Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Hütte erreicht, Lenßen stieß die Tür auf. Im schummerigen Dämmerlicht der Kerzen sah Margaretha die Frau am Boden liegen. Sie hatte sich zusammengekrümmt und jammerte leise, dann holte sie Luft und stieß einen verzweifelten Schrei aus.
    »Wir sind ja da, Hartje. Mejuffer op den Graeff wird dir helfen.« Johann rang seine Hände und schaute Margaretha hilfesuchend an.
    Margaretha zog sich den Mantel aus, dann kniete sie sich neben die junge Frau. »Gottegot«, murmelte sie. Merckens Unterkleid war blutgetränkt. »Kannst du aufstehen, wenn wir dir helfen? Johann, komm, fass mit an.«
    Mercken jammerte und wimmerte, als sie sie langsam hochzogen und zur Bettstatt brachten.
    »Wir müssen ihr das Kleid ausziehen. Und ich brauche mehr Licht.« Margaretha ahnte Schlimmes. Der Blutverlust war zu hoch, etwas stimmte nicht. Wieder krümmte sich diejunge Frau zusammen und schrie. Margaretha legte ihr die Hände auf den Bauch, tastete nach dem Kind. »Es liegt richtig herum, immerhin etwas. Du musst tief einatmen, wenn der Schmerz kommt, hierhin, da wo meine Hände sind. Wenn du schreist, wird es nur schlimmer.«
    »Es tut so weh«, keuchte Mercken. »Es zerreißt mich.«
    »Nein, das wird es nicht«, versuchte Margaretha sie zu beruhigen. Sie zog ihr das Überkleid und den Unterrock aus. »Ich brauche Wasser und einige Tücher. Und Kerzen.«
    Die Kerzen flackerten in der Zugluft. Als Johann die Tür öffnete und Schnee in den Kessel schaufelte, drohten die Kerzen zu erlöschen, eisiger Wind zog durch die kleine Hütte.
    »Liever Hemel«, murmelte Margaretha entsetzt. Bei jeder Wehe strömte das Blut. »Du musst dich auf den Rücken legen, damit ich dich untersuchen kann.«
    »Ich kann nicht«, stöhnte Mercken.
    »Doch, du musst!« Vorsichtig half sie der jungen Frau, sich auf den Rücken zu legen. »O je, o je …«
    »Was ist? Wird sie sterben?«, fragte Johann mit zitternder Stimme.
    Margaretha warf ihm einen wütenden Blick zu. »Nicht, wenn ich es verhindern kann.« Sie wusch Mercken, tastete den Bauch ab. In immer kürzeren Abständen kamen die Wehen und mit jeder ein weiterer Schwall Blut.
    Der Mutterkuchen hat sich vor der Zeit gelöst, dachte Margaretha. Sie wünschte sich Gretje und ihre Erfahrung herbei. Die Frau wird verbluten, fürchtete sie. Eilig bereitete sie einen Aufguss aus Himbeerblättern und Frauenmantel zu, flößte ihn Mercken ein. Die junge Frau nippte nur, sie hatte kaum noch Kraft.
    »Das Kind muss jetzt kommen«, sagte Margaretha. »Ich brauche einen Streifen Leinen und deine Hilfe, Johann.«
    Der verängstigte Mann stand am Kamin und rührte sich nicht.
    »Du musst mir helfen. Jetzt!« Sie nahm ein Tuch, zerriss es in Streifen. »Du musst sie aufrichten, damit ich das Tuch um sie wickeln kann. Gut so.« Endlich rührte sich Johann.
    »Gottegot«, murmelte er. »Lieber Herr Jesus, sei bei uns in der Stunde der Not!«
    »Du musst deinen Arm hierher legen«, sie zeigte auf den Oberbauch, »und das Kind nach unten drücken. Dabei ziehst du das Tuch zusammen.«
    »Ich soll ihr auf den Bauch drücken?« Johann schüttelte den Kopf.
    Margaretha sah zu der jungen Frau, doch diese hatte die Augen verdreht, schien nicht mehr ansprechbar zu sein.
    »Du musst«, zischte sie. »Oder willst du, dass deine Frau stirbt? Das Kind muss kommen. Jetzt!«
    Nur zögerlich drückte Johann auf den geschwollenen Bauch seiner Frau. Das Leinen zwischen Merckens Beinen war voller Blut, und Margaretha warf es auf den Boden. Mit festen, kreisenden Bewegungen rieb sie Merckens Bauch mit Nelkenöl ein, dann tastete sie vorsichtig nach dem Muttermund. »Sobald die nächste Wehe kommt, musst du drücken und nach unten schieben, so feste du kannst.« Sie packte die schlaffen Beine der jungen Frau, winkelte sie an. »Jetzt! Drück!«, befahl sie und riss die Beine mit einem Ruck nach oben.
    Johann liefen die Tränen über das Gesicht. »Gottegot«, murmelte er immer wieder. »Lieber Herr Jesus.«
    »Ich kann den Kopf fühlen, noch einmal!« Margaretha rann trotz der Kälte der Schweiß über den Rücken und die Stirn. Sie biss die Zähne fest zusammen, hebelte wieder Merckens Beine nach oben, endlich war der Kopf des Kindes geboren. Vorsichtig drehte sie die Schultern, zog das kleine Wesen schließlich heraus. Schnell wickelte sie es in ein Tuch, das Kind war tot, ihm konnte sie nicht mehr helfen, aber noch war die Hoffnung nicht verloren, wenigstens die Mutter zu retten. Sie zog an der Nabelschnur und hoffte, dass der

Weitere Kostenlose Bücher