Die Heimkehr des Highlanders
stechendem Blick. Er war für seine nüchterne Denkweise und seinen scharfen Verstand bekannt, sein Vater war einst von George I. geadelt worden, wegen Verdienste für die englische Krone.
William jedoch dachte gar nicht daran, sich deswegen auf die Seite der Engländer zu schlagen. Er war ein glühender Anhänger von James Stuart und würde ihn gerne wieder auf dem Thron sehen.
Ewan wartete, bis sich die anderen Männer beruhigt hatten, dann erwiderte er mit fester Stimme: »Wir sollten einen weiteren Aufstand nicht übereilen, sondern erst nach Verbündeten suchen und noch mehr Waffen anschaffen – vor allem Kanonen werden wir benötigen.«
Der Lord spitzte nachdenklich die Lippen, dann wandte er sich an Dòmhnall. »Dein Junge hat nicht ganz unrecht. Denk, wie es uns bei Sheriffmuir ergangen ist …«
»Du und dein Vater habt euch damals ja fein herausgehalten«, witzelte Dòmhnall. »Ihr habt auf der Seite des Hannoveraners gekämpft und dafür einen Titel und Ländereien eingeheimst.«
William verzog das Gesicht, in den Augen der anderen Lairds war seine Familie ein Haufen Verräter. Doch er selbst war ein Jüngling gewesen und hatte somit keinen Einfluss auf die Entscheidung seines Vaters gehabt.
»Wie dem auch sei«, fuhr er fort, Dòmhnalls Frotzelei bewusst außer Acht lassend. »Es ist etwas an Ewans Worten dran, das kann niemand von uns leugnen. Durch einen Mittelsmann weiß ich, dass die Waffenkammern in Fort George bis an die Decken gefüllt sind mit den neuesten Waffen, gegen die wir mit unseren wenigen geschmuggelten Musketen nicht die geringste Chance hätten. So sehr uns auch der Hass auf die Sasannach treibt … wir müssen mit Bedacht handeln. Zur Zeit sind wir Highlander nicht in der Lage, die Rotjacken zu besiegen.«
»Wie sollen wir Kanonen in die Highlands schmuggeln?«, raunte Dòmhnall. »Unsere Männer kämen keine Meile weit, bis sie einer Patrouille in die Arme laufen würden.«
Wieder spitzte der Lord die Lippen. Das tat er immer, wenn er nachdachte. »Fürwahr, das wäre ein unmögliches Unterfangen. Aber unsere Schmiede könnten heimlich Kanonen herstellen.«
Allgemeines Gelächter war die Antwort. Gerade die Schmiede wurden besonders argwöhnisch von den Soldaten der Krone unter die Lupe genommen, und so manchem armen Wicht war es zum Verhängnis geworden, an einem Breitschwert zu arbeiten, während eine Patrouille in die Schmiede gestürmt kam.
»Die Sasannach kochen auch nur mit Wasser«, bemerkte Dòmhnall verbittert. »Wenn man sie aus dem Hinterhalt angreift, laufen sie orientierungslos herum und wissen nicht, was sie tun sollen. So ist es erst kürzlich geschehen, als mein Sohn und ein paar unserer Männer ein Zeltlager der Rotjacken bei Nacht überfielen.«
Nur allzu gut konnte sich Ewan an die Begebenheit im Sommer des vergangenen Jahres erinnern. Eine Patrouille hatte einen Clansmann im Glen Dillon getötet, als dieser seine Frau verteidigte, die im Kindbett lag. Die Rache folgte auf dem Fuß, Ewan und seine Männer überfielen das englische Zeltlager, das auf einem Streifen zwischen Glenbharr und Barwick errichtet worden war. Die Engländer waren zu überrascht gewesen, um sich erfolgreich zu wehren, obwohl sie sich in der Überzahl befunden hatten. Der Kommandant fiel Ewan in die Hände, doch anstatt ihn zu töten, ließ er ihn ein Dokument unterschreiben, in dem geschrieben stand, dass seine Soldaten unberechtigt den Clansmann Thòmas Innes mit dem Bajonett getötet hatten. Für diesen Vorfall war der Kommandant verantwortlich und man würde ihn degradieren, sollte diese Schandtat ans Tageslicht kommen. Nur widerstrebend hatte der Kommandant des Zeltlagers unterschrieben, das Dokument blieb in Ewans Besitz. Allerdings versicherte er dem Soldat, es ohne zu zögern Colonel Porter in Fort George vorzulegen, falls die Patrouillen noch einmal eigenhändig handelten und Frauen und Kinder in Angst und Schrecken versetzten.
Seitdem war es zu keinem weiteren Vorfall ähnlicher Art gekommen – welche Geschichte der Kommandant dem Colonel über den nächtlichen Überfall aufgetischt hatte, war nicht bekannt.
»In der Tat«, sagte Ewan jetzt. »In Unterwäsche und ohne Säbel an der Seite macht ein Sasannach keine besonders gute Figur, aber ich möchte betonen, dass bei diesem Gemetzel auch etliche treue Clansmänner starben, die einen Haufen hungriger Mäuler hinterließen.« Er blickte in die Runde. »Bevor wir uns heute trennen, bitte ich euch, nicht übereilt zu
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