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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vermisst?« Margaretha lächelte und drückte Jonkie sanft auf den Boden. »Leg dich! Du wirst zu groß, um auf meinen Schoß zu kommen.« Sie zog die Stiefel aus, bewegte die vor Kälte schmerzenden Zehen.
    Gretje brachte den Backstein, und Margaretha stellte die Füße wohlig seufzend darauf. Die Wärme ließ die kalten Glieder kribbeln, ein gutes Gefühl. Der Wein und die Brühe füllten ihren Magen, wohlige Müdigkeit breitete sich in ihr aus.
    »War es denn schön?«, fragte Gretje und nahm ihr gegenüber Platz. Doch ihr Blick wanderte unruhig zum Fenster.
    Margaretha überlegte. »Es war schon lustig«, sagte sie dann nachdenklich. Sie hatte die Nacht an Jans Seite genossen, seine Vertrautheit und das Gefühl, mit jemandem verbunden zu sein. Ein Gefühl, das sie bis dahin noch nicht gekannt hatte. Es war schön und unheimlich zugleich.
    »Lustig? Du klingst aber nicht so.« Wieder hob Gretje lauschend den Kopf, doch der Schnee schluckte alle Geräusche.
    »Ich weiß nicht, Moedertje. Mir schien es, als ob die Empfindungen doch hochkochten. Wir sind nicht besonders beliebt in dieser Stadt, oder?«
    Gretje seufzte. »Wir sind hier willkommener als anderswo. Bisher zumindest. Aber es wird schwieriger. Je mehr von uns hierher kommen, desto mehr werden wir abgelehnt. Gab es denn Streit?«
    »Als wir gingen noch nicht. Aber einige der jungen Männer hatten ordentlich getrunken. Vor der Stadt waren ein großes Feuer und ein Kessel mit Wein, dem manche kräftig zugesprochen haben. Ich kann mich auch täuschen und bin zu ängstlich. Jan hat es keine Angst gemacht, er hatte Spaß.«
    »Du bist ein scheues Vögelchen und siehst hinter jedem Busch eine Gefahr. Warum seid ihr nicht alle gemeinsam nach Hause gekommen?« Gretje lächelte.
    Margaretha zog die Stirn kraus. »Weil wir Dirck und Rebecca aus den Augen verloren hatten. Abraham wollte sie suchen und hat Jan gebeten, mich nach Hause zu bringen.«

Kapitel 15
    Für einen Moment saßen sie schweigen beieinander, doch dann war plötzlich Lärm von draußen zu hören. Stimmen riefen, jemand klopfte an die Tür. Gretje sprang auf, Margaretha folgte ihr.
    »Schnell, schnell!«, rief jemand. »Er ist verletzt …«
    »Was ist passiert?«
    »Er blutet …«
    Die Stimmen verwoben sich so ineinander, dass Margaretha nicht mehr unterscheiden konnte, wer was schrie. Aufgeregt und entsetzt klangen alle. Sie wich zurück, drückte sich an die Wand. Jemand wurde in die Stube getragen.
    »Er ist tot!«, heulte Rebecca.
    »Oh, nein!«, klagte Gretje entsetzt. »Oh, nein!«
    »Mutter, es ist so furchtbar!«
    Margaretha blieb wie erstarrt stehen. Jemand war umgekommen in dieser Nacht. Sie hatte es geahnt, befürchtet. War es Dirck oder Abraham? Noch jemand aus der Familie, der gestorben war? Noch ein Toter? Wie sollten sie das verkraften, überstehen? Leise wimmernd rutschte sie an der Wand entlang zu Boden, kauerte sich zusammen. Diese Nacht war eine der schönsten in ihrem Leben gewesen. Wieder fühlte sie den Hauch von Jans Atem auf ihrer Haut, spürte seinen Herzschlag, seine Wärme, die sie genossen hatte. Und auf einmal schämte sie sich dafür, nein, schlimmer, sie verdammte sich. Sie hatte sich erfreut an Gefühlen, die ihr nicht zustanden, und andere hatten gelitten, waren sogar getötet worden. Die Wucht dieser Erkenntnis traf sie wie eine Keule und drückte sie zu Boden. Leise jammernd und zusammengekrümmt lag sie da, bis die Stimme ihrer Mutter zu ihr drang: »Margret, ich brauche heißes Wasser. Und Arnika.«
    Margaretha presste die Fäuste auf die Augen, versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken. Sie war in dieser Nacht glücklich gewesen, mit welchem Recht?
    »Margret? Hemeltje, drehen jetzt alle durch? Verdorrie, Margret, Mutter braucht dich« Abraham ist verletzt! God verdomme, reiß dich zusammen!«, sagte Dirck und schüttelte sie an der Schulter. »Margret, steh auf!«
    »Du?« Margaretha drehte sich zu ihm um, staunte ihn an. »Du bist nicht tot? Abraham auch nicht? Wen habt ihr denn dann gerade beklagt?« Sie wischte sich die Tränen von den Wangen.
    »Noch lebt Abraham, aber es geht ihm nicht gut. Mutter braucht deine Hilfe«, schnaubte Dirck. Er presste seine Faust auf das linke Auge, und aus seiner Nase tropfte Blut.
    Margaretha sprang auf und lief in die Küche. Dirck folgte ihr, ließ sich stöhnend auf einen Stuhl fallen.
    »Zeig mal!« Margaretha zog ihm die Hand vom Gesicht.Sein Auge war zugeschwollen, die Nase wirkte schief. »Hemeltje, was ist denn

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