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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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holte eine Schüssel und einen Lappen, wusch ihm das schweißbedeckte Gesicht ab. Nach der Wunde zu schauen traute sie sich nicht. Dann räumte sie die Küche auf, spülte das Geschirr, setzte die Grütze an und buk das Brot. Aus den Vorräten ihrer Mutter holte sie einige Zutaten und bereitete einen Aufguss. Rebecca hatte sie ins Bett geschickt. Eine übermüdete Magd konnten sie nicht gebrauchen. Sorgenvoll schaute sie wieder nach Abraham. Er schlug die Augen auf, sah sie an.
    »Margret?«
    »Ja, Liefje. Alles wird gut. Trink! Es riecht ekelig, schmecktwahrscheinlich auch so, aber es wird dir helfen. Es lindert die Schmerzen und hilft bei der Heilung.« Sie hielt ihm den Becher mit dem Aufguss an die Lippen. Er nippte, verzog dann das Gesicht. »Willst du mich vergiften?«
    »Nein, eigentlich nicht. Trink, es wird dir gut tun.« Wieder hielt sie ihm den Becher an die Lippen. Er trank ein wenig, sank dann erschöpft zurück. »Was ist passiert? Bin ich krank? Mein Rücken brennt wie Feuer.«
    »Du bist verletzt.« Margaretha stockte. Doch bevor sie entschieden hatte, was sie sagen sollte, war Abraham wieder weggedämmert. Unschlüssig blieb sie einen Moment an dem Sofa stehen, doch sie konnte hier nichts mehr tun. Langsam ging sie zurück in die Küche. In der Diele stand Jonkie und leckte den Boden ab. Dort waren immer noch die Blutspuren. Margaretha erhitzte Wasser und wischte die Diele und die Küche. Dann schrubbte sie die Töpfe, schnitt eine Speckseite klein, gab den Speck zur Grütze, und schließlich holte sie ein Fässchen gesalzene Heringe aus der Vorratskammer.
    Als sie alles bereitet hatte, setzte sie sich an den Tisch. Immer wieder fielen ihr die Augen zu. Hinter ihren Lidern brannte es, und die Tränen, die sie mühsam herunterschluckte, schmeckten salzig. Sie konnte immer noch nicht begreifen, was in dieser Nacht passiert war. Sie musste eingenickt sein, denn plötzlich stand Gretje neben ihr und hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt.
    »Geh zu Bett, Dochtertje.«
    Margaretha rieb sich über die Augen. »Aber es wird gleich dämmern.«
    »So wie es hier aussieht, hast du schon alles bereitet. Wo sind die anderen? Rebecca?«
    »Sie haben sich nochmal kurz hingelegt. Ich konnte und wollte nicht schlafen.« Margaretha schüttelte den Kopf. Ihr war flau, und sie fror. »Ich habe Abraham einen Aufguss aus Weidenrinde, Mädesüß und Klatschmohn bereitet. Er hat ein wenig davon getrunken. Der Becher müsste noch in der Stube stehen.«
    »Das freut mich. Du hast genau die richtigen Zutaten genommen. Abraham ist nicht bei Bewusstsein.« Sie seufzte. »Er hat viel Blut verloren. Das macht mir Sorgen. Wir müssen nach der Wunde sehen. Kannst du Eichenrinde einweichen?«
    Margaretha setzte Wasser auf und holte weitere Rindenstücke aus der Kammer. Außerdem nahm sie eine Handvoll Eisenkraut mit und übergoss die getrockneten Kräuter mit kochendem Wasser. Sie nahm die Rinde aus dem Kessel, seihte den Trunk ab und ging in die Stube. Gretje wickelte vorsichtig den Verband ab. Abraham stöhnte leise, öffnete jedoch nicht die Augen. Seine Haut glänzte schweißfeucht, doch als Margaretha ihm über die Stirn strich, war diese erschreckend kalt.
    »Ich ziehe sacht die Rinde von der Wunde. Wir brauchen neuen Verband.« Gretje furchte die Stirn. Behutsam legte sie die Wunde frei. Die Blutung hatte aufgehört, doch nun sickerte es wieder durch die Wundränder.
    »Rotes, helles Blut, das ist ein gutes Zeichen. Die Wundränder sind angeschwollen, aber nicht verfärbt.« Zufrieden nickte sie. »Ich hoffe, es entzündet sich nicht.« Sorgfältig strich sie Salbe auf die Wunde, bedeckte diese dann wieder mit der aufgeweichten Eichenrinde, die sich beim Trocknen zusammenzog. Dann legten sie einen Verband und deckten Abraham wieder zu.
    »Nur Gott weiß, ob der Junge das überlebt. Was hast du da? Eisenkraut? Das ist gut, das wird ihm helfen.« Gretje setzte sich auf den Rand der Ottomane und wusch das Gesicht ihres Sohnes ab. Hilflos stand Margaretha daneben und wusste nicht, was sie tun sollte.
    »Ich habe die Verbände und Tücher ausgewaschen und in kaltes Wasser gelegt. Über dem Herd hängt ein Topf mit Rinderbrühe. Außer Knochen, Wurzeln, Zwiebeln und Porree habe ich auch Petersilienwurzel und Eisenkraut zugefügt.«
    »Sehr gut. Du lernst und begreifst schnell. Nun geh und leg dich hin. Du hast schon mehr als genug getan. Auch dumusst schlafen, mein Kind. Wenn ich dich brauche, werde ich dich wecken.« Gretje

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