Die Heimkehr Der Tochter
aufzuführen!"
Maggie lachte über Annas Empörung. „Na ja, ich bezweifle, dass Martin in mir seine Chefin sieht. Und verglichen mit seinen sonstigen Querschlägen war das ja noch harmlos."
Auseinandersetzungen mit Martin waren an der Tagesordnung. Er bekämpfte sie bei jeder Änderung der Produktionsabläufe, die sie zur Verbesserung der Kontrolle einführen wollte, er stellte jede Anweisung infrage, zog jede Frage ins Lächerliche und versuchte prinzipiell, ihr Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
Maggie hätte ihn liebend gern gefeuert. Doch das konnte sie nicht, ohne sich dem Verdacht der Rachsucht auszusetzen. Und außerdem würde es Laurel wehtun.
Zu Anfang hatte ihr Elaine Udall ähnliche Probleme bereitet wie Martin. Bei ihr kannte Maggie jedoch keine Rücksicht. Sie hatte keine Hemmungen, sie zu feuern, und es tat ihr ausgesprochen gut, ihr das auch deutlich zu sagen. Die Warnung hatte Miss Udalls ständige Kritik zwar verstummen lassen, an ihrer schnippischen Art und ihren giftigen Blicken jedoch nichts geändert.
Dennoch waren diese Querelen Kleinigkeiten.
Maggie wünschte sich, die übrigen Mitarbeiter und die Mitbürger in Ruby Falls ebenso leicht lenken zu können.
Zwar konnte sie dem Leben in einer Kleinstadt viel Positives abgewinnen, doch es gab auch eine Menge Nachteile. Einer dieser Nachteile war die schlichte Unmöglichkeit, etwas geheim zu halten. Es hatte sich herumgesprochen, dass Malone Enterprises in Schwierigkeiten steckte, und in der Stadt herrschte unterschwellige Panik.
Da ein Großteil der Bewohner bei Malone in Lohn und Brot stand, hatte fast jeder einen Mann, eine Frau oder irgendeinen Verwandten in der Fabrik. Daher glaubte auch jeder, ein Mitspracherecht in den Belangen der Firma zu haben, und nur wenige hatten Hemmungen, ihre Meinung zu äußern, wenn ihnen etwas nicht passte.
Die Mitarbeiter und fast die gesamte Bevölkerung von Ruby Falls waren empört, dass Maggie die Leitung des Unternehmens übernommen hatte. Sie misstrauten ihren Fähigkeiten und hielten sie für ungeeignet, die Firma aus dem finanziellen Tief herauszuführen.
Maggie konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Die Mitarbeiter hatten Angst um ihre Jobs, und der Rest war besorgt, weil die gesamte Wirtschaft von Ruby Falls vom Florieren der Konservenfabrik abhing.
Es gab viel Gerede in der Stadt, und Gerüchte flogen hin und her. Wohin Maggie auch ging, ob durch die Fabrik, die Lager oder zum Einkaufen in die Stadt, überall wurde sie mit Argwohn und Kühle behandelt. Sie wusste, dass sie noch gegen ihren Ruf als wilder, rebellischer Teenager ankämpfen und sich den Respekt der Leute erwerben musste. Trotzdem waren die ständigen Zurückweisungen schwer zu ertragen.
„Wie läufts denn so, Ladies?"
Maggie blickte auf und sah Dan in der Tür stehen. Ihr Herz schlug schneller. Seit sie vorgestern von ihrem Fototermin aus New York zurückgekehrt war, hatte sie ihn nur aus der Ferne gesehen. Das war jetzt ihr erstes Zusammentreffen. Er stand in der Tür, eine Schulter gegen den Rahmen gelehnt, die freie Hand auf die Hüfte gestemmt. In seiner üblichen Arbeitskluft, Stiefel, Jeans, und kariertes, an den Armen aufgerolltes Hemd wirkte er sehr männlich.
Warum, fragte sie sich vielleicht zum hundertsten Mal, übt gerade dieser Mann eine solche Anziehung auf mich aus? Das war ärgerlich, beunruhigend und schlichtweg töricht, doch sie konnte die Tatsache nicht leugnen. Immer deutlicher wurden ihr seine ruhige Stärke, sein gutes Aussehen und seine männliche Ausstrahlung bewusst, so dass sie sich in seiner Gegenwart kaum noch konzentrieren konnte.
Das ergab einfach keinen Sinn. Sie arbeitete mit umwerfend gut aussehenden männlichen Models zusammen, und ihr begegneten dutzendweise gut aussehende, erfolgreiche, kultivierte Männer. Einige waren auf ihrem Gebiet prominent - Schauspieler, Athleten, Industrielle -, Männer mit Macht und Einfluss. Doch keiner von denen zog sie sonderlich an, mal abgesehen davon, dass einem gutes Aussehen generell angenehm war.
Also, was hatte dieser Mann an sich, dass ihr Herz hüpfte?
Dan deutete mit dem Kopf zur Außentür. „Ich bin Martin im Flur begegnet. Er hatte praktisch Schaum vor dem Mund. Hat er Ihnen wieder zu schaffen gemacht?"
„Wie immer. Aber nichts, mit dem ich nicht fertig werde. Wollten Sie mich wegen irgendetwas sprechen?" Die Frage klang schärfer als beabsichtigt. Dans Nähe machte sie leider schon wieder nervös.
„Allerdings. Ich habe gute
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