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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gretjes Stirn berührt hatte, spürte sie die Hitze, die Gretje ausstrahlte. Die alte Frau glühte förmlich, atmete stockend.
    »Gottegot, Moedertje«, sagte Margaretha entsetzt. Sie lief zu Esther, bat die Schwägerin um Hilfe. Dann holte sie Tücher und lauwarmes Wasser aus der Küche, umwickelte mit den feuchten Tüchern die Waden der Mutter. Sie kochte Wasser für einen fiebersenkenden Aufguss und bat um Brei für einen Brustumschlag. Während der Sturm in Rotterdam tobte, wachten die op den Graeffs ängstlich am Bett der Mutter. Nach einem Tag sank das Fieber, doch ein trockener Husten setzte ein, der Gretje sehr anstrengte.
    »Wenn das Fieber wieder steigt«, sagte Margaretha in der zweiten Nacht besorgt, »verlieren wir sie.«
    »Kannst du gar nichts tun? Gibt es nicht irgendein Heilmittel, das du noch verwenden kannst?«, fragte Hermann voller Entsetzen.
    »Ich habe alles probiert, Hermann. Weidenrinde sollte ihr helfen und auch der Efeuextrakt, aber nichts scheint zu greifen. Sie ist sehr geschwächt, und in Anbetracht ihres Alters …«
    »Mutter ist nicht alt. Und bis vorgestern war sie noch sehr munter auf den Beinen.«
    »Die Nacht in der Nässe und Kälte hat sie geschwächt, Hermann. Wir wissen immer noch nicht, wo sie war und was ihr passiert ist.« Dass Gretje noch nicht einmal wieder wirklich bei Bewusstsein gewesen war, machte Margaretha mehr Sorgen als der Husten und das Fieber. Nur mit Mühe konnte sie der Mutter Brühe oder Aufgüsse einflößen.
    »Soll ich Dirck und Abraham holen?« Hermann biss sich auf die Lippen.
    Margaretha sah ihn nachdenklich an. »Nein«, sagte sie schließlich. »Dazu ist es noch zu früh. Der Sturm hat nachgelassen, du könntest sie schnell benachrichtigen, sollte es nötig sein. Lass uns die nächsten Stunden abwarten.«
    »Wie du meinst«, sagte ihr Bruder bedrückt.
    Esther brachte ihr kalten Braten, half ihr, so gut sie konnte. Doch die meiste Last lag auf Margaretha. Irgendwann in der zweiten Nacht fiel sie in einen unruhigen Schlaf, der von dem immer noch heftigen Sturm begleitet wurde.
    Irgendwann fuhr sie erschrocken aus dem Schlaf. Der Wind hatte sich gelegt, eine unheimliche Ruhe herrschte. Nach dem Geächze und Gestöhne des Gebälks, dem Heulen und Pfeifen des Windes und dem unermüdlichen Plätschern des Regens war diese Stille beinahe unerträglich. Entsetzen packte sie, und sie beugte sich vor, schaute nach Gretje und fasste an ihre Stirn. Die Mutter lag ruhig unter der Decke, ihr Atem ging gleichmäßig, und sie glühte nicht mehr.
    Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung lehnte sich Margaretha wieder zurück. Das Schlimmste schien überstanden.
    Gretje erholte sich nur langsam, der trockene Husten blieb. Über die Nacht im Gewitter sprach sie nur spärlich. Sie sei überrascht worden und habe sich verirrt. Margaretha glaubte, dass dies nur ein Teil der Erlebnisse war, doch Gretje schwieg beharrlich.
    Zwei Tage später ging Rebecca zusammen mit Margarethazum Markt. Die junge Frau war bleich und wirkte abgespannt. »Ich hoffe, dass wir bald abreisen.«
    »Das werden wir«, sagte Margaretha munter, doch Rebecca seufzte nur.
    »Was ist denn, Rebecca? Geht es dir nicht gut?«
    »Es ist anstrengend.« Rebecca blieb stehen und legte die Hand auf ihren schwellenden Bauch.
    »Die Schwangerschaft ist anstrengend? Hast du Schwierigkeiten? Ich koch dir gleich einen Aufguss aus Frauenmantel, der dich stärken wird.«
    »Das Kind wächst und tritt. Manchmal ist es schwer, Luft zu holen, aber ansonsten geht es mir gut. Das ist es nicht, es ist die Enge und auch der Gestank dieser Stadt, die mir zu schaffen machen.« Sie stockte, ging langsam weiter. »Und Catharina«, sagte sie dann leise.
    »Catharina? Was macht sie?«
    »Ach, es sind nur Kleinigkeiten, aber ich habe das Gefühl, ihr nichts recht machen zu können. Egal, was ich mache, sie findet einen Fehler. Ich bin nicht schnell, nicht ordentlich, nicht fleißig genug.«
    »Sie zankt mit dir? Was sagt Abraham dazu? Und Dirck?«
    »Catharina macht es nur dann, wenn die beiden Männer nicht in der Nähe sind und nichts mitbekommen.« Wieder seufzte die junge Frau und senkte den Kopf.
    »Gottegot. Das kann ich mir lebhaft vorstellen.« Margaretha legte den Arm um die Schulter ihrer Schwägerin. »Catharina kann eine ziemliche Hexe sein. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du und Dirck zusammen mit Hermann und Esther bei Telners untergekommen wärt. Und Mutter und ich gemeinsam mit Abraham und Catharina

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