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Die Heimkehr des Prinzen

Die Heimkehr des Prinzen

Titel: Die Heimkehr des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Day
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wüssten, was das eigentlich heißt. Ich habe Elfenblut in mir, und zum Teil vielleicht sogar atlantisches. Aber was soll das alles bedeuten? Was bin ich denn?«
    Ohne auf ihre Frage einzugehen, griff er nach ihrem Arm und sagte: »Festhalten.« Dann umarmte er sie und sprang mit ihr in die Luft, wie Ven es gerade mit Riley getan hatte. Erin schrie vor Überraschung laut auf und klammerte sich so fest es ging an seinen Hals. Doch anstatt sie in einer schimmernden Dunstwolke zu transportieren, setzte Alaric noch eins drauf und benutzte einen anderen Transporttrick, der ihr den Magen umdrehte, denn kaum zwei Sekunden später kamen sie vor einem weißen, mit Jade, Saphiren und Amethysten ausgelegten Marmortempel zu stehen, und Erin musste schon wieder hart mit sich kämpfen, um den makellosen Rasen nicht mit ihrem Frühstück zu beglücken.
    Eine Kaskade von Tönen löste sich aus dem Tempel und nahm mit ihr Kontakt auf, tastend zunächst, doch dann mit einer alles umfließenden Begrüßungssinfonie. »Oh!«, rief sie aus, als sich ein rein diamantenes Freudengefühl in ihr ausbreitete und sie die Töne spürte. Sie spürte sie. Die Musik der Edelsteine stieg in ihr auf, floss durch sie hindurch, und sie spürte sie, erlebte sie, sie war eins mit der Musik, der vielgestalten, mächtigen Sinfonie der Steine, die ihre Seele belebte.
    Sie stand da und ließ die Musik durch Knochen, Blut und Sehnen fließen, und zum ersten Mal, seit sie als Kind im Arm ihrer Mutter gelegen hatte, öffnete Erin den Mund und sang.
    Die hohen, klaren Noten erklangen in dem luftigen, offenen Empfangssaal des Tempels. Ven drehte sich zur Tür um – zur Quelle der Töne – und ging darauf zu, wobei er immer noch Riley auf dem Arm hielt. Die Oberste Tempeljungfrau, Marie, die am Ruhelager kniete, auf das Ven Rileys erschöpften Körper hatte legen wollen, erhob sich und ließ krachend einen Krug mit Wasser fallen.
    Ohne sich um die Scherben zu kümmern, folgte Marie Ven zur Tür, doch Ven hätte nicht sagen können, ob die anderen Tempeljungfrauen sich ihnen zugesellten. Seine Augen suchten die Noten dieser Musik, die bestimmt einmal in goldener Schrift in die Tempelluft geschrieben worden waren. Kein Laut von so unerträglicher Schönheit konnte nur im Immateriellen bestehen; keine Gabe von solcher Anmut konnte mit dem Atem des Sängers auf immer verschwinden.
    Marie sprach neben ihm, da, wo Rileys Kopf auf seiner Armbeuge ruhte, und ihre Stimme war verhalten vor Ehrfurcht. »Die mythische Melodine der Nereiden. Sie ist zu uns zurückgekehrt.«
    Ven antwortete nicht – er konnte überhaupt nicht antworten. Er folgte der Musik wie die Schlange der Flöte des Beschwörers und ließ sich von ihr gefangen nehmen.
    Die Musik lockte ihn mit Harmonie und innerer Ruhe, rief ihn auf, zu heilen.
    Er sprang zur obersten der drei breiten Stufen hinauf. Ich muss zu dieser Musik, ich muss diese Musik berühren, ich muss …
    Doch die Musik, das war sie. Erin stand da und hielt die Arme in den Himmel gestreckt, den Kopf in den Nacken geworfen. Ein silbriges Licht spielte um ihren Körper und stieg aus ihren Händen empor, so wie die Töne aus ihrer Kehle erklangen. Sie sang eine wortlose Melodie von Liebe, von Verlorengehen und von Heimkehr. Sie sang, und irgendwo tief in seinem Innern spürte Ven, dass sie vom Heilen sang.
    Vom Heilen.
    Riley.
    Er blickte hinunter auf ihr blasses, stilles Gesicht, das in seiner Armbeuge lag, immer noch in diesem Zustand der Ohnmacht, in den sie seit ihrer Ankunft im Tempel verfallen war. Er dachte nicht nach, er machte sich keine Sorgen, er fragte sich nichts.
    Er handelte. Mit einem Satz flog er von der Tempeltür zur untersten Treppe des Außenaufgangs, und mit dem zweiten stand er vor Erin und legte seine kostbare Last zu ihren Füßen am Boden ab. Vor ihr kniend, wandte er sein Gesicht bittend Erin zu, der Melodine aus der Legende, die sich irgendwie in sein Herz gesungen hatte, und sprach nur ein einziges Wort.
    Â»Bitte.«
    Der Gesang erklang weiter von ihren Lippen, doch sie neigte langsam den Kopf, um ihn anzuschauen. In ihren blauen Augen brannte das heilige Feuer, und ihr Gesicht schien aus glänzendem Marmor gemeißelt. Nun schien sie mehr Göttin als Hexe zu sein: schrecklich, schön und ohne Gnade. Sie blickte zu ihm herab, und sie sang.
    Er versuchte es wieder, versuchte,

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