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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Knüppeln und Stöcken schlugen sie auf uns ein. Abraham zog uns weg. Wir leisteten keinen Widerstand, sind nur weggerannt, so schnell es ging, aber sie sindhinter uns her. Jasper drehte sich dann um.« Dirck keuchte. »Er schrie sie an, sie sollten uns in Ruhe lassen. Uns nach Hause gehen lassen. Aber sie lachten nur, prügelten auf uns ein.« Er schluckte. »Jasper schlug dann zurück. Voller Wut. Fridjoff und einige andere auch. Damit hatten sie nicht gerechnet und wichen zurück.«
    »Aber nicht lange«, sagte Jan leise. »Ich kam gerade um die Ecke, sah den Tumult. Plötzlich wurde es fatal. Sie schlugen zu, erbarmungslos, sie gingen auf unsere Leute, hauten, schrien, traten, es war fürchterlich. Ich sah Rebecca und zog sie in einen Hauseingang.« Auch Jan schluckte, schlug die Hände vor das Gesicht.
    »Jasper lag am Boden«, sagte Dirck tonlos. »Irgendwer zog ihn hoch. Und plötzlich hatte jemand ein Messer und drückte es Jasper in die Hand.«
    »Wir konnten nicht eingreifen. Wir waren zu weit weg und auch zu erschüttert, fast wie gelähmt standen wir da und mussten zusehen, wie Jasper … wie er …« Jan schüttelte den Kopf.
    »Er nahm das Messer und stach zu. Direkt in den Oberkörper. Der andere fiel zu Boden. Ich glaube kaum, dass er noch lebt.« Dirck holte tief Luft. »Es war furchtbar.«
    »Ja«, fügte Jan atemlos hinzu, »und dann stürzten sie sich alle auf Jasper. Er schrie, es war grauenhaft. Irgendwann verstummten seine Schreie.«
    »Sie hauten und trampelten. Wir wollten eingreifen, aber … aber …« Jan schnappte nach Luft. Er schüttelte entsetzt den Kopf, drehte sich um, eilte in den Hof und erbrach sich.
    »Wir sind dann weiter, irgendwie. Abraham zog uns mit sich. ›Kommt, kommt‹, sagte er immer, aber sie folgten uns.« Nun beugte sich Dirck vor, würgte. Margaretha stand eilig auf, reichte ihm gerade noch rechtzeitig den Eimer.
    »Ich weiß nicht, warum das so war. Sie waren hinter uns her. Abraham drehte sich schließlich um, blieb stehen, wollte dem Treiben Einhalt gebieten. Es glückte jedoch nicht, siewurde nur noch toller. Abraham trieb uns zur Eile an …« Dircks Stimme brach, er schluchzte laut auf. Jan kam zurück in die Küche, wischte sich über den Mund. »Jemand hat ihm mit einem Messer feige in den Rücken gestochen. Das war kein aufrechter Mann, das war abscheulich und barbarisch.« Matt setzte er sich an den Tisch. »Grausam. Abraham schrie auf, und da liefen sie davon.«
    »Jasper Tönnis hat einen Menschen getötet?«, fragte Isaak entsetzt. »Einer von uns hat einen anderen getötet?«
    »Es war fast Notwehr«, stammelte Jan.
    »Fast? Notwehr? Wohin läuft das hier?« Isaak stand auf, ging kopfschüttelnd ein paar Schritte. »Ihr habt jemanden getötet. Darüber müssen die Ältesten beraten.«
    »Vater, Jasper wurde auch getötet. Und Abraham … kämpft um sein Leben«, sagte Dirck leise.
    »Jasper und Abraham wäre nichts geschehen, hättet ihr euch nicht reizen und in einen Kampf verwickeln lassen. Ich bin entsetzt. Wo soll das die Gemeinde hinführen?« Er nahm den Mantel vom Haken. »Komm, Jonkie, ich brauche frische Luft.« Er pfiff dem Hund, der unter dem Tisch lag, und ging auf den Hof. Die Tür fiel krachend ins Schloss.
    »Vater hat recht«, sagte Margaretha leise und schaute zu Jan, doch er wich ihrem Blick aus. »Die Unstimmigkeiten waren von Beginn an da und wurden immer heftiger.« Sie holte tief Luft. »Aber das ändert nun nichts mehr.« Müde stand sie auf. »Rebecca, hol neues Eis. Bald bricht der Tag an, bereite den Brotteig vor. Der erste Tag des neuen Jahres.« Sie schüttelte den Kopf. Ein gutes Omen hatte das neue Jahr nicht. Als Margaretha in die Stube kam, saß Gretje zusammengesunken im Sessel vor der Ottomane, auf der Abraham lag, und schlief. Margaretha nahm eine Wolldecke und deckte sie zu. Abrahams Atem ging flach, doch immerhin atmete er. Sacht fühlte Margaretha an seiner Stirn, diese war mit kaltem Schweiß bedeckt. Vorsichtig setzte sie sich auf die Kante der Ottomane und nahm Abrahams schlaffe Hand, streichelte sie. Aus derKüche war das dumpfe Gemurmel von Stimmen zu hören. Jan und Dirck diskutierten vermutlich immer noch die Ereignisse der Nacht. Die Haustür wurde aufgeschlossen, jemand stapfte Schnee von den Stiefeln. War der Vater etwa schon zurück?
    »Liever Hemel, was ist das denn hier? Habt ihr ein Tier abgeschlachtet?« Es war Hermann.
    Margaretha stand müde auf, Gretje seufzte im Schlaf, drehte murmelnd den

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