Die Heimkehr des Highlanders
ironische Grinsen in seinem feisten Gesicht erkennen zu können.«
Ewan hob die Hand, um Sìn zu unterbrechen. »Wer ist dieser Herzog?«
»Der Oberbefehlshaber der englischen Truppen, Sohn König Georges I., ein widerlicher, arroganter Fettsack mit hinterlistigen winzigen Schweineaugen. Auch ihm war sehr daran gelegen, den Aufstand rasch zu beenden.« Sìn stockte, sein Kopf sank nach vorne, sodass Ewan bereits glaubte, der Mann neben ihm wäre eingeschlafen.
Doch gerade, als er ihn an der Schulter schütteln wollte, hob Sìn das Haupt, starrte hinauf zur Decke und sagte mit brüchiger Stimme: »Die Schlacht dauerte keine Stunde, dann war die schottische Armee geschlagen. Cumberland ordnete an, keine Gefangenen zu machen, seine Soldaten töteten daraufhin jeden verwundeten Highlander, die Erde auf dem Schlachtfeld war rot vom Blut unserer Männer.« Er schluckte und sein Gesicht verzerrte sich. »Es war grausam, jeder Clan hatte schwere Verluste erlitten, und diejenigen, die nicht verletzt waren, flohen in die Wälder – so wie ich und du, caraid .«
Ganz still saß Ewan da, dann fragte er in ungläubigem Entsetzen in die eingetretene Stille hinein: »Die Rotjacken haben jeden verwundeten Krieger kaltblütig getötet?«
»Aye, wenn ich es dir doch sage! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, wie sie mit ihren Bajonetts auf die wehrlosen Männer eingestochen haben. Sie ließen die Toten einfach auf dem Schlachtfeld liegen, und erst, als Cumberlands Truppen abgezogen waren, wagten sich einige Mutige, ihre Clanangehörigen zu holen und im Wald zu verscharren.«
Wie vielen Männern des MacLaughlin Clans mochte diese sinnlose Schlacht wohl das Leben gekostet haben? Diese Frage schoss Ewan durch den Kopf. All die tapferen Krieger seines Clans – er schloss für einen Moment die Lider, um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen.
»Kurz darauf begannen die englischen Soldaten auf Befehl des Königs in den Highlands mit dem Brandschatzen, sie versetzten stolze Burgen in Schutt und Asche, vertrieben Pächter aus ihren Katen und nahmen jeden Mann fest, den sie fanden und der nicht nachweisen konnte, der Schlacht fern geblieben zu sein. Einige Familien konnten fliehen, in die Lowlands oder mit dem Schiff nach Übersee … aber die meisten von ihnen sollen tot sein.«
Einer der anderen Männer bewegte sich und rief in rüdem Ton: »Ruhe da drüben! Zum Plaudern habt ihr genug Zeit im Jenseits!«
»Fan sàmhach «, fauchte Sìn zurück, machte eine abfällige Handbewegung in Richtung des Mannes und wandte sich wieder Ewan zu. »Bonnie Prinz Charles floh sofort nach der Schlacht, wahrscheinlich befindet er sich bereits auf dem Rückweg nach Frankreich. Was mit seinen Soldaten passierte, interessierte ihn nicht die Bohne.«
Durch das schmale Kerkerfenster stahlen sich die ersten Lichtstrahlen des Tages, sodass Ewan sein Gegenüber besser erkennen konnte. »Sag, woher hast du all die Informationen?«
»Jede Neuigkeit hat sich blitzschnell herumgesprochen, und das meiste davon sind keine Gerüchte. Man sagt, die Strafe für diese Revolte soll härter ausfallen als alles Bisherige; daher nahm man uns unsere breacan feile s, wer nur einen winzigen Streifen seines Tartans bei sich trägt, wird ausgepeitscht oder hingerichtet. Wie du schon herausgefunden hast, ist es uns verboten, unsere Muttersprache zu sprechen, aber auch das Dudelsackspielen.«
»Allmählich begreife ich«, murmelte Ewan nachdenklich. »Die Sasannach wollen uns zwingen, ihre Sitten und Gebräuche anzunehmen und unsere Kultur zu verleugnen.«
»Den Teufel werden wir tun!« Verächtlich spuckte Sìn auf das Stroh neben sich. »Sollen sie nur glauben, dass wir uns unterordnen, aber irgendwann kommt der Tag der Abrechnung. Eines Tages wird Britannien wieder von einem Stuart regiert, so wahr ich in diesem gottverdammten Kerker sitze.«
Mit einem schiefen Lächeln erwiderte Ewan: »Sie wollen unseren Stolz brechen, aber das werden sie nicht schaffen, aye?«
»Niemals.« Sìn reckte sich gähnend. »Nun weißt du Bescheid, mehr kann ich dir auch nicht sagen. Was uns erwartet, weiß ich nicht. Wahrscheinlich werden wir hier sitzen, bis wir schwarz werden oder einer nach dem anderen am Galgen hängt.«
»Hast du Brüder? »
Sìn nickte zögernd. »Zumindest hatte ich zwei Brüder, eine hübsche Frau und drei entzückende Töchter. Weiß der Himmel, was aus ihnen geworden ist«. Seine Stimme klang schleppend bei diesen Worten.
Sìn kroch ohne ein
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