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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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köstlich.«
    »Nun, dann lasst es Euch schmecken und grüßt den Herrn Gemahl.«
    »Das hast du aber geschickt gemacht, Mutter«, sagte Margaretha anerkennend. »Es wirkte gar nicht wie ein Almosen, im Gegenteil, sie hat dir einen Gefallen getan.«
    »Es ist nicht immer einfach, Meisje. Diese Leute haben auch ihren Stolz und nehmen gute Gaben nur schwer an. Ich kann es verstehen. Als meine Familie hierher kam, ging es ihnen nicht anders.«
    »Aber warum verlässt man seine Heimat? Ich würde hier nie wegziehen wollen.«
    Gretje lachte leise. »Ja, Kind, dir geht es auch gut. Wir sind hier noch wohlgelitten. Da, wo meine Familie herkam, war es nicht so, und auch diesen Familien ist es nicht anders ergangen. Manchmal ist es einfacher, von vorne anzufangen, als Abschaum zu sein oder so behandelt zu werden.«
    Nach einer Stunde hatten sie die Suppe verteilt. Bei manchenFamilien war Gretje um heilkundigen Rat gebeten worden. Sie half, wo sie konnte, versprach, in den nächsten Tagen mit Kräutern und Salben wiederzukommen.
    Auf dem Heimweg quengelte das müde Kleinkind, Gretje hob es seufzend hoch.
    »Lass mich Eva tragen«, sagte Margaretha. Sie machte sich zunehmend Sorgen um die Kräfte ihrer Mutter. Für die Familie und andere opferte Gretje sich auf und schonte sich nicht.
    »Ach, es geht schon«, murmelte Gretje, ließ sich aber das Kind abnehmen.
    Eva schlang ihre Arme um Margarethas Hals und kuschelte sich an die große Schwester. Langsam gingen sie nach Hause. Inzwischen schien der Mond über der Stadt, aus den Kaminen quoll der Rauch vieler Feuer. Ein besonderer Duft lag in der Luft, nach Braten, Wurst und kräftiger Suppe. Nicht nur op den Graeffs hatten heute geschlachtet, viele andere Familien auch, und sie trafen noch einige Frauen, die auch Reste verteilt hatten.
    Die müde Ruhe, die über den Häusern lag, wurde jäh von einem lauten Tumult unterbrochen. Stimmengewirr, laute Rufe, Schreie und schließlich das Getrappel von Schritten, die auf sie zukamen. Gretje verhielt den Schritt.
    »Komm«, drängte sie und zog Margaretha in einen Hauseingang.
    »Was ist da los, Mutter?«
    »Psst. Da scheint es Ärger zu geben«, wisperte Gretje. Sie verdeckte das kleine Windlicht, das sie bei sich trug, mit der Hand.
    »Moedertje, ik bin bang«, wimmerte Eva.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Meisje, komm zu mir«, flüsterte Gretje. Sie stellte die leeren Tonkrüge sacht auf den Boden, pustete die Kerze aus und nahm das Kind aus Margarethas Armen.
    »Aber was ist da los?« Margaretha drückte sich auch an die Mutter, versuchte gleichzeitig um die Ecke zu spähen. DieRufe wurden lauter, die Schritte kamen auf sie zu. Etwas lag in der Luft, was Margaretha genauso Angst machte wie ihrer kleinen Schwester.
    »Potdomme! Lasst uns in Ruhe!«, rief jemand.
    »Euch kriegen wir schon!«
    »Wir haben euch nichts getan!«
    Margaretha zuckte zusammen, diese Stimme kannte sie, es war Jan Scheuten. Offensichtlich ging es um eine Streitigkeit, die sich aufheizte.
    »In Hemmelsnaam. Wir gehen doch schon!«, rief Jan wieder. Er keuchte, seine Schritte beschleunigten sich. Doch die Verfolger schienen aufzuholen.
    Wieder spähte Margaretha um die Ecke, sah nun ein paar Männer in ihre Richtung laufen. Kurz hinter ihnen bog eine weitere, größere Gruppe in die Straße ein. Die Verfolgten stoppten, als sei ihnen plötzlich klar geworden, wie unsinnig ihr Weglaufen war. Es waren nicht mehr als drei, stellte Margaretha überrascht fest. Sie konnte sie im Mondlicht lediglich schemenhaft erkennen, bewunderte ihren Mut. Aber vielleicht war es auch nur die Verzweiflung, das Wissen, dass sie am Ende der Gasse auf die Stadtmauer treffen und sowieso gestellt werden würden, das sie innehalten ließ. Die Gruppe der Verfolger war um einige Mann größer. Etwa zehn waren es, schätzte Margaretha. Sie hielten Stöcke hoch erhoben. Der Atem der Männer dampfte im diffusen Licht der Nacht.
    »Wir haben euch nichts getan.« Jan klang trotzig.
    »Scheuten hat recht«, sagte einer von Jans Begleitern. Seine Stimme klang piepsig, hüpfte von der hohen zur niedrigen Tonlage, er war wohl gerade erst in den Stimmbruch gekommen. »Lasst uns ziehen.«
    »Ach ja? Wir sollen euch ziehen lassen? Dabei gehört euch doch gründlich der Hosenboden versohlt. Oder ist der etwa vollgeschissen?«
    »Wir haben keine Angst vor euch. Aber ihr habt kein Recht, uns zu bedrängen.«
    Margaretha zuckte zusammen, als sie die tiefe Stimme ihres Bruders Dirck erkannt. Gretje

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