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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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geschehen?«
    »Es gab eine Prügelei. Halb so wild bei mir. Abraham hat es schlimmer erwischt.«
    Margaretha eilte nach draußen, sie wickelte eine Handvoll Schnee in einen Lappen, brachte ihn Dirck. »Drück dir das aufs Auge. Ich hole Arnika – das hilft auch gegen Schwellungen. Die Nase ist gebrochen, nehme ich an. Leg den Kopf in den Nacken.«
    Sie setzte Wasser auf, holte Tücher und Salben, brachte alles in die Stube. Auf dem Sofa lag Abraham auf dem Bauch. Sie hatten ihm den Mantel ausgezogen. Die Weste und auch das Hemd waren voller Blut. Vorsichtig schob Gretje den Stoff nach oben.
    »Das sieht nicht gut aus«, murmelte sie. »Ich fürchte, wir werden den Arzt brauchen.«
    »Soll ich ihn holen?«
    Erst jetzt sah Margaretha, dass Jan in der Stube stand. Überrascht sah sie ihn an.
    »Sie kamen mir entgegen«, sagte er leise. »Dein Bruder konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, deshalb bin ich mitgekommen.«
    »Was ist denn passiert?«, wisperte Margaretha. Das viele Blut, das aus der Wunde in Abraham Rücken sprudelte, machte ihr Angst.
    »Jemand hatte wohl ein Messer.«
    Gretje drückte ein Tuch auf die Wunde, doch es färbte sich sofort blutrot. Abraham stöhnte schmerzvoll auf.
    »Margret, bring Wasser zum Kochen. Dann weiche Eichenrinde darin ein. Eichenrinde ist auf dem hinteren Regal in einem Korb. Du musst dich beeilen! Rebecca, ich brauche noch mehr saubere Tücher und einen Becher mit Würzwein, verquirle zwei Eigelb darin und lass dir von Margret Blutwurztinktur geben. Zehn Tropfen gibst du in den Wein.« Gretje sprach schnell, aber bestimmend.
    In der Küche hatte Dirck schon den kleinen Kessel über das Feuer gehängt. Immer noch presste er sich das Tuch gegen das Auge. Das Schmelzwasser lief ihm über das Gesicht. Er ging in den Hof, holte sich einen dicken Eiszapfen und wollte ihn gegen das geschwollene Auge drücken.
    »Wickel das Tuch um das Eis, sonst wird es eher schlimmer als besser, Dirck.« Margaretha nahm den Korb mit der Eichenrinde, weichte mehrere große Stücke im kochenden Wasser ein, nahm sie vorsichtig heraus und brachte die nun weich gewordene Rinde ihrer Mutter.
    »Das wird jetzt weh tun, minn Zoon«, sagte Gretje leise, doch Abraham reagierte nicht mehr. Sie nahm die dampfenden Stücke der Eichenrinde. »Nimm das Tuch weg, Margret.«
    Margaretha schluckte, dann hob sie vorsichtig das Tuch an, das die Mutter auf die Wunde gepresst hatte. Das Fleisch klaffte auseinander, sofort blutete es wieder. Der Blutfluss wurde jedoch schon schwächer. Gretje drückte die Rinde auf die Wunde, legte ein sauberes Tuch darauf. »Jan, hilf Margret, ihn anzuheben, damit ich einen Verband anlegen kann.«
    Schließlich drehten sie Abraham auf die Seite. Er war leichenblass.
    »Bringt Decken und einen warmen Backstein. Er hat viel Blut verloren, zu viel.« Gretje schüttelte besorgt den Kopf.
    »Was ist denn los?«, fragte Isaak verschlafen. »Wollt ihr hier weiterfeiern?« Doch dann fiel sein Blick auf die blutgetränkten Tücher, die auf dem Boden lagen. »Gottegot, was ist passiert?«
    »Es gab eine Schlägerei«, sagte Dirck zerknirscht.
    Entsetzt sah Isaak seinen Sohn an. »Was?«
    »Ja, schlimmer sogar.« Dirck seufzte und drückte den Eiszapfen, den er vorsorglich in ein Tuch gewickelt hatte, gegen sein Auge.
    »Das ist jetzt alles nebensächlich. Abraham muss trinken. Er ist bewusstlos, hat zu viel Blut verloren. Wir müssen ihn stärken.« Gretje kniete sich neben das Sofa, strich ihrem Sohnüber die Wangen. »Abraham, minn Hartje, kannst du mich hören? Bitte, schlag die Augen auf. Du musst etwas trinken, es wird dir guttun.«
    Abraham reagierte nicht. Gretje schloss die Augen, senkte den Kopf zu einem stillen Gebet, dann sah sie ihren Sohn wieder an, berührte ihn sacht. »Abraham, du musst aufwachen, nur für einen Augenblick.«
    Seine Lider flatterten, für einen kurzen Moment sah er sie an, dann verdrehte er die Augen.
    »Verdorrie«, sagte Gretje nun energisch, schob den linken Arm unter seinen Nacken und hielt ihm mit der rechten Hand den Becher mit Würzwein an den Mund. »Trink, minn Zoon. Bitte, trink!«, sagte sie eindringlich.
    Abraham schaffte nur wenige Schlucke, dann sank er wieder zurück. Er begann zu zittern, seine Lippen verfärbten sich ins Bläuliche.
    »Noch eine Decke, rasch!«, wies Gretje an. »Aber erstmal müssen wir ihn wieder vorsichtig auf den Bauch legen. Ich muss nach dem Verband schauen.«
    Margaretha nahm die Decke, Dirck und Isaak fassten Abraham

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