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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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aufgebracht: »Aber damals war Greta von Hattelen bestimmt noch keine Äbtissin?«
    »Nein, nur eine einfache Nonne«, erklärt Kuniberts Ziehmutter.
    »Oder war sie noch Novizin?«
    »Nein. Ich erinnere mich, dass sie schon einige Zeit vorher die Novizinnentracht abgelegt hatte. Sie muss schon Nonne gewesen sein. Das arme Mädchen tat mir immer so leid. Sie machte so’n zarten und zerbrechlichen Eindruck und hatte immer so’n traurigen Blick.«
    Ludolf mischte sich ein: »Ich kenne die Familie Hattelen. Sie ist ehrenwert und redlich. Die Eltern der Äbtissin sind angesehene Grundbesitzer und Ritter. Und dann dies. Das Bankert 33 musste also geheim gehalten werden. Greta wurde während der Schwangerschaft im Kloster versteckt und das Kind nach der Geburt dann an euch abgegeben. Und schon blieb die Fassade aus Anstand und Enthaltsamkeit erhalten. Ein erstklassiges Vorbild.«
    In Agnes’ Kopf drehte sich alles, ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, als hätte sie eine kräftige Windhose aus der Bahn geworfen: Greta, uneheliches Kind, Kunibert, Kloster, Adelheid und Ursula, Maria, Ulrich. Wie hing das alles zusammen? Hatte es überhaupt etwas miteinander zu tun? Wie konnten sie dieses Tohuwabohu wieder entwirren?
    Ludolf wandte sich an die Nachtigals: »Wann genau war die Nonne denn bei euch?«
    Der Mann antwortete: »Vor zwei Wochen war’s. Ein paar Tage danach haben wir’s dann Kunibert gesagt.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Natürlich war er aufgeregt. Er versicherte uns aber, wir seien weiterhin seine Eltern. Die anderen kenne er nicht, denn sie haben sich nie um ihn gekümmert.«
    »Habt ihr später noch einmal mit Kunibert über seine Eltern gesprochen?«
    »Nein. Wir wollten nicht unnötig in der Wunde herumstochern.«
    Agnes hatte sich inzwischen wieder einigermaßen gefangen, sodass ihr plötzlich etwas einfiel. »Euer Sohn war vor einigen Tagen im Kloster. Ich sah ihn. Und dann hatte er eine sehr lautstarke Unterredung mit der Äbtissin.« Sie schlug sich vor die Stirn. »Natürlich! Kunibert hat sie deswegen zur Rede gestellt. Hatte er euch etwas von dem Besuch erzählt?«
    Beide schauten sich betroffen an und verneinten.
    »Welche Nonne war denn bei euch? Ich kenn sie sicherlich auch. Vielleicht kann sie uns mehr über die Hintergründe erzählen.«
    »Schwester Martha.«
    Agnes war aufgeregt aufgesprungen. »Martha?«
    Die älteren Leute schauten überrascht zu ihr auf. »Ja. Was ist denn mit ihr?«
    »Sie hat sich vor etwa einer Woche aus einem Turmfenster gestürzt. Selbstmord. Sie war auf der Stelle tot.«
    Die junge Frau lief aufgeregt durch den Raum. In einem Augenblick eröffnete sich eine aussichtsreiche Quelle, um in diesem kniffligen Fall endlich voranzukommen, und schon im nächsten Augenblick war sie wieder versiegt. Warum verfolgte sie so das Pech? Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen!
    Sophie Nachtigal rutschte auf ihrem Stuhl nervös hin und her. »Diese Geschichte war sicherlich zu viel für sie.«
    Auf Ludolfs Stirn erschienen Falten. Nachdenklich schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, ob man das so einfach glauben kann. Martha hatte diese Last so lange getragen. Dann endlich offenbart sie das Geheimnis und erst eine Woche später soll sie Selbstmord begehen? Warum nicht gleich nachdem sie mit euch gesprochen hat? Warum liegt eine so lange Zeitspanne dazwischen?«
    Alle Anwesenden schauten ihn fragend an. Auch Agnes hatte sich wieder gesetzt. Aber niemand brachte ein Wort hervor.
    »Mich macht nur stutzig, dass erst nachdem Kunibert mit Greta gesprochen hat, Martha in den Tod stürzte. Findet ihr das nicht auch eigenartig? Ich schon.«
    Ludolf sah nur erstaunte Gesichter. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte er jetzt gegrinst. Er liebte es, wenn er andere Leute sprachlos machen konnte.
    Aber eines war bisher noch nicht beantwortet worden: »Ihr sagtet, Martha hätte euch erzählt, wer Kuniberts Eltern sind. Die Mutter kennen wir nun. Und wer ist sein Vater?«

Erwischt
    So schnell sie konnten, eilten Agnes und Ludolf los. Sie mussten auf der Stelle handeln, um noch Schlimmeres zu verhindern. Kuniberts Eltern hatten sich endlich überwunden und geredet. Endlich schien es so, als wäre das Geheimnis um Kuniberts Tod und den Angriff auf Maria zum Greifen nahe. Der junge Mann lief zum Burgsitz des Mindener Domkapitels, um Johann von Rottorf zu holen. Er wusste nicht, ob sich der Domdekan dort befand. Aber er hatte Glück. Von Rottorf war nach dem

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