Die Heimkehr des Highlanders
Haufen vertrockneten Laubes nieder und begann verzweifelt um Hilfe zu schreien und um Gnade zu winseln, während Milford, der sich in der Zwischenzeit mit einem dicken Knüppel bewaffnet hatte, hinter dem mächtigen Stamm einer Eiche lauerte.
Sie hatten Ewans Hilfsbereitschaft einkalkuliert und wurden nicht enttäuscht. Sie schafften es, ihn von seinem Pferd und ins Unterholz zu locken. Anna rief etwas und Ewan kam näher.
Sie kroch so tief wie möglich in ihren Umhang, denn wenn Ewan sie erkannte, war es zu spät. Er würde sofort die Falle erkennen.
Am Knacken der Zweige auf dem Waldboden hörte Anna, dass Ewan ganz in der Nähe war. Sie begann wieder zu schluchzen, ohne jedoch ihren Kopf zu wenden. Dann ertönte ein dumpfer Schlag und Robert sagte atemlos: »Du kannst aufhören zu jammern, wir haben ihn!«
9. Kapitel
Feuchte Kälte umgab Ewan, als er schließlich wieder zu sich kam. Sein Schädel schmerzte, seine Hände waren über dem Kopf mit einem Strick an einen Eisenring gefesselt.
Nur undeutlich konnte er seine Umgebung erkennen. Das schwache Talglicht zu seinen Füßen reichte kaum, um mehr als einen halben Meter zu sehen. Um sich herum gab es nichts als Felswände und ihm wurde schlagartig klar, dass er sich in einer Höhle befinden musste – in einer tiefen Höhle, in der ihn kein Mensch finden sollte.
Vorsichtig versuchte er sich zu bewegen, er fluchte verhalten, als er erkannte, dass der Strick so fest gebunden war, dass er kaum Bewegungsfreiheit zuließ. Allmählich konnte er wieder klar denken, auch wenn ihm der Kopf noch immer dröhnte. Es stand außer Frage, dass ihn jemand niedergeschlagen und dann in dieses Verlies geschleppt hatte.
Er widerstand dem Impuls, sich lauthals bemerkbar zu machen; zunächst musste er herausfinden, wer ihn in die Falle gelockt hatte. Angst verspürte Ewan zu diesem Zeitpunkt noch nicht, bisher war er mit jedem Gegner fertig geworden und auch die Wegelagerer, die ihn offensichtlich gefangen genommen hatten, würde er besiegen.
Noch während er sich darüber Gedanken machte, was die gesetzlosen Gestalten, vor denen Malcolm Grant gewarnt hatte, von ihm wollten, hörte Ewan aus dem Dunkel gedämpfte Stimmen – die eines Mannes und die einer Frau. Beide Stimmen waren nicht mehr als ein Gemurmel, doch sie kamen Ewan bekannt vor; er hatte sie schon einmal gehört.
Rasch legte er den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Bevor er es mit seinen Entführern aufnahm, musste er wissen, um wen es sich dabei handelte. Und das konnte er am ehesten, wenn er vorgab, noch immer bewusstlos zu sein.
»Verdammt, er bewegt sich noch immer nicht«, zischte Anna dicht neben ihm. »Du Rohling hast ihn schon vorher umgebracht.«
»Unsinn, er atmet doch.«
Das war eindeutig Robert Milfords Stimme.
»Sei nicht so ungeduldig, Weib, bald kannst du ihm zeigen, was es bedeutet, deine Liebe zu verschmähen.«
Anna kicherte, ihre Hand glitt über Ewans verschmutzten breacan feile und verhielt auf seinem Unterleib. »Ich kann es kaum erwarten, diesen Hengst zu spüren.«
Eindeutig Anna, das war Ewan klar.
Undeutliches Gemurmel war die Antwort, dann sagte Milford etwas lauter: »Lass uns wieder gehen, Täubchen. Es kann noch Stunden dauern, bis MacLaughlin zu sich kommt und ich möchte mir in der Kälte nicht den Tod holen.«
»Sollten wir eine Decke für ihn holen?« Eine Spur von Besorgnis schwang in Annas Worten mit.
»Unsinn. Er wird sowieso sterben. Nun komm endlich.«
Die beiden krochen zurück in die Dunkelheit, und erst, als vollkommene Stille herrschte, wagte Ewan, seine Augen zu öffnen.
Was hatte das zu bedeuten? Was hatten Anna und dieser Sasannach mit ihm vor? Sie wollten ihn töten, das hatte er gehört.
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Die beiden hatten sich zusammengetan und einen gemeinen Plan gegen ihn ausgeheckt. Der Grund dafür lag auf der Hand – Milford, der eigentlich längst in England sein müsste, wollte sich an ihm rächen, weil er es nicht geschafft hatte, den starken Highlander im Kampf zu besiegen und der Verwundung um ein Haar erlegen gewesen wäre.
Und Anna? Auch die hatte guten Grund, Ewan zu hassen. Jetzt erkannte er, dass er das Mädchen unterschätzt hatte. Seitdem ihr Vater sie aus der Burg geschafft hatte, hatte Ewan keinen Gedanken mehr an sie verschwendet. Welch armselige Rache hatte sich das saubere Pärchen da ausgedacht!
Ewan wusste nicht, wie lange er dagesessen und über eine Flucht nachgesinnt hatte. Seine Beine
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