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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Stimmen und Gerenne zu hören. Die Tür wurde aufgerissen. Doch statt des gebundenen Priesters erschienen zwei Nonnen. Erschrocken schauten sie in die Runde und wussten nicht, was sie sagen sollten. Ängstlich hielten sie sich an der Hand.
    »Was ist?«, zischte die Äbtissin.
    »Fremde ... oben bei unseren Kammern ...«
    »Raus!«, schrie Greta.
    Ängstlich zogen die beiden Schwestern die Köpfe ein und verschwanden wieder. Kopfschüttelnd drehte sich die Äbtissin wieder zum Fenster.
    Ludolf hatte keine Lust mehr, auf die Rückkehr der anderen zu warten. »Euer Sohn Kunibert war vor Kurzem hier und hat mit euch gesprochen. Wie wir gehört haben, wurde es ziemlich laut zwischen euch. Worum ging es? War es, weil er erfahren hatte, dass ihr seine Mutter seid?«
    Nach einem Moment des Nachdenkens sagte sie lediglich: »Ja.«
    »Was wollte er?«
    »Er wollte die Geschichte öffentlich machen, falls wir uns nicht innerhalb einer Woche zu ihm bekannten.«
    »Und?«
    Endlich drehte sie sich wieder herum. »Ich habe ihm deutlich erklärt, dass das nicht ginge – was er leider nicht verstand oder verstehen wollte. Ich sprach mit Arnold darüber. Er wollte selbst mit Kunibert reden. Er war sich sicher, dass der Junge seine Argumente verstehen würde.«
    Wieder wurde die Tür aufgerissen. Agnes und Rottorf kamen sichtlich erschöpft herein. Die beiden Bediensteten hatten den gebundenen Pater in die Mitte genommen und hielten ihn fest.
    Der Domdekan atmete erleichtert durch. »Wir haben den Schweinehund auf frischer Tat ertappt. Eindeutiger geht es nicht. Das junge Mädchen ist inzwischen in der Obhut ihrer Mitschwestern. Endlich sind die armen Frauen hier vom Teufel erlöst.«
    »Lüge!«, schrie Bassenberg. Er zerrte wild an seinen Fesseln, hatte aber keinerlei Chance gegen seine beiden kräftigen Bewacher. »Das Biest hat mich verführt! Ich bin unschuldig!«
    »Wer’s glaubt«, antwortete von Rottorf müde.
    »Alle die jungen Dinger flehen um Beistand und Hilfe, weil sie von ihren Familien und Freundinnen fort sind. Wenn ich mich dann um sie kümmere, bedrängen sie mich. Sie nutzen die Abgeschiedenheit und Verschwiegenheit der Beichte schamlos aus. Diese Mädchen sind noch zu jung und unerfahren. Sie haben noch nicht gelernt, ihre Fleischeslust unter Kontrolle zu halten.«
    Der Domdekan lachte melodramatisch. »Ihr seid wohl eher derjenige, der seine Fleischeslust nicht unter Kontrolle hat.«
    Ludolf unterrichtete die Ankömmlinge über das, was sich inzwischen ereignet hatte: »Die Äbtissin hat auch bestätigt, dass Bassenberg und sie ebenfalls die Eltern der Priorin sind.«
    Agnes schüttelte ungläubig den Kopf. »Kein Wunder, dass ich mich in diesem Haus nie wohl gefühlt habe. Als hätte ich gewusst, dass hier etwas nicht stimmt. Diese Aussagen reichen sicherlich für eine Verurteilung des Paters.« Sie wandte sich zu ihm um. »Wie wollt ihr jetzt noch dem Schwert des Henkers entkommen?«
    Jetzt brach auch die Äbtissin unter der seelischen Last zusammen. Wie ihre Tochter begann auch sie zu weinen – nicht so theatralisch, leiser. »Nicht auch noch ihn. Wo doch schon mein Sohn tot ist.«
    Entrüstet fragte Agnes: »Ihr sorgt euch um den Kerl, der euch damals als junge Frau Gewalt angetan hat?« Sie konnte kaum fassen, was sie da gehört hatte.
    Unter Schluchzen gestand Greta nun. »Ja, ich liebe ihn. Ich bin die Einzige, die ihn wirklich liebt. Die jüngeren Frauen sind keine Konkurrenz für mich. Ich weiß, dass er mich auch liebt, solange ich für die Mädchen sorge.«
    Bassenberg rief im abfälligen Ton dazwischen: »Erzähl nich so’n Quatsch! Ich habe dich noch nie geliebt. Ich bin dann und wann bei dir über Nacht geblieben, damit du dich um die Bastarde sorgst und ab und zu welche verschwinden lässt.« In Richtung des Domdekans ergänzte er. »Die da! Die ist ’ne Mörderin! Die hat einige der Neugeborenen umgebracht.«
    »Ich bin keine Mörderin!« Die Äbtissin warf sich in Positur und tippte sich mit dem Finger auf die Brust. »Ich nicht!« Ihr Weinen war plötzlich wie weggeblasen. »Diese illegitimen Kinder hatten kein Recht zu leben. Sie waren genauso unwürdig wie ihre unbeherrschten Mütter, die den Pater ständig verführen wollten. Manche Kinder waren sowieso zu schwach und kränklich, um durchzukommen.«
    Agnes taumelte rückwärts, ihr wurde plötzlich ganz schwindelig. Sie griff sich an ihre pochenden Schläfen und schnappte nach Luft. Sie musste in einem Traum sein – in einem bösen

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