Die Heimkehr des Prinzen

locker an den Seiten, falls sie schnell ihre Magie zu Hilfe holen musste.
    Der Mann, den Ven »Priester« genannt hatte, sah ostentativ ihre Hände an und bleckte die Zähne. Seine Augen glühten in einem grellem Neongrün, das in seiner Intensität erschreckend war. Außer Vampiren hatte sie noch nie Wesen gesehen, deren ganze Augäpfel auf diese Weise glühten, und bei Vampiren geschah das hauptsächlich dann, wenn sie gleich jemanden verspeisen wollten.
    Â»Ich bin Alaric, der Hohepriester Poseidons, Melodine, und dies ist mein Reich. Glaubst du denn, dass deine kümmerliche Erdmagie gegen jemanden wie mich ankommt, den mächtigsten Priester, den Atlantis je gekannt hat?« Obwohl seine Worte Arroganz ausdrückten, klang in seiner Stimme nichts davon an. Er hatte die ruhige Selbstsicherheit von jemandem, der seinen eigenen Wert kannte.
    Sie sah zu Ven hoch, der sich zwischen sie geschoben hatte und sie nun breitbeinig durch seinen Körper vor dem Priester schützte. »Du brauchst dich nicht vor mich zu stellen, Ven. Ich bin eine Hexe mit dem neunten Grad des Lichtkreises von Seattle und kann mich wahrscheinlich ganz gut selbst verteidigen.« Sie versuchte, ganz locker zu klingen. »Schließlich wird er mich ja nicht gleich hier an Ort und Stelle erschlagen, oder?«
    Keiner der beiden Männer würdigte sie auch nur eines Blickes, und das machte sie schon ein wenig nervös. »Oder doch?«
    Eine weibliche Stimme hinter ihr antwortete: »Nein, das wird er sicher nicht tun.«
    Erin fuhr herum und sah eine hochgewachsene, blasse Frau mit rotgoldenem Haar auf sie zukommen. Die Frau lächelte sie an, doch ihre Augen blieben traurig. Dann wandte sie seufzend ihren Blick dem Priester zu und meinte: »Alaric, erschreck doch nicht immer unsere Gäste. Hast du nichts zu tun? Keine Topsecret-Abenteuer Poseidons, um die du dich kümmern müsstest?«
    Erin drehte sich wieder um, um zu sehen, wie der Typ mit dem »die Strafe ist der Tod« darauf reagierte, wenn man sich über ihn lustig machte, oder ob er es überhaupt merkte, dass man es tat. Alarics Lippen kräuselten sich zu einem kleinen Lächeln, und er verneigte sich vor der Frau, die inzwischen an Erins Seite getreten war.
    Â»Wie es Euch beliebt, meine zukünftige Königin«, sagte er, und seine harten Gesichtszüge wurden einen Moment lang weich, bevor er sich Erin und Ven wieder zuwandte und seine Glühbirnen einschaltete.
    Wenn er mich damit erschrecken will, dann gelingt ihm das hervorragend, dachte Erin.
    Â»Du wirst freundlicherweise in Zukunft davon absehen, deine Erdmagie hier in Atlantis auszuüben, zumindest bis wir besprochen haben, inwieweit du dich bei der Ausübung zurückhalten kannst. Dir ist vielleicht gleichgültig, dass dein wilder Magieausbruch die ganzen sieben Inseln erschüttert hat …«
    Â»Nein!«, rief sie, viel zu erschrocken darüber, was sie angerichtet haben mochte, um sich darum zu scheren, dass sie ihm ins Wort fiel. »Die Wildlingsmagie? Habe ich die Wildlingsmagie aufgerufen, ohne es zu merken? Das tut mir leid; ich hätte nie gedacht … ich kann mir einfach nicht vorstellen …«
    Alaric unterbrach ihr Gestammel, indem er mit den Fingern ihr Kinn anhob und ihr in die Augen starrte. Mit knurrendem Laut drängte sich Ven näher heran, um ihn davon abzuhalten, aber Erin hielt die Hand zwischen den beiden hoch. »Nein, Ven, lass ihn schauen. Vielleicht kann er sehen, dass ich nie die Absicht hatte, jemandem zu schaden, und dir schon gar nicht.«
    Alarics Augen glühten so grell, dass sie befürchtete, ihre Haut müsste unter seinem Blick verbrennen, doch abgesehen von einem kurzen Zusammenzucken starrte sie zurück und stürzte den schwarzen Strudel im Zentrum seiner Augen hinunter.
    So muss es sein, wenn man von einem Vampir in Bann geschlagen wird, dachte sie. Ganz plötzlich ließ der Priester sie wieder los, und sie taumelte nach hinten und wäre fast gestürzt, hätte Ven sie nicht in seinen Armen aufgefangen.
    Â»Sie hegt keine bösen Absichten«, sagte Alaric und hob den Blick, um Ven mit seinem durchdringenden Blick festzuhalten. Dann sah er wieder Erin an, doch nun war das Glühen seiner Augen so weit erkaltet, dass er fast menschlich aussah.
    Fast.
    Â»Du wirst mir noch mehr von dieser Wildlingsmagie erzählen, hoffe ich. Einiges habe ich schon erfahren durch diese