Die Heimkehr des Highlanders
die er nach der Verhaftung durchlebt hatte. Ohne auf seinen Protest zu achten, hatten die Soldaten ihn gefesselt und vor sich hergestoßen, bis sie ein Feldlager einige Meilen weiter erreicht hatten. Entsetzt hatte Ewan auf dem Weg dorthin die Verwüstungen gesehen, die die Rotjacken angerichtet hatten – und auch wenn er noch nicht wusste, was geschehen war, so bekam er eine vage Ahnung, dass es einen weiteren Jakobitenaufstand gegeben hatte.
Unter den Gefangenen befand sich kein Mann seines Clans, wie er rasch festgestellt hatte, die Männer, die teils verwundet waren, hatte man in einen Verschlag gesperrt, der schwer bewacht wurde. In schöner Regelmäßigkeit erschienen immer wieder englische Soldaten mit triumphierenden Mienen und brachten weitere Gefangene.
Den Männern wurde befohlen, ihre breacan feile s abzunehmen, dafür wurden ihnen schmuddelige Kniehosen aus grobem Leinen hingeworfen. Als sich einige Männer weigerten, sie anzuziehen, wurden sie mit dem Gewehrkolben traktiert, bis sie tot waren oder taten, wie ihnen geheißen.
Ewan hatte eingesehen, dass es besser war zu tun, was die Soldaten verlangten, denn wenn man ihn verletzte, würde ihm die Flucht zur Höhle nicht mehr gelingen. Vorsichtig versuchte er, ohne Misstrauen zu wecken, herauszufinden, was geschehen war. Doch aus den entkräfteten Männern, die sich in den Wäldern vor den Engländern versteckt hatten, war nicht viel herauszubekommen; das Einzige, was Ewan erfuhr, war das aktuelle Datum: 24. Mai im Jahre des Herrn 1746.
Der Schock saß tief, obwohl Ewan etwas Ähnliches bereits vermutet hatte – er war durch die Höhle vierzehn Jahre nach seiner Zeit gelandet, und es musste sich etwas Entsetzliches zugetragen haben.
Manchmal hörte Ewan die anderen Männer von der großen Schlacht reden und davon, wie viele ihrer Freunde, Brüder und Väter auf dem Schlachtfeld getötet worden waren. Der Name Culloden fiel mehrmals, ein teilweise sumpfiges Heidegebiet in der Nähe von Inverness. Mehr wusste Ewan nicht darüber, er war nie dort gewesen.
Nur wenige Tage später wurden die Männer aus ihrem Verschlag geholt, aneinandergekettet und ihnen befohlen, keine Dummheiten zu machen, da ansonsten sofort von der Muskete Gebrauch gemacht werden würde.
Es begann ein mühsamer Marsch hinauf in die Berge; Männer, die vor Erschöpfung zusammenbrachen, wurden rücksichtslos erschossen oder mit dem Säbel getötet und dann achtlos am Wegrand liegen gelassen. Doch das Schlimmste waren die demütigen Bemerkungen der Soldaten, sie verhöhnten die Highlander als schwächliche Hampelmänner und König James als einen verweichlichten Spinner, der eine bessere Figur auf dem Nachttopf als auf dem britischen Thron machte.
Nach kurzer Zeit war Ewan so schwach, dass er fürs Erste den Gedanken an eine Flucht aufgab. Erst musste er wieder zu Kräften kommen.
Schon bald wurde die Gegend karger und die Ansiedlungen weniger. In den Steinkaten wohnte niemand mehr, die Dächer waren fast alle abgebrannt und die Türen aus den Angeln gerissen.
Ewan fragte sich, wo all die Menschen geblieben sein mochten, die einst dort lebten. Hatten die Rotjacken sie getötet oder davon gejagt?
Schon längst hatte der Gefangenentrupp ein Gebiet erreicht, in dem Ewan noch nie gewesen war. Der Boden wurde felsiger und die Luft dünner, die Sohlen seiner Schuhe waren inzwischen zerschlissen.
Vielen ging es ähnlich, sie begannen zu humpeln, wurden jedoch von den berittenen Soldaten angeherrscht, nicht im Tempo zurückzufallen.
Nachts wurde gerastet. Die Männer sanken erschöpft nieder und schliefen auf der Stelle ein – noch bevor man ihnen ein Stück hartes Brot zuwerfen konnte.
Auch wenn es scheußlich schmeckte, aß Ewan alles, was die Rotjacken ihm gaben, denn er musste bei Kräften bleiben. Der Gedanke an Joan und seinen Sohn beflügelte ihn, daran klammerte er sich, wenn ihn die Hoffnungslosigkeit überwältigte.
Immer wieder versuchte Ewan, unter den ausgemergelten Gestalten ein bekanntes Gesicht auszumachen; jemand seines Clans, der ihm sagen konnte, was aus seiner Familie geworden war.
Nach vielen Tagen erreichten sie schließlich die Festung, und bei ihrem Anblick sank Ewans Mut. Bisher hatte er immer noch die winzige Hoffnung gehabt, an einen Ort gebracht zu werden, an dem eine Flucht möglich wäre – doch angesichts der trutzigen Mauern von An Baghasdal erkannte er, dass er verloren war, sowie er die Festung betreten hatte.
Im Innenhof standen mehrere andere
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