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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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er sich durch das störrische schwarze Haar, um es dann mit einem Samtband am Hinterkopf zusammenzubinden. Jetzt sah er aus wie ein Reisender, der in Kingussie einen längeren Aufenthalt nehmen wollte.
    Wieder trat er an das winzige Fenster und blickte hinunter in den Hof. Ob sich Anna Ferguson noch bei ihrer Tante oberhalb des Dorfes befand? Er hatte sie seit dem Überfall auf Joan MacLaughlin nicht mehr gesehen, das zynische Lächeln ließ sein Gesicht noch härter erscheinen.
    Er hatte sie im Wirtshaus kennengelernt, als sie für ihre alte Tante einen Krug Bier holte. Sie gab sich zurückhaltend, und eine Hälfte ihres Gesichtes war bedeckt, sodass Milfords Neugierde geweckt worden war. Er lud Anna zu einem Getränk ein, und allmählich verlor sie ihre Scheu, sie zeigte ihm ihre hässliche Narbe und erzählte ihm ihre Geschichte.
    Roberts Begeisterung kannte keine Grenzen, als er hörte, dass Anna bis vor kurzem auf Glenbharr Castle gelebt hatte und ebenfalls Ewan MacLaughlin hasste. Er hatte ihr eine andere Frau vorgezogen. Joan sollte sterben. Doch ihr Vorhaben wurde von Duncan, einem Stallburschen, vereitelt; ihm hatte sie die entstellende Narbe zu verdanken. Ihr Hass auf Joan und auf Ewan hatte sich ins Grenzenlose gesteigert. Ihr Vater hatte sie zudem zur Strafe zu ihrer alten Tante nach Kingussie geschickt.
    Im Laufe der folgenden Tage hatte sich Milford dann in Annas Vertrauen geschlichen, und sie war es schließlich auch gewesen, die ihm den entscheidenden Tipp gegeben hatte, wann er Joan außerhalb von Glenbharr Castle bei einem Ausritt ohne ihren Ehemann antreffen konnte.
    Er holte tief Luft, seine schmalen Nasenflügel bebten dabei heftig. Noch nie hatte es ein Hinterwäldler wie dieser unkultivierte MacLaughlin gewagt, sich gegen einen Hauptmann der königlichen Truppen zu stellen.
    Unruhig schritt Milford in der engen Kammer auf und ab. Wenn er nur wüsste, wo er Anna finden konnte, sie würde mit Freuden einen weiteren – diesmal sicheren – Plan mit ihm entwickeln. Außerdem war sie eine willige Stute, sie hatte einen biegsamen, liebesdurstigen Körper und hatte sich Milford ohne Zögern hingegeben, wobei ihm bewusst war, dass sie ohne die entstellende Narbe im Gesicht wohl spröder gewesen wäre gegen einen englischen Soldaten – wie die meisten Schottinnen außer einigen Huren.
    Im Schutze der Dunkelheit wagte sich Milford aus seiner Kammer, in ein dunkles Cape gehüllt, den Dreispitz tief ins Gesicht gezogen. Abends trieben sich viele Soldaten in Kingussie herum, und da er sich als Ausbilder in den Kasernen von Ruthven mehr Feinde als Freunde geschaffen hatte, würden ihn seine ehemaligen Rekruten nur allzu gerne beim Kommandanten anschwärzen. Offiziell hatte er nichts mehr in Schottland zu suchen.
    Bei seinem Streifzug durch das Bergdorf musste Milford sich ein um das andere Mal in dunklen Hauseingängen verstecken, weil ihm immer wieder betrunkene Soldaten begegneten.
    Von Anna war keine Spur zu sehen, und so machte er sich auf den Weg zu der Steinkate ihrer Tante, die etwas außerhalb an einem Berghang klebte. Die morschen Fensterläden waren verschlossen, von drinnen klang kein Laut hinaus.
    Unschlüssig und mit mürrischer Miene blieb Milford eine Weile neben der Haustür stehen. Wo mochte das Frauenzimmer bloß stecken?
    Noch während er sich verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ, öffnete sich die knarrende Tür wie auf ein geheimes Kommando und eine junge Frau trat heraus, in der Hand trug sie einen Holzeimer.
    Es war tatsächlich Anna, Milford erkannte sie an der Flut der golden glänzenden Haare. Sie hatte die Narbe nicht verdeckt, denn nur der Mond konnte sie vermeintlich sehen.
    Zielstrebig eilte Anna zum Brunnen und ließ den Eimer hinunter. Als sich zwei schwere Hände auf ihre Schultern legten, wirbelte sie entsetzt herum, der Schrei, den sie ausstoßen wollte, erstickte in ihrer Kehle.
    »Gib keinen Laut von dir, hörst du?«, drang Milfords Stimme gedämpft an ihr Ohr. »Du willst doch nicht, dass die alte Schachtel da drinnen mitbekommt, dass du Besuch hast.«
    Nach der ersten Schrecksekunde entspannte sich Anna, und in ihre veilchenblauen Augen trat ein freudiger Glanz. Sie senkte die Stimme: »Robert, was tust du hier? Man sagt, dass du längst in England bist, um dich von deiner Verletzung zu erholen.«
    »Man erzählt sich viel. Wie du siehst, habe ich es mir anders überlegt, mein Täubchen.« Mit dem Daumen wies er über die Schulter in Richtung Haus.

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