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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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desertierten Highlandern zu suchen. Die Krieger, die sie erwischt hatten, mussten die Strafe für alle anderen ausbaden und würden denen, die noch auf freiem Fuß standen, als Abschreckung dienen.
    Auch in der näheren Umgebung von Barwick Castle begegnete Ewan keiner Menschenseele, die Highlands schienen völlig ausgestorben zu sein. Wo waren nur all die Bewohner der Ansiedlungen und der Burg geblieben? Hatte man sie alle getötet oder versteckten sie sich an geheimen Orten?
    Die Trümmer von Barwick Castle rauchten nicht mehr, denn seit Ewans Gefangennahme waren mehr als vier Monate vergangen; Sèoras hatte verlauten lassen, dass man den August des Jahres 1746 schrieb. Bald wurden die Tage kürzer und die Natur bereitete sich auf den langen kalten Winter vor.
    Ewan machte einen großen Bogen um die zerstörte Burg, man konnte nie wissen, ob sich nicht doch hinter den vom Feuer geschwärzten Mauern Soldaten verbargen. Ohne den Blick von Barwick Castle abzuwenden, schritt Ewan im Halbkreis durch das Dickicht, bis er auf den Waldpfad stieß, der als Verbindung zwischen den MacGannors und den MacLaughlins diente.
    Auf den ersten Blick erkannte Ewan, dass der Weg schon längere Zeit nicht mehr benutzt worden war. Er war ausgetrocknet und rissig, und nichts deutete auf Hufspuren hin. Trotzdem hielt Ewan es für angebrachter, auch weiterhin die Bäume als Schutz zu benutzen, auf dem offenen Pfad konnte er als Zielscheibe für jeden dienen, der sich im Wald herumtrieb.
    Angestrengt dachte Ewan nach; an welcher Stelle war er vom Pferd gesprungen und ins Unterholz geeilt, um der vermeintlich in Not geratenen Frau zu helfen? Ewan war in der Gegend aufgewachsen, dennoch kannte er sich nicht so gut aus wie in den Wäldern von Glenbharr. Sicher, er war oft zu den MacGannors geritten, um Liebesbriefe und Botschaften seiner Schwester an Mìcheal zu überbringen, aber er hatte nie genauer auf die Umgebung geachtet. Alle Bäume sahen gleich aus, und der Pfad verlief fast gerade. Es gab keine Merkmale wie eine Wegbiegung oder eine krumm gewachsene Eiche.
    Es dämmerte bereits, als Ewan unvermittelt wie angewurzelt stehen blieb. Vor ihm lag eine kleine Lichtung, die mit vertrocknetem Laub vom letzten Jahr übersät war – hier hatte die weinende Anna gekauert und hier hatte er von Hauptmann Milford eins über den Schädel bekommen.
    Ewan atmete schwer, nachdem er den Schauplatz des Verbrechens erkannt hatte und drehte sich ratlos im Kreise. In welche Richtung hatten sie ihn verschleppt – und wie weit war die Höhle von der Lichtung entfernt? Doch allmählich wurde Ewans Atem wieder ruhiger; weit entfernt konnte die Höhle nicht sein, denn Milford war nicht besonders muskulös und hatte sein Opfer sicherlich nicht meilenweit getragen.
    Folglich schloss Ewan, dass sich die Höhle ganz in der Nähe befinden musste, möglicherweise sogar dicht vor seiner Nase. Er fluchte leise, als ihm die Dämmerung immer mehr die Sicht nahm – nun war er schon so weit gekommen, noch eine Nacht in dieser verteufelten Zeit wollte er nicht verbringen.
    Es war schon fast dunkel, als er die Umgebung der Höhle wiedererkannte, und er stieß um ein Haar einen Freudenschrei aus. Er erkannte die immergrüne Hecke, deren Zweige und Blätter sich trutzig dem Eindringling entgegenreckten.
    Noch einmal blickte sich Ewan um, dann griff er nach seinem sgian dubh und schnitt damit die störrischsten Zweige, um sich so den Weg zu bahnen. Es war bereits völlig dunkel, als Ewan schließlich in die Höhle kroch.
    Der Geruch nach Moder verursachte Ewan Übelkeit, nie würde er diesen Gestank vergessen, den er tagelang einzuatmen gezwungen gewesen war, als er hilflos gefesselt war und über seinen Tod beratschlagt wurde.
    Sehen konnte Ewan nichts, und so tapste er in völliger Dunkelheit bis zum Ende der Höhle, zur linken Seite musste sich der Nebengang befinden, in dem er gefangen gehalten worden war. Auf Anhieb fand er den Eingang nicht, sodass er sich an den feuchten Felswänden vorwärts tasten musste.
    Endlich fand er den niedrigen Eingang, und schon beim Betreten hörte er das eigenartige Summen, das ihm schon so vertraut war. Bevor er niedersank, dachte er intensiv an Joan und bat Ceana im Stillen, ihn zurück zu seiner Frau zu bringen. Das Surren verstärkte sich, Ewan schloss die Augen. Und dann war da nichts mehr … absolut nichts.

20. Kapitel
    Joan wälzte sich ruhelos im Bett herum, es wurde bereits hell draußen. In der Nacht hatte sie kaum Schlaf

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