Die Heimkehr Der Tochter
begangen hatte. Da Nan eine Frau war, vergaß er, dass sie geschäftlich genauso viel Gewicht hatte wie Jacob. Zumindest glaubten das alle. Sie musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie beobachtete, wie er sich wand, den Fehler wettzumachen.
„Sachte, sachte, Tante Nan, wir wissen alle, wie sehr du Maggie magst. Aber wir sollten uns in unseren Geschäftsentscheidungen doch nicht von Emotionen leiten lassen, oder? Ich meine, seien wir realistisch. Jacob hat Maggie so gut wie enterbt, weil er ihr nicht traute. Du kannst nicht erwarten, dass er ihr nun plötzlich ungehinderten Zugang zu den Firmenunterlagen gewährt. Für Modefotos zu posieren, qualifiziert einen wohl kaum dazu, eine in Schwierigkeiten geratene Firma aus den roten Zahlen zu holen."
Nan verengte wütend die Augen. „Nein. Aber ein Abschluss magna cum laude von der Wirtschaftsfakultät in Harvard tut das sehr wohl! Und was dich angeht, Martin Howe, solltest du es jemals wieder wagen, in diesem herablassenden Ton mit mir zu reden, verab reiche ich dir eine Tracht Prü gel!"
Da er erkennen musste, dass er keine Chance mehr hatte, Nan auf seine Seite zu ziehen, verzichtete er auch auf jeden Anschein von Höflichkeit. „Nichtsdestoweniger habe ich die Leitung des Unternehmens, und ich dulde keine Einmischung, schon gar nicht von ihr."
„Wenn du mich fragst, ist meine Nichte Jacobs logische Nachfolgerin", feuerte Nan zurück. „Ich denke im Übrigen, wir sollten sie sofort offiziell zum amtierenden Präsidenten des Unternehmens ernennen."
„Was? Das ist doch lächerlich! Ich bin ein leitender Angestellter der Firma. Ich sollte sie auch führen."
„Nein, genau da irrst du dich. Malone Enterprises sollte von jemand mit dem Namen Malone geführt werden, so wie es immer war."
Nan blickte von Martin zu ihrem Bruder. Obwohl ihre Stimme sanfter wurde, war sie nicht weniger entschieden. „Die Zeit ist reif, eine Entscheidung zu treffen, Jacob. Soll das Familienunternehmen von einem Außenstehenden geleitet werden? Oder von deiner Tochter ... so wie unsere Großmutter es vorgesehen hat?"
Jacob sah seine Schwester mit dem verzweifelten Blick eines Menschen an, der plötzlich feststellt, dass er mit dem Rücken zur Wand steht. „Verdammt, Nan ..."
„Die Frage ist, den Fisch an Land ziehen oder sich vom Köder trennen", erwiderte sie und hielt seinem Blick ruhig stand.
Maggie beobachtete das stumme Duell zwischen Bruder und Schwester und fragte sich, was dahinter steckte. Sie hatte das eigenartige Gefühl, dass diesem Wortwechsel eine tiefere Bedeutung zu Grunde lag als die Frage nach der Firmenleitung.
„Bitte, Liebster, willst du ihr nicht eine Chance geben?" bat Lily mit zitternder Stimme.
Jacob sah von seiner Frau zu seiner jüngsten Tochter, die während des Wortwechsels erstaunlich still geblieben war und zwischen den Redenden hin- und herblickte, wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch. „Nun, Jo Beth, du bist auch Aktionärin. Was meinst du?"
Maggies Hoffnung sank, als ihre jüngste Schwester ihr einen unergründlichen Blick zuwarf. Wenn die Entscheidung bei Jo Beth lag, hatte sie keine Chance. Zu ihrer grenzenlosen Verblüffung machte Jo Beth jedoch nur ein gelangweiltes Gesicht und hob kurz eine Schulter. „Warum nicht? Sie ist eine Malone."
„Jacob, du kannst nicht ernstlich erwägen, ihr die Leitung zu übertragen!" begehrte Martin auf. „Na schön, sie hat ein Diplom in Betriebswirtschaft. Na und? Sie hat keinerlei praktische Erfahrung. Maggie hat nie ein Unternehmen geleitet. Sie weiß nicht, wie man große Aufträge handhabt, wie Mitarbeiter geführt werden, wie Entscheidungen getroffen werden."
„Ach, du meinst, wie beispielsweise deine Entscheidung, Anna zu feuern?" fragte Maggie unschuldig.
Jacob wirkte fassungslos.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Maggie auch Dans Verblüffung. „Ich dachte, sie hätte diese Woche freigenommen. Großer Gott, was diesem Mann an gesundem Menschenverstand fehlt, macht er durch Unverfrorenheit wett", murmelte er vor sich hin.
Martin war es unbehaglich zumute. Er wirkte wie ein Dieb, der mit den Händen in der Kasse erwischt worden war.
„Du \\zstAnna gefeuert? Du Idiot!"
„Also, Jacob, ich dachte ..."
„Du dachtest? Du dachtest? Wenn du auch nur einen halbwegs intelligenten Gedanken in deinem Schädel zu Stande brächtest, wüsstest du, dass du Anna keinesfalls hättest feuern dürfen!" Jacob schüttelte den Kopf, als könne er nicht verstehen, wie jemand einen solchen Kapitalfehler
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