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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Aus den Wäldern nahe der Ortschaft hörten sie die lauten Rufe der Holzfäller, das Schlagen der Äxte und das Reißen der Sägen, als sie durch das Holz gezogen wurden.
    »Es wird mächtig gebaut, will mir scheinen.«
    »Ja, Margret, der Winter naht, und die Zeit drängt. Philadelphia wächst, das ist gut so.«
    »Wie viele Siedler hat Penn denn angeworben?«
    »Nicht alle Siedler kommen über den Ozean. Einige sind schon seit Jahren hier, hatten anderswo versucht, Fuß zu fassen. Doch Penns Versprechen, den Täufern und Gläubigen eine Zuflucht zu bieten, hat sich wohl herumgesprochen. Ich bin froh darüber, denn diese Männer kennen das Leben hier schon und geben ihr Wissen an die Neuankömmlinge weiter. Das erleichtert vieles.«
    Sie setzten ihren Weg fort, jeder in seine Gedanken versunken. Hinter der Ortschaft wuchs das Gras fast hüfthoch, vorsichtig bahnten sie sich ihren Weg bis zum Unterholz.
    »Dort drüben wachsen Hagebutten, Rebecca. Willst du die pflücken?«
    Die junge Frau nickte erleichtert. Die Eichen, Kastanien und Zedern wuchsen dicht an dicht, der Wald wirkte dunkel und bedrohlich.
    »Und schau mal«, sagte Margaretha begeistert, »es wachsenhier auch Holunderbeeren. Aus Hagebutten können wir Aufguss bereiten, er hilft gut gegen Erschöpfung oder Husten. Holundersaft kräftigt auch. Aus den Blättern kann man Breiumschlag machen, welcher gut bei Quetschungen oder Hautwunden ist.«
    »Ich werde die Hagebutten einsammeln und danach den Holunder abernten.«
    »Wir gehen weiter in den Wald, Rebecca. Jonkie kann bei dir bleiben.«
    »Ist gut.« Ihre Schwägerin schien beruhigt zu sein.
    »Aus der Rinde der Bäume kann man allerlei machen. Aufgüsse aus Eichenrinde sind gut bei Entzündungen. Zypressenrinde hilft gegen Husten, Schnupfen und auch bei Frauenleiden.«
    »Was Ihr alles wisst«, sagte Pastorius erstaunt.
    »Ach, so was weiß doch jedes Kind.« Sie ging weiter in den Wald hinein. »Fast jede Pflanze hat eine Wirkung.«
    »Jede Pflanze? Was kann diese hier?« Er zeigte auf einen Farn, der unter den Zypressen wuchs.
    »Aus den Wurzeln kann man eine Tinktur herstellen, die gegen Würmer wirkt. Man muss aber aufpassen, denn es ist nur in Maßen genießbar. Allerdings kann man aus der Tinktur auch Umschläge bereiten, die gegen Gelenkschmerzen wirken.« Sie sah sich um. »Es ist schon spät im Jahr. Die meisten Kräuter haben sich schon zurückgezogen. Außerdem ist der Wald sehr dicht.« Sie seufzte. »Mehr Glück hätten wir wahrscheinlich an einer Lichtung.« Sie hob lauschend den Kopf, sog die Luft tief ein. Die Zypressen verströmten ihren betörenden Duft, aber als sie weitergingen, überwog der herbe Geruch faulender Eichenblätter. Margaretha sammelte einige Handvoll Eicheln ein.
    »Wollt Ihr auch Schweine mästen?«, fragte Pastorius belustigt.
    »Eicheln schmecken nicht nur den Schweinen. Wenn man sie wässert und dann ordentlich trocknet, kann man sie zermahlenund wie Mehl gebrauchen. Sie wirken gut gegen Magenweh. Wir könnten die Kinder Eicheln sammeln lassen«, meinte Margaretha nachdenklich. »Das wäre die richtige Aufgabe für kleine, flinke Finger. Mir scheint aber, dass irgendwo ein Bachlauf ist. Ich höre Wasser rauschen und gluckern.«
    »Hier sind überall kleine Bäche und Quellen.«
    »Das ist gut, dort können wir sicherlich noch mehr Essbares finden.«
    Langsam gingen sie weiter, kämpften sich durch das dichte Unterholz. Immer wieder blieb Margaretha stehen, begutachtete eine ihr fremde Pflanze, freute sich über Bekanntes.
    »Frauenmantel wächst hier und auch die Schlüsselblume.« Margaretha kniete sich hin und grub eine unscheinbare Pflanze aus. »Die Wurzeln der Schlüsselblume wirken gut gegen Altershusten. Vielleicht bringen sie meiner Mutter Linderung.«
    »Ist Eure Mutter erkrankt?«, fragte Pastorius besorgt.
    »Die Überfahrt hat sie sehr geschwächt. Ich hoffe, sie erholt sich schnell, aber ein Aufguss kann nicht schaden.«
    Schon bald gelangten sie an den kleinen Bachlauf, den Margaretha gehört hatte. Sie ging am Ufer entlang, bückte sich immer wieder, grub hier etwas aus, pflückte dort etwas. Pastorius trug den Korb und half ihr zu ernten.
    Seufzend blieb sie schließlich stehen. »Wilde Möhren scheint es hier nicht zu geben. Auch keine anderen Wurzelgewächse, die ich kenne.«
    »Es wird langsam dunkel, wir sollten uns auf den Rückweg machen«, meinte Pastorius und schaute besorgt zum Himmel. »Gerne können wir morgen weitersuchen.«
    »Lasst uns

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