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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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war rückwärts bis zu ihrem Arbeitstisch zurückgewichen und hielt sich nun krampfhaft daran fest.
    Plötzlich erklangen scharfe Worte: »Halt! Hiergeblieben!«
    Johannes vom Domhof hatte sich Margarete Rennemann in den Weg gestellt, die versucht hatte, sich heimlich davonzuschleichen. »Ihr wollt doch wohl niemanden warnen?«, fragte er.
    Die Priorin blickte nervös zu ihrer Herrin hinüber. Aber die konnte jetzt auch nicht mehr helfen. »Ich ... ähm ... ich störe doch nur und wollte deshalb ...«
    »Besser, ihr lasst es bleiben und leistet uns Gesellschaft. Wo ist der Priester?«
    »Er ... er ... ist bei Schwester Antonia.«
    Jetzt erschien Agnes neben dem Verwalter des Stiftes Möllenbeck. »Antonia? Die junge Novizin?«
    Die Priorin nickte und blickte immer wieder hilflos zur Äbtissin hinüber.
    »Die arme Antonia. Jetzt weiß ich auch, warum sie in letzter Zeit so kränklich und schwach aussah. Ich weiß, wo ihre Kammer ist.«
    Agnes, der Domdekan und zwei Bedienstete verließen raschen Schrittes den Raum. Jetzt war sie nicht mehr zu halten, jetzt durfte es niemand mehr wagen, sich ihr in den Weg zu stellen. Zurück blieben Ludolf, sein Vater und ein Knecht, die auf die beiden Frauen aufpassten.
    Margarete schlich langsam zur Äbtissin hinüber, die sich noch immer am Tisch festhielt, obwohl von Rottorf schon längst gegangen war. »Mutter, was sollen wir tun?«
    Johannes vom Domhof verschluckte sich fast. Er musste einmal kurz hüsteln, bevor er wieder sprechen konnte. »Mutter?«
    Die Priorin hob entschuldigend die Schultern. »Ja. Was denn sonst?«
    Endlich hatte Greta ihre Sprache wiedergefunden. »Halt die Klappe! Sonst quatschst du uns alle noch ins Grab.«
    »Was wird jetzt aus uns?«
    »Ich kann jetzt nichts mehr tun. Das liegt nun alles in der Hand von diesem Gesindel, das sich ungefragt in fremde Angelegenheiten mischt und Streit und Zwietracht sät. Verflucht sollt ihr alle sein! Hinterhältiges Pack!«
    Weinerlich fragte die Priorin: »Was ist nun mit Pater Bassenberg?«
    Plötzlich war von fern Geschrei zu hören – ängstliche Frauenstimmen und Flüche von Männern.
    »Hörst du’s?«, fragte die Äbtissin. »Jetzt haben sie gerade deinen Vater erwischt. Hoffentlich hat er dem widerlichen Ekel aus Minden mal so richtig eine aufs Maul gegeben.«
    »Mein Vater?«, schrie Margarete außer sich. Sie taumelte, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden. »Der Pater ist mein Vater?« Mit einem dumpfen Klatschen landete ihre Körpermasse auf einem der Stühle, der dabei gefährlich knirschte.
    Greta von Hattelen beugte sich über ihre Tochter und tippte sich an die Stirn. Ihre Stimme wurde immer schriller. »Hast du es denn immer noch nicht kapiert? Was macht er denn hier mit den Mädchen? Warum bist du meine Tochter? Warum hat er dich als Priorin beim Bischof vorgeschlagen?«
    »Aber ... aber ...« Hilflos streckte sie ihre Hände der Äbtissin entgegen.
    »Was aber?«, fauchte sie nur.
    »Mich hat er nie angefasst.«
    »Ist ja auch kein Wunder! Du bist doch seine Tochter. Und selbst wenn nicht – du bist viel zu fett und zu hässlich.«
    Die Priorin begann zu weinen. Ihre massige Gestalt zuckte unter heftigen Schluchzern. »Mutter, warum ... warum ... hast du mir das nicht gesagt?«
    »Wenn du bis jetzt noch immer nicht verstanden hast, was hier läuft, dann bist du auch zu dämlich. Glaubst du etwa, du wärst eine Jungfrauengeburt gewesen?«
    »Warum hast du mir nicht die Wahrheit gesagt?«
    Die Äbtissin warf die Hände in die Luft und wandte sich ab. »Wie dumm kann eine einzelne Person eigentlich sein? Womit habe ich diese dusselige Kuh verdient?«
    Das Weinen der Priorin wurde immer lauter und heftiger. Sie schwankte auf ihrem Stuhl hin und her wie eine Besessene. Greta stand am Fenster und blickte durch die trüben Butzenscheiben. Voller Ungeduld trommelten ihre Finger auf der Fensterbank. Die drei Männer hatten diesem Konflikt zwischen Mutter und Tochter nur schweigend zugeschaut und sich herausgehalten. Denn der Haupttäter war jemand anders.
    Als Agnes und Ludolf bei den Nachtigals erfahren hatten, wer der leibliche Vater Kuniberts wirklich war, hatten sie es zu Anfang nicht glauben wollen. Erst nach und nach war ihnen die Tragweite dieser Mitteilung bewusst geworden. Plötzlich war ihnen klar geworden, von wem Adelheid und Ursula schwanger geworden und warum sie versteckt worden waren. Bassenberg bediente sich im Kloster wie ein Fuchs in Hühnerstall.
    Plötzlich waren draußen

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