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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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hatte trotz des warmen Wetters einen weiten Umhang mit einer über den Kopf geschlagenen Kapuze an. Furchtsam schaute sie sich immer wieder um. Sie wollte nicht gesehen werden.
    »Werte Herrin, werter Herr, habt ihr kurz Zeit für mich?«, bat sie mit einem höflichen Knicks.
    »Natürlich«, antwortete Agnes.
    »Würdet ihr bitte hier um die Ecke kommen? Ich möchte nicht gesehen werden.« Sie lächelte krampfhaft.
    Agnes nickte nur.
    Elisabeth eilte in einen schmalen, dunklen Gang zwischen zwei Häusern. Agnes und Ludolf folgten ihr neugierig. Die Magd knetete aufgeregt ihre Hände und räusperte sich mehrfach, bevor sie zu sprechen begann.
    »Ich habe gehört, ihr habt gestern Männer verhaftet.«
    Ludolf zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »War das jetzt eine Feststellung oder eine Frage?«
    »Ich ... äh ...« Irritiert blickte sie an ihm hoch.
    »Schon gut. Ja, wir haben einige Männer verhaftet. Um welchen geht es denn?«
    »Um ... ich meine ... äh ... um Hartwich.«
    Agnes mischte sich aufgeregt ein. »Ihr kennt ihn also doch!«
    Die Magd lächelte wieder ängstlich. »Schon.«
    »Und gestern Morgen tatet ihr noch so, als sei er euch unbekannt.«
    »Bitte versteht das. Ich dachte, es sei nicht wichtig. Und um keinen unnötigen Ärger zu bekommen, hab ich das einfach verschwiegen.«
    Agnes legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Woher kennt ihr ihn?«
    »Im Haus des Herrn Ulrich habe ich ihn kennengelernt.«
    »Und wie steht ihr zu Hartwich?«
    »Wir sind ... äh ... befreundet.«
    »Wie befreundet?«
    Elisabeths dunkle Gesichtsfarbe wurde noch einen Ton dunkler, als ihr das Blut in die Wangen schoss. Verlegen schaute sie zur Erde. »Eng befreundet. Ich ... ich wünschte, er würde mich bald heiraten.«
    Ludolf und Agnes zwinkerten sich zu. Die Magd wollte ihrem Freund helfen. Sie war sicherlich allzu bereit, Auskunft zu geben.
    »Was wollt ihr mit uns besprechen?«, fragte der junge Mann.
    »Ihr glaubt, dass Hartwich der Mörder von Kunibert ist?«
    »Ja.«
    »Er ... er ... kann es aber nicht gewesen sein.«
    »Ach?« Ludolf blickte Agnes fragend an. Sollte ihnen nun doch eine Flunkerei präsentiert werden? »Warum kann er es nicht gewesen sein?«
    »Er war ... äh ... bitte haltet mich nicht für so’n dahergelaufenes Flittchen. Das bin ich nicht! Ehrlich! ... Aber ... nun ... er war die ganze Nacht bei mir in der Kammer. Bis zum frühen Morgen. Da is er dann wieder zu sich nach Hause.«
    Agnes schloss enttäuscht die Augen und rieb sich mit zittrigen Fingern die Stirn. Hartwich war es also doch nicht gewesen! Dabei hatte alles so gut auf ihn gepasst: die Auseinandersetzung wegen Maria und wegen der Holzdiebstähle, Ulrichs Schutz gegen jegliche Nachforschungen. Wie enttäuschend! Ärgerlich stampfte sie mit dem Fuß auf den Boden.
    Ludolf fragte: »Ihr seid sicher, dass er in der Nacht nicht noch draußen war, ohne dass ihr es bemerkt habt?«
    »Ja, da bin ich sicher. Hartwich war bestimmt nich mehr fort.«
    »Und wann kam er zu euch?«
    Sie presste ihre Lippen zusammen und dachte nach. »Nun ... so ungefähr am Abend.«
    »Vor dem Gewitter oder nachdem es schon angefangen hatte?«
    »Schon ’ne ganze Zeit vorher.«
    Ludolf nickte. Resigniert musste er zugeben, dass Hartwich es nicht hatte sein können. Falls die Magd nicht log, war der Holzfäller zur Tatzeit bei ihr gewesen.
    Agnes hatte sich wieder einigermaßen gefangen und wandte sich erneut an Elisabeth: »Seit wann seid ihr zusammen?«
    »Seit dem Frühjahr.«
    »Und ihr wisst, warum Ulrich euch dem Herrn Westphal abgekauft hat?«
    Elisabeth bohrte ihre Fußspitze in den Dreck. Nervös knabberte sie an ihrer Unterlippe. »Er ... äh ... Das hat er mir nie gesagt. Aber ... ich weiß, wie ähnlich ich der Maria sehe. Und ich habe auch gehört, dass ... äh ... sie immer bei ihm im ... im Schlafzimmer übernachtet hat.«
    »Verlangte er das auch von euch?«
    Die Magd begann leise zu weinen. Sie nickte. »Er ... er fragte mich öfter. Ich wollte aber nich. Aber er hat mich nie gezwungen. Bestimmt!« Sie wischte sich die Tränen mit ihrem Umhang ab.
    Agnes atmete tief durch. Dieses Schwein kaufte sich Mädchen wie andere ein Pferd oder eine Kuh. »Wusste Ulrich denn, dass ihr mit Hartwich befreundet seid?«
    Elisabeth nickte wieder. »Der Herr hat mich öfters mit Nachrichten zu Hartwich geschickt. Auch wenn es Kleinigkeiten waren. Das hat er extra gemacht. Und ... äh ... Hartwich war sehr nett und lieb zu mir. Da ... da war ich auch nicht böse,

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