Die Heimkehr Der Tochter
hätte. Und ich werde es nicht hinnehmen, wenn jemand so ein Gerede über sie verbreitet. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Rupert wirkte verblüfft. „Aber ich dachte ... ich meine, jeder weiß ..."
„Was bitte?"
„Dass du mit Maggie nicht auskommst. Ich meine, sei ehrlich, Jacob, dieses Mädchen war immer ein Stachel in deinem Fleisch. Das weiß jeder in der Stadt."
„Weder du noch die Leute dieser Stadt wissen etwas über meine Beziehung zu Katherine!" raunzte er zurück. „Absolut nichts. Hast du mich verstanden?"
„Natürlich. Was immer du sagst."
Sobald Rupert gegangen war, merkte Jacob, dass er vor Zorn bebte. Die Kiefer zusammengepresst, starrte er aus dem Fenster. Welch blanker Zorn ihn erfasst hatte, als Rupert schlecht über Katherine redete, erstaunte ihn selbst.
Aber es war eben etwas anderes, ob er seine Tochter kritisierte oder ein Außenstehender. Noch beunruhigender als die Tatsache, dass er Katherine instinktiv verteidigt hatte, war jedoch Ruperts schockierte Reaktion darauf gewesen. In all den Jahren hatte er immer angenommen, dass niemand - niemand außer Lily und Nan natürlich - etwas von seinen ambivalenten Gefühlen zu Katherine bemerkt hatte. Er hätte es besser wissen müssen. Schließlich lebten sie in Ruby Falls.
Wie hatte er nur so blind sein können? Wie hatte er ignorieren können, wie viel Getratsche es hier gab? Vielleicht wurde Katherine schon ein Leben lang von diesem Gerede verfolgt. Sie war zu klug und zu sensibel, um so etwas nicht mitzubekommen.
Entsetzt fragte er sich, welche Wirkung es auf eine Heranwachsende haben musste zu wissen, dass ihre Umgebung glaubte, ihr Vater liebe sie nicht.
Vielleicht hatte Nan Recht. Vielleicht waren ihre jugendliche Rebellion und ihre Unverschämtheiten nichts weiter als der Versuch gewesen, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Jacob schlug ungehalten mit der Faust auf die Armlehne seines Sessels. Verdammt! Wie auch immer seine Gefühle für Katherine waren, er hatte nie gewollt, dass sie unter bösartigem Geschwätz leiden musste.
„Also, erzählst du mir nun von ihr oder nicht?"
Dan unterdrückte ein Grinsen. Er ließ sich Zeit, gab der Kellnerin ein Zeichen, sein Glas Eistee wieder aufzufüllen, und schnitt sich noch ein Stück von seinem Putenschnitzel ab. „Von wem soll ich dir erzählen?"
„Du weißt genau von wem", gab Lucy Garrett gereizt zurück und maß ihren ältesten Sohn mit einem scharfen Blick. „Von Maggie Malone natürlich."
„Was möchtest du wissen?"
„Zunächst mal, ist sie so schön wie auf ihren Bildern?"
„Ja."
„Wie ist sie?"
Dan kaute nachdenklich und schluckte. „Warte mal, ich denke, klug und kess beschreibt es gut."
„Wirklich?" Lucy lächelte über die Beschreibung. „Gut. Es freut mich zu hören, dass der Erfolg sie nicht verändert hat."
„Stimmt, du hast ja in der Cafeteria der High School gearbeitet, als sie dort zur Schule ging."
„Ja, aber ich kann nicht behaupten, dass ich sie wirklich gekannt habe." Lucy nahm eine Gabel voll Salat, verharrte mit der Gabel jedoch auf halbem Weg zum Mund. „Allerdings konnte ich sie auch nicht übersehen. Damals war sie eine dürre Bohnenstange. Auffallend waren die roten Haare und der zu große Mund in einem kleinen Gesicht. Das Gesicht hat sich wohl noch entwickelt, damit es zum Mund passt." Sie lachte leicht. „Ist das nicht seltsam? Erst neulich las ich in einem Magazin, dass Männer in einer Umfrage ihre Lippen als die üppigsten der Welt eingestuft haben."
Dan musste an den Kuss denken. Zweifellos waren ihre Lippen üppig und sinnlich.
„Damals in der High School galt sie allgemein als wild, aber ich habe ihren Schneid immer bewundert." Lucy machte eine Pause, kaute ihren Salat und wechselte das Thema. „Wenn man den Gerüchten glauben darf, verliert Malone
Enterprises Geld. Glaubst du, dass Maggie es schafft, die Finanzlage zu verbessern?"
„Schwer zu sagen, es ist noch zu früh für eine Prognose. Sie arbeitet hart, sie ist klug, und sie scheint zu wissen, was sie tut. Aber das hat bisher nicht für einen Umschwung gereicht."
„Hmm." Lucy malte mit dem Zeigefinger kleine Kreise in den Taubelag ihres Teeglases. „Weißt du, dass es ein paar Leute in der Stadt gibt, die eine Delegation zusammenstellen wollen, um bei Jacob vorstellig zu werden, damit er Maggie als Präsidentin der Firma wieder absetzt?"
Dan hielt Messer und Gabel über den Teller und sah seine Mutter betroffen an. „Nein, das wusste ich nicht. Wer steckt
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