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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die auch ich erlernen könnte, auch wenn ich nicht die Kraft der Männer habe. Sie ging weiter, eine dichte Atemwolke bildete sich vor ihrem Mund, die Kälte biss in ihre Haut. Sie blickte auf, den Waldrand konnte man in dem Schneegestöber nur erahnen.
    Hier war ihr neues Zuhause, es sollte ihre Heimat werden, aber würden sie hier wirklich glücklich sein? Glücklicher als in Krefeld? Ihre Brüder hatten alles daran gesetzt, in dieses Land zu kommen, doch hatten sie ihren Großmut und ihre Gottesfurcht dabei verloren?
    Nur mühsam kam Margaretha voran, doch sie ging weiter, atmete tief ein. Selten genug waren die Augenblicke, in denen sie alleine war und in Ruhe nachdenken konnte.
    Hermann und Dirck hatten sich nicht sehr verändert. Ernster waren sie beide geworden, in sich gekehrt. Aber vielleicht war das auch nur ihre Reaktion auf die Enge, die herrschte. Abraham war schon immer so gewesen, still und ernst. Nur selten erhellte ein Lachen sein Gesicht. Auch hatte er immer schon hart über andere geurteilt.
    Sie blieb stehen und wischte sich den Schnee aus den Augen, sah sich um. Sie war bis zu Dircks Hütte gelaufen. Kurz entschlossen klopfte sie an die Tür, Rebecca öffnete ihr überrascht.
    »Margret, ist etwas passiert?«
    »Nein.« Margaretha strich den Schnee von ihrem Mantel, trat ihn von den Stiefeln.
    Das Feuer im Kamin knisterte einladend, ein Topf mitWürzwein verbreitete angenehmen Duft. Margaretha zog den Mantel aus, setzte sich auf die Bank neben dem Ofen. Dankbar nahm sie den dampfenden Becher, den die Schwägerin ihr reichte.
    »Passiert ist nichts, ich musste nur ein paar Schritte gehen.«
    »Hast du dich geärgert? Über Catharina?« Rebecca lächelte.
    »Nein, über Abraham.« Sie seufzte. »Und nun ärgere ich mich über mich selbst.«
    Rebecca setzte sich neben sie, legte ihr den Arm um die Schulter. »Das führt zu nichts. Du kennst Abraham doch. Er hat seine Sichtweise und lässt selten die anderer gelten.«
    »Du hast recht – und dennoch … Er ist über Franz Daniel hergezogen, wie ungeschickt er sei. Das mag ja stimmen, aber Franz Daniel bemüht sich.«
    »Ach, daher weht der Wind.« Rebecca lachte leise. »Du magst ihn sehr, nicht wahr?«
    Verlegen trank Margaretha einen Schluck, dann nickte sie.
    »Ich möchte dich nicht verunsichern«, sagte Rebecca nachdenklich, »aber vielleicht solltest du dir nicht zu viele Hoffnungen machen. Pastorius ist ein Gelehrter, er ist keiner von uns.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Hast du nicht gehört? William Penn ist vor Einbruch des Winters mit einem der letzten Schiffe nach England abgereist. Diese Männer haben einfach andere Möglichkeiten als wir. Wir sind hierher gekommen, und für uns wird es kaum einen Weg zurück geben. Sie aber können es sich aussuchen, ob sie den Winter hier verbringen oder in Europa.«
    »Franz Daniel ist noch hier.«
    »Ja, Margaretha, in diesem Jahr schon. Schließlich liegt ihm auch viel daran, dass diese Siedlung gedeiht. Er hat uns angeworben, er steht mit seinem Namen dafür ein. Und die Frankfurter Land Compagnie wird sicherlich die Berichte darüber verfolgen, wie erfolgreich wir sind.«
    »Im Frühjahr will er hier ein Haus errichten und zusammenmit uns siedeln. Er wird nicht wieder wegfahren, das glaube ich nicht.« Margaretha schüttelte den Kopf.
    »Nun ja, trotzdem. Glaubst du wirklich, dass er sich mit der Tochter eines Leinenwebers vermählen würde? Hat er dir einen Antrag gemacht?«
    »Nein«, sagte sie kleinlaut. »Das hat er noch nicht. Aber ich spüre, dass da etwas zwischen uns ist. Zuneigung, Vertrautheit.« Nachdenklich kaute sie auf ihrer Lippe, sah ihre Schwägerin dann an. »Dirck hat dich auch gefreit, obwohl du unsere Magd warst.«
    Rebecca lächelte traurig. »Er hatte mich zuvor geschwängert. Ich glaube nicht, dass er mich sonst geheiratet hätte.« Sie senkte den Kopf, sah dann wieder auf. »Im nächsten Sommer, so Gott will, werde ich ihm ein Kind schenken.«
    »Oh!« Margaretha umarmte sie. »Das ist wunderbar! Ich glaube ganz fest daran, dass es diesmal gutgeht. Ich werde alles dafür tun. Am besten mach ich dir gleich noch einen Aufguss aus Frauenmantelkraut, das stärkt deinen Körper.«
    »Ich bin so froh, dass ich dich habe, Margret.«
    Inzwischen war es Abend geworden. Die beiden Frauen zogen ihre Mäntel an und setzten die dicken Hauben auf, dann gingen sie durch das dichte Schneetreiben die Straße hinunter zu Hermanns Hütte. Die Familie wartete schon auf sie.
    »Ich habe

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