Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Luthers: »Ein feste Burg ist unser Gott«. Solche Bilder schenken Elitebewusstsein. Aber sie können auch negativ ausstrahlen. Im katholischen Bereich hat dies manche Bischöfe und Theologen dazu geführt, sich abzuschotten, unbeweglich zu sein, sich auf keinen Dialog mit der modernen Welt einzulassen. Und es hat oft zum Triumphalismus geführt. Das II. Vatikanische Konzil hat das Bild des pilgernden Gottesvolkes für die Kirche in den Mittelpunkt gerückt. Das hat eine andere Ausstrahlung. Und das bewirkt in den Gläubigen und Gemeinden eine andere Haltung zueinander und zur Welt. Die Christen pilgern gemeinsam, über alle konfessionellen Schranken hinweg. Sie sind auf der Suche nach dem immer größeren und unbegreiflichen Gott. Sie stützen sich gegenseitig auf ihrem Weg. Sie tragen sich gegenseitig im Glauben. Aber sie sind auch im Dialog mit der Welt, durch die sie wandern. Sie treffen auf ihrem Pilgerweg viele andere Menschen, die sich ihnen nicht anschließen, sondern die andere Wege gehen.Sie hören auch auf diese Menschen, was sie zu sagen haben. Und dennoch gehen sie ihren Weg weiter.
Nicht nur die Kirche hat Bilder geschaffen, die ihr Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt. Jede Nation hat ein Bild für sich. Manchmal stärkt das Bild das Volk. Doch ein Bild kann auch gefährlich sein und aggressive Komponenten fördern. Das Bild des »Dritten Reiches« war so ein Bild, das den Menschen in Deutschland geschadet hat, das falsche Erwartungen geweckt hat. England hat damit zu kämpfen, dass das alte Bild des Vereinigten Königreiches und der größten Kolonialmacht zusammengebrochen ist. Das Land muss nun seine eigene Identität neu finden. Frankreich lebt immer noch von den Bildern der Französischen Revolution und versteht sich als Land der Freiheit, der Gleichheit und Brüderlichkeit. Und es lebt noch vom Glanz der »Grande Nation«. Jedes Volk hat also seine Bilder, die es zusammenhalten, die es stärken und die ihm Selbstbewusstsein und Würde schenken.
Bilder wirken auch identitätsstiftend für Firmen. Jede Firma legt heute Wert auf ein originelles Logo, das nicht nur Wiedererkennung garantiert, sondern auch der Firma Kraft und Schwung verleiht. Viele Firmen sind stolz auf ihr Logo, das immer beides ist: Wort und Bild. Da war die Dresdner Bank mit dem grünen Band und dem Versprechen des freundlichen Service. Als sie in die Commerzbank aufging, raubte das vielen Mitarbeitern das Gefühl der Identität. Die Sparkassen haben nicht nur das Logo des großen S mit einem Punkt darüber. Die rote Farbe bringt dieses einfache Logo zum Leuchten. Und die Sparkassebegnügt sich mit einem einzigen Wort: »GUT«. Solche Worte und Bilder wirken nicht nur nach außen, sondern auch nach innen.
Die Firma Puma war fast am Ende mit ihrer Philosophie und mit ihren finanziellen Kräften. Die Sanierung hat ihr ein neues Image verliehen. Sie ist nicht nur Sportartikelhersteller, sondern eine Firma für Lifestyle. Das Logo mit dem Puma, der leichtfüßig und gleichzeitig voller Kraft springt, hat dieses Lebensgefühl optisch nach außen transportiert. Aber es hat auch der Firma neuen Schwung verliehen. Sie hat durch gemeinsame Bilder eine neue Identität gefunden. Ihre Leitbilder sind einfach nur vier Worte: Ehrlich, fair, kreativ, positiv. Diese vier Worte haben sich in den Mitarbeitern eingeprägt wie Bilder, die sie zusammenhalten. Und immer wieder werden diese vier Worte zum Kriterium für ihr Handeln und für ihre Besprechungen und Strategien herangezogen. Bei vielen Sitzungen des Vorstandes – so die Auskunft eines Verantwortlichen – fragt man sich: War das nun fair, ehrlich, kreativ und positiv? Oder sind wir hier anderen Bildern gefolgt, etwa dem Bild: Wir können uns alles erlauben?
Es gibt auch im Bereich von Unternehmen Bilder, die die Firmen aufblähen und ihnen auf diesem Weg eher gefährlich werden. Wenn etwa die Firma Wal Mart alle Mitarbeiter am Morgen in einem Ritual deklamieren lässt »Wir sind die Besten«, dann ist das in meinen Augen eher kontraproduktiv. Es übersteigert nicht nur die Psyche des einzelnen, sondern auch die Firma. Wer sich in solche Sätze hineinredet, der wird irgendwann blind für die Realität.Er meint, er könne alles, was er wolle. Daher finde ich es wichtig, dass wir achtsam mit den Bildern umgehen, die wir für unsere Berufsgruppe oder unsere Firma schaffen. Das Bild der Polizei »Dein Freund und Helfer« hat sicher in Deutschland zu einem positiven Image
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