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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gretjes Becher mit Wein. »Danke, Meisje«, sagte sie und lächelte Esther zu. Dann schaute sie wieder in die Runde. »Wie wollt ihr das Land bezahlen? Und was wird aus den Häusern?«
    Abraham senkte den Kopf, doch Hermann nickte. »Moedertje, das hängt von dir ab. Wir können über dich und dein Leben keine Entscheidung fällen. Es steht dir frei, zu bleiben oder mitzukommen.« Er holte tief Luft. »Wenn du bleibst, kannst du die Häuser vermieten und den Wallgarten verpachten. Von dem Ertrag solltest du gut leben können.«
    »Und ihr? Von welchem Geld kauft ihr das Land, min Zoon?«
    »Wir werden so schnell es geht unser Lager leeren. Wir haben noch etliche Ballen Leinen. Auch werden wir das Geschäftsvermögen, das noch gebunden ist, zur Auszahlung bringen. Das Land können wir, wenn wir nicht genügend Geld haben, um es zu kaufen, auch pachten. Der Preis für dreitausend Acker Land beträgt hundert Pfund Sterling. Das Geld sollten wir haben. Weiteres Land können wir bei ewigerErbpacht von einem Schilling auf den hundertsten Acker erwerben. Die Überfahrt kostet auch einiges, aber das werden wir erst wissen, wenn wir in Rotterdam sind. Und erst da müssen wir das Land kaufen oder pachten.«
    Gretje sah ihren Sohn an, der ihrem Blick standhielt. Die Luft schien vor Spannung zu knistern. »Es hängt also von mir ab?«, fragte Gretje leise.
    »Nein, wir haben genug Geld, auch wenn wir die Häuser und den Wallgarten nicht verkaufen, Moedertje. Wir könnten verstehen, dass du hier bleiben willst.«
    »Ich soll hier bleiben? Alleine? Und ihr geht alle in das neue Land? Ich würde euch nie wiedersehen. Das kann ich nicht.« Sie trank einen großen Schluck aus dem Becher, schaute dann wieder auf. »Ich komme mit euch, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.« Sie lachte auf, es klang ein wenig bitter. Margaretha lief ein Schauer über den Rücken.
    »Wir wollen dich nicht zwingen, Moedertje. Von der Pacht könntest du hier bequem leben …« Hermann hob hilflos die Schultern.
    »Ihr zwingt mich ja nicht. Schon als Kind musste ich mit meiner Familie fliehen, weil wir nicht mehr erwünscht waren. Wir fanden Zuflucht in dieser Stadt. Aber diese Stadt birgt keine Zuflucht oder Sicherheit mehr. Noch können wir alles verkaufen, aus freien Stücken von dannen ziehen. Wir müssen nicht fliehen und nicht alles hinter uns lassen. Wir können die Häuser verkaufen und haben somit ein Polster.« Wieder trank sie einen Schluck. »Ich mag es nicht verhehlen, die weite Reise über das Meer in die Ungewissheit schreckt mich. Noch mehr schreckt mich aber ein Leben alleine. Alt zu werden ohne meine Familie, ohne meine Enkel aufwachsen zu sehen. Ich habe schon zweimal in meinem Leben neu angefangen, ich werde es ein drittes Mal tun. Ich freue mich nicht darauf, aber es schreckt mich auch nicht.« Gretje trank ihren Becher leer, stand auf und ging nach oben in ihr Zimmer, ohne ihre Kinder anzusehen.
    Hermann lehnte sich zurück, nachdem sie gegangen war, und atmete tief aus. »Hemeltje«, seufzte er.
    »Was denn?«, Abraham schlug ihm auf die Schulter. »Sie wird sich schon finden. Es sieht doch gut aus. Morgen werde ich die Häuser zum Verkauf anbieten. Es gibt bestimmt eine Menge Interessenten. Die Häuser sind groß, gut erhalten, das Grundstück ist gut, und den Wallgarten haben wir auch noch. Es sollte genug Geld für sechstausend Acker haben, wenn nicht mehr.«
    »Du Zecke«, murmelte Margaretha böse und biss sich auf die Lippe, senkte den Kopf. Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    Esther strich ihr über den Arm. »Nun komm, Hartje«, wisperte sie. »Das Schicksal trifft uns alle. Glaub nicht, dass ich mich unbändig darüber freue.«
    Margaretha wischte sich die Tränen aus den Augen. »Wie soll das gehen? Was nehmen wir mit? Wann wollt ihr los?« Tausend Fragen brannten ihr auf der Zunge.
    »Immer mit der Ruhe, Meisje. Wir fangen jetzt an zu planen«, sagte Hermann bedächtig. »Es ist aber so, dass im Herbst kein Schiff mehr über das Meer fährt. Ich dachte, dass wir so schnell wie möglich alles packen und den Rest verkaufen und uns auf den Weg machen. Wir könnten in zwei Wochen schon so weit sein.« Er räusperte sich.
    »In zwei Wochen?« Margaretha schüttelte den Kopf. »Wie stellst du dir das vor? Wir sind … sind … zehn Personen. Wir müssen alles packen, verstauen … wir müssen … planen.«
    »Zehn? Wie kommst du auf die Zahl?«, fragte Catharina spröde. »Wir sind neun. Dabei zählen die beiden

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