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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Zwischendeck zurückgezogen. Da es keine Betten oder Hängematten gab, kauerten sie sich auf den Boden und versuchten zur Ruhe zu kommen. Husten, Seufzen, Stöhnen und auch Schnarchgeräusche füllten den engen Raum. Dazu kam das Heben und Senken des Schiffes, das Knattern der Segel, die Befehlsrufe der Matrosen.
    Margaretha blieb an Deck und zog ihr Schultertuch eng um sich. Sie fröstelte. Nur wenige andere waren auch auf dem Oberdeck.
    »Der Himmel ist wunderschön«, flüsterte Rebecca, die plötzlich neben sie trat.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragte Margaretha.
    »Du etwa?« Rebecca lachte leise. »Dirck schnarcht zum Gotterbarmen.« Sie atmete tief durch. »Die Luft schmeckt anders. Salzig, aber viel frischer als im Hafen.«
    Margaretha drehte sich um, lehnte sich mit dem Rücken an die Reling und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein, ich kann nicht schlafen. Es ist aufregend, aber auch beängstigend. Ich habe das Gefühl, noch nie so viele Sterne gesehen zu haben, es werden immer mehr, je länger man schaut.«
    Die Dünung nahm zu, das Schiff tauchte in ein Wellental ein, ächzte, der Bug hob sich wieder. Die Seeleute riefen sich etwas zu, kletterten in die Takelage und refften einen Teil der Segel. Es sah aus wie ein erprobter Tanz, ein Spiel.
    »Ja, die Sterne.« Rebecca hielt sich an der Reling fest und schaute zu Boden.
    »Ist dir nicht gut? Moedertje hat mir ein Mittel gegeben … Wenn du willst, hole ich dir etwas davon.«
    »Nein, das ist es nicht. Es ist Catharina.«
    »Was hat sie jetzt getan?«
    »Ich kann ihr nichts recht machen. Schon die Kisten habe ich nicht richtig gepackt, das Essen, was ich für die Reise vorbereitet hatte, war nicht gut genug, und nun habe ich ihr keinen brauchbaren Platz im Zwischendeck besorgt. Wir waren zu spät und haben keinen Platz mehr an der Wand bekommen, sie muss zwischen all den anderen liegen.« Rebecca seufzte.
    »Du … musstest ihre Sachen packen? Wieso?«
    »Sie hat es mir aufgetragen.«
    »Rebecca, du bist eine op den Graeff, du bist nicht mehr die Magd. Sie hat dir nichts anzuweisen.«
    »Aber was soll ich denn machen, wenn sie es tut?«, fragte Rebecca hilflos. »Ich kann doch nicht einfach nein sagen.«
    Margaretha legte den Arm um die Schwägerin. »Natürlich kannst du einfach nein sagen. Das ist gar nicht schwierig.« Sie überlegte einen Moment. »Hol mir mal ein weiteres Umschlagtuch, die Nachtluft ist doch sehr kühl.«
    Rebecca löste sich aus der Umarmung und wollte zum Niedergang gehen. Margaretha hielt sie am Ärmel fest. »Nein. Du sollst nein sagen! Nun los, es ist gar nicht schwer.«
    Überrascht drehte sich Rebecca um, dann lächelte sie verstehend. »Ach so, wir üben. Nein, Margret, ich bediene dich nicht mehr. Ich bin jetzt eine Mevrouw op den Graeff, aber du bist meine unverheiratete Schwägerin. Du könntest mir ein Umschlagtuch holen, Mejuffer op den Graeff.«
    »Siehst du, es geht doch.« Die beiden jungen Frauen lachten.
    Einer der Matrosen ging das Deck entlang und sprach die wenigen Passagiere an, die die Nachtluft genossen. Einer nach dem anderen ging zum Niedergang, zu der steilen Treppe, die hinab zum Zwischendeck führte. Auch zu Margaretha und Rebecca kam der Seemann.
    »Dürfte ich Euch bitten, unter Deck zu gehen, Mevrouwes? Das Schiff muss wenden, und das könnte ein wenig ungemütlich werden.«
    »Wenden?«, fragte Rebecca.
    »Wir kreuzen gegen den Wind, um zu wenden. Meine Damen, die Zeit drängt.« Er schob sie sanft in Richtung Niedergang. Eine junge Frau, die Magd der Familie Kunders, war vor ihnen. Unsicher betrat sie die steile Treppe, zögerte.
    »Wir sollen nach unten gehen«, ermahnte Margaretha, die hinter Rebecca stand.
    »Ja, ja. Ich geh ja schon«, murmelte die junge Frau. Rebecca folgte ihr.
    Plötzlich ging ein Ruck durch das Schiff, es neigte sich zur Seite. Nur mit Mühe konnte Margaretha Halt finden.
    »Gottegot!« Die junge Frau schrie auf, drehte sich um und klammerte sich an Rebecca.
    »Nicht …« Rebecca versuchte sich am Geländer festzuhalten, doch das Schiff neigte sich weiter und richtete sich dann wieder auf. Die beiden Frauen verloren den Halt und stürzten in die Tiefe.
    Margaretha hatte sich an den Türpfosten geklammert, erstarrt sah sie die beiden fallen und konnte nichts tun.
    Der Wind fuhr in die Segel, das Schiff nahm Fahrt auf.
    »Godallemachtig! Rebecca!« Margaretha lief so schnell sie konnte den Niedergang nach unten auf das Zwischendeck. Die beiden jungen Frauen lagen

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