Margaretha. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich wieder leicht, die dunkle Wolke an Ängsten, die bisher über ihr geschwebt hatte, schien verwunden. Mit Rebecca und Esther an meiner Seite werde ich alles meistern, dachte sie.
Am nächsten Morgen setzten sich Gretje, Esther und Margaretha zusammen und schrieben Listen. Sie notierten, was sie alles an Besitz hatten, wie viel Geschirr und Steingut sie besaßen, was an Kleidung und an Tuch vorhanden war. Nur Catharina gesellte sich nicht zu ihnen. Abraham ließ ausrichten, dass sie an Kopfschmerz litt. Gretje bereitete einen Aufguss aus Frauenmantelkraut zu, gab diesen Abraham für seine Frau mit.
»Sie soll einen Teil trinken, in den anderen Teil ein Tuch tunken und sich dieses auf die Stirn legen. Das wird den Schmerz lindern«, sagte Gretje.
Esther und Margaretha warfen sich einen belustigten Blick zu. »Kopfschmerzen, so, so«, sagte Margaretha leise.
Gretje wartete, bis Abraham die Küche verlassen hatte, dann setzte sie sich an den Küchentisch.
»Meisjes, ich kann euch gut verstehen. Hermann hat mir gesagt, was sich gestern Abend zugetragen hat. Das war nicht schön von Catharina. Aber sie ist ein Mitglied unserer Familie. Und sie wird es bleiben. Wir wandern nach Pennsylvania aus und werden aufeinander angewiesen sein. Häme und Streit sind da nicht am Platze.«
»Rebecca wird auch ein Teil der Familie sein, Moedertje. Was ist mit ihr? Muss sie Catharinas Benehmen ertragen?«, fragte Margaretha.
»Catharina hat gestern doch deutliche Worte zu hören bekommen, wenn mich nicht alles täuscht. Sie wird darüber nachdenken, und ich bin mir sicher, sie wird sich entsprechend verhalten.«
»Moedertje, du weißt doch, wie sie ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie mit uns zieht. Die Reise wird nicht einfach werden, die erste Zeit sicherlich auch nicht. Catharina ist nicht dafür geschaffen. Sie weiß es, und sie wird ihren Unmut an uns auslassen«, sagte Esther bedächtig.
»Vielleicht ist das eine Prüfung, die wir bestehen müssen. Ich verstehe dich und deine Gedanken, aber wir können sie janicht hier lassen. Sie ist Abrahams Frau, die beiden scheinen glücklich miteinander zu sein. Das ist etwas, was ich all meinen Kindern wünsche. Hermann hat es mit dir gut getroffen, Esther, so wie wir auch. Rebecca ist schon lange ein Teil der Familie, mehr als eine Magd.« Gretje lächelte. »Vielleicht war das eine Fügung des Schicksals, denn ansonsten könnten wir sie sicherlich nicht mitnehmen, das würde ihr Vater nicht zulassen.«
»Was ist, wenn er die Heirat nicht erlaubt?«, fragte Margaretha leise.
»Das wird er schon, da bin ich mir sicher.« Wieder lächelte Gretje. »Die beiden Brautleute sind unterwegs zum Platenhof, um das zu klären. Und anschließend werden sie beim Konsistorium vorsprechen und um einen Dispens bitten, denn das Aufgebot können sie nicht einhalten.«
»Hoffentlich geht das alles gut«, murmelte Margaretha besorgt.
Gretje legte ihr die Hand auf den Arm. »Das wird es. Und nun lasst uns schauen, was wir an Besitztümern haben und was wir mitnehmen wollen.«
Die Entscheidungen fielen ihnen nicht leicht. Im Nachbarhaus klapperten die Webstühle rhythmisch, die Reste an Flachs sollten noch verwebt werden. Gegen Mittag kehrten Rebecca und Dirck zurück. Rebecca kam schüchtern in die Küche, während Dirck Hermann am Webstuhl ablöste.
Hermann nahm seinen Mantel und den Hut und ging in die Stadt,
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