Die Heilerin
Säuglinge noch gar nicht. Ohne sie sind wir sieben.«
Margaretha sah sie überrascht an. »Natürlich sind wir zehn. Wen willst du denn nicht mitnehmen? Mutter hat doch gerade gesagt, dass sie uns folgt.«
»Ich weiß nicht, wie du zählst, Kindje, aber ich komme nur auf neun. Hermann, Esther, zwei Kinder – macht vier. Abrahamund ich, mit einem Kind, das sind drei. Drei plus vier gibt sieben. Du und eure Mutter. Das sind neun.«
»Und Rebecca?« Margaretha sah Catharina fassungslos an. »Was ist mit Rebecca?«
»Rebecca?« Catharina sah die Magd an. »Was soll mit ihr sein? Sie geht zurück zu ihrer Familie.«
»Nein«, sagte Dirck ernst. »Rebecca kommt mit.«
Catharina lachte spitz auf. »Ich bitte dich, wir brauchen doch keine Magd, zuerst zumindest nicht.«
»Da hast du völlig recht, Schwägerin. Rebecca kommt als meine Frau mit, nicht als Magd.«
»Bitte? Das ist nicht dein Ernst. Du wirst doch jetzt nicht die Magd ehelichen? Es gibt in der Neuen Welt genug Frauen, die auf Ehemänner warten.«
»Catharina, ich scherze durchaus nicht. Rebecca wird als meine Frau mitkommen. Wir werden binnen Wochenfrist heiraten.« Er stand auf, setzte sich neben die Magd, nahm ihre Hand. Rebecca hielt den Kopf gesenkt, ihre Schultern zuckten. Dirck legte den Arm beschützend um sie, zog sie an sich.
Endlich, dachte Margaretha. Wenn wir dafür auswandern müssen, dann ist es das vielleicht wert. Nach und nach ließ sie sich auf den Gedanken ein, fing an zu planen.
»Bist du des Teufels, Schwager?«, fragte Catharina entsetzt.
»Catharina, bitte«, sagte Hermann leise. »Es ist seine Entscheidung, und es ist eine gute Entscheidung.«
»Was? Seid ihr verrückt geworden? Sie ist eine Magd. Er würde unter unserem Stand heiraten, wir müssten sie mitnehmen und ihre Überfahrt bezahlen. Dirck hat noch keine Anteile an dem Besitz, er ist der dritte Sohn dieser Familie.«
»Catharina, wie kannst du nur?« Esther stand auf. »Wir sind doch keine Adelsfamilie, die Titel zu vergeben hat. Schäm dich. Rebecca ist mehr wert als du, wenn es um das Leben in der Neuen Welt geht. Immerhin weiß sie, wie man Fleisch pökelt, räuchert und wie man Brot backt. Sie steht jeden Morgen vor dir auf und bereitet dir das Frühstück.«
»Ja, sie ist eine Magd, und das ist ihre Aufgabe.« Catharina schnaufte. »Das ist kein Grund, sie zu ehelichen.«
»Catharina, liebe Schwägerin, nein, das ist kein Grund sie zu ehelichen. Damit magst du recht haben«, sagte Dirck und stand auf. Er ließ seine Hand auf Rebeccas Schulter. Das Mädchen traute sich immer noch nicht hochzuschauen. »Margret, füll die Becher, bitte. Ich möchte einen Toast ausbringen.« Dirck sah in die Runde, sein Mund wirkte verkniffen, obwohl er sich um ein Lächeln bemühte. Margaretha holte den Weinkrug, schenkte allen nach. »Ich trinke auf Rebecca, geborene Platen, meine zukünftige Frau.« Er hob seinen Becher, sah Catharina herausfordernd an.
»Hemeltje, Dirck, bist du von allen guten Geistern verlassen?«, fragte Catharina. »Warum willst du das Mädchen heiraten?«
»Catharina, abgesehen davon, dass sie mein Herz gewonnen hat, und das schon vor Jahren, trägt sie mein Kind. Ist dir das Grund genug?«
»Du hast die Magd geschwängert? Gottegot, dafür hätte dir ja kein besserer Zeitpunkt einfallen können.« Catharina schluckte. »Aber das ist doch nichts, was man nicht mit einer gewissen Summe bereinigen könnte.«
»Bist du noch bei Trost, Schwägerin?«, fragte Hermann fassungslos.
»Vrouw, du solltest nach unserem Kind sehen, jetzt«, murmelte Abraham.
Catharina schaute sich um, ihre Miene wirkte ungläubig. »Ihr könnt das doch nicht gutheißen? Sie ist eine Magd. Und wer sagt denn, dass es Dircks Kind ist?«
»Verdomme, Vrouw!« Abraham stand auf. »Geh und sieh nach dem Kind.«
Catharina schob ihren Stuhl zurück, sie schaute zu Rebecca, ihr Blick war voller Verachtung.
»Nein, warte«, sagte Hermann ruhig, aber kalt. »Catharina, hast du gehört, was Dirck gesagt hat?«
»Natürlich. Er hat die Magd bestiegen und geschwängert. Das passiert. Wir wollen ins neue Land aussiedeln, ein Vorhaben, das uns viel Geld kosten wird. Sie soll mitkommen. Schwanger, obwohl nicht klar ist, von wem das Kind ist.«
»Bezweifelst du, dass das Kind von Dirck ist?«
»Sie ist eine Magd, Schwager. Weißt du, was sie auf dem Markt treibt?«
Inzwischen weinte Rebecca haltlos.
»Nein«, sagte Hermann, »das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass du es auch nicht
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