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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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würden die Männer die schweren Schinken und Keulen nach oben schleppen und sie zusammen mit den Würsten und den Speckseiten in den Rauch hängen.
    Das Fett musste ausgekocht, gewürzt und in Steinkrüge gefüllt werden. Die Knochen, die noch mit in der Brühe zogen, würde gesäubert und schließlich zu Leim gekocht werden. Doch den größten und schwersten Teil der Arbeit hatten sie hinter sich gebracht.
    Eva kam in den Hof, die Mutter hatte eine extra kleine Brühwurst für sie bereitet, diese hielt sie in ihrer kleinen Hand, biss herzhaft hinein und schmierte sich das Fett um den Mund. Margaretha lachte bei dem Anblick des fröhlichen kleinen Mädchens.
    Am Abend saßen alle erschöpft um den Tisch. Der Vater sprach das Gebet, schaute anschließend in die Runde.
    »Ihr habt heute alle fleißig gearbeitet. Lasst es euch munden.«
    Dirck griff sich eine der frischen Würste. »Darauf habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut.«
    »Wir sind noch nicht fertig, auch in den nächsten Tagen gibt es noch allerhand zu tun. In ein paar Wochen schlachten wir das zweite Schwein. Noch ist es nicht fett genug. Wir werden es mit Kastanien, Eicheln und Bucheckern mästen. Margret, Dirck und der Lehrjunge werden sammeln müssen.« Gretje brach das Brot, stippte etwas davon in die Wurstsuppe und gab den Kanten Eva. Evas Augen leuchteten und die Wangen glühten. »Nach dem Essen werde ich in die neuen Viertel gehen und dort Wurstsuppe an die Armen verteilen. Margret soll mich begleiten. Ihr Jungens schrubbt den Hof, ich möchte morgen keine Spur von Blut mehr sehen.«
    Abraham seufzte auf, Dirck zog einen Flunsch. Das Essen verlief stiller als sonst, der lange und harte Tag machte sich bei allen bemerkbar.

Kapitel 5
    Margaretha fiel es schwer, nach der üppigen und köstlichen Mahlzeit aufzustehen. Ihr tat jeder Knochen, jeder Muskel weh. Doch ihre Mutter füllte schon Wurstsuppe aus dem großen Kessel in kleinere Krüge und Kannen. Wieder kochte ein großer Topf mit Wasser in der Waschküche, nachdem die Männer aufgeräumt hatten, würden sie den Badezuber füllen und das Blut und den Schweiß abwaschen. Margaretha beneidete sie.
    »Evchen, willst du mitkommen?« Gretje warf einen zweifelnden Blick nach draußen. Die Männer waren beschäftigt, und Annemieke bewachte den Kessel. Keiner würde Zeit für das Kind haben. Doch bei zwei Feuerstellen und der unbezwingbaren Neugierde des Kindes brauchte Eva eine Aufsicht.
    »Du willst Eva mitnehmen? Wie sollen wir sie tragen, zusätzlich zu den Kannen?« Margaretha schüttelte den Kopf.
    »Sie kann laufen. In den letzten Wochen hat sie sich gestreckt und ist kräftiger geworden. Wenn wir langsam gehen, kann sie bestimmt mithalten.«
    Margaretha verstand den Gedanken ihrer Mutter. Ohne Aufsicht wollte sie das unbedarfte Kind nicht lassen. Sie mitzunehmen bedeutete jedoch mehr Aufwand für die beiden Frauen.
    »Kann sie nicht ins Bett? Sie ist doch sicher auch müde.«
    »Was, wenn sie aufsteht, Margret? Unbeaufsichtigt in die Küche geht?« Gretje seufzte. »Nein, wir nehmen sie mit. Zieh sie an, ich kümmere mich um die Suppe.«
    Inzwischen war der Tag vergangen. Die hereinbrechende Nacht war kalt. Der Matsch der Straßen war gefroren, und es knirschte unter ihren langsamen Schritten.
    Sie bogen an der Kirche rechts ein, gingen zu den Häusern in der Neustadt, die sich dicht an dicht um den Kirchhof schmiegten. Diese Häuser hatten keine großen Grundstücke oder Gärten, ihnen fehlte der Platz für Ställe, und daher konntensie auch keine Schweine halten. Es waren fleißige und achtsame Bürger, Arbeiter und Handwerker, die versuchten, sich in der aufstrebenden Stadt eine Heimat zu schaffen.
    Gretje klopfte an eine Tür, jemand öffnete zögerlich. Um diese Uhrzeit kam selten freundlicher Besuch.
    »Mevrouw Kuffels«, sagte Gretje lächelnd. »Wie geht es Euch und Eurer Familie?«
    »Mevrouw op den Graeff?«
    »Ja, ja. Wir kennen uns aus der Gemeinde. Heute war Schlachttag, und wir haben so viel Wurstsuppe, dass wir nicht wissen, wohin damit. Bevor sie verdirbt, mögt Ihr nicht etwas nehmen?« Gretje hielt einen der Krüge hoch. »Es wäre eine Schande, es wegzuschmeißen.«
    »Oh. Das ist aber eine Überraschung.« Die Frau zögerte nur kurz, nahm dann dankend den Krug. »Bevor es verkommt … hier sind immer hungrige Mäuler zu stopfen. Einen Augenblick …« Sie ging schnell in die Küche, brachte den geleerten Krug zurück und reichte ihn Gretje. »Es duftet

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