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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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mittleren Alters beiseite geschlagen wurden. Sie trug ein Kleid aus brauner Wolle sowie ein weißes Kopftuch dazu. Neben der Zofe saß eine blasse junge Frau mit blondem Haar und einem hauchdünnen Schleier aus weißer Seide, gehalten von einem schmalen goldenen Diadem. Ihr Hals war lang und schlank, das rechtwinklig dekolletierte Mieder ihres dunkelgrünen Seidengewandes mit Goldfäden bestickt. Was ihr Gesicht betraf, so hätte man es für sehr schön halten mögen, wären da nicht ihre rubinroten Lippen gewesen, die sich gerade verächtlich kräuselten.
    “Jawohl, du!”, raunzte sie in affektiertem, hochmütigem Tonfall den Soldaten an. “Komm her!”
    Er tat, wie ihm befohlen wurde.
    Die reiche Schöne hob eine juwelengeschmückte Hand. “Lade das ab!”, befahl sie und wies auf ein benachbartes Gespann mit etlichen hölzernen Truhen und Kisten darauf. “Erkundige dich bei meinem Vater Lord Chesleigh, wohin sie gebracht werden sollen. Und gib Acht, dass du nichts zerbrichst! Sonst lasse ich dich auspeitschen!”
    “Wie Ihr wünscht, Mylady”, antwortete der Dunkelhaarige, die Stimme sanft, tief und ebenso kraftvoll wie alles andere an ihm. Seinem Akzent nach konnte er kein gewöhnlicher Bauerntölpel sein und war auch wohl nie einer gewesen. Vielleicht handelte es sich um den Hauptmann der Burggarnison. Dennoch war es ein Rätsel, wieso sich ein Mann in dieser Position herablassen sollte, solch niedere Arbeiten zu verrichten.
    Riona beobachtete weiter, wie er die über den Karren gespannten Stricke löste, welche die Ladung vor dem Herabstürzen sicherten. Eins nach dem anderen wuchtete er die Gepäckstücke vom Wagen und stellte sie akkurat auf dem Kopfsteinpflaster ab, wobei sich seine Muskeln wölbten und das Wams sich über dem breiten Rücken straffte. Selbst nachdem er alles so gut wie erledigt hatte, war er kaum in Schweiß geraten.
    Inzwischen war der ältere Edelmann, den Onkel Fergus anfangs fälschlicherweise für Sir Nicholas gehalten hatte, zu der im Wagen sitzenden jungen Dame getreten.
    “Vorsicht mit denen da!”, schnarrte er überflüssigerweise den Soldaten an, um sich sodann der Lady zuzuwenden. “Ich muss gestehen, ich bin enttäuscht von unserem Gastgeber. Eigentlich müsste er uns persönlich begrüßen!”
    “Ein Glück, dass er’s nicht tut, Vater!”, entgegnete sie. “Ich würde mir gern erst ein frisches Gewand anziehen, bevor ich ihm vorgestellt werde.”
    “Man hat uns lediglich zwei kleine Kämmerchen zugewiesen”, grummelte der Edelmann.
    “Sobald du erklärt hast, was uns dem Rang nach zusteht, wird er’s gewiss gern bereitstellen. Immerhin bist du Lord Chesleigh!”, stellte die junge Dame fest.
    Mit diesen Worten reichte sie ihm die schlanke Hand, damit er ihr aus dem Wagen half. Die goldenen Ringe an ihren Fingern funkelten im Sonnenlicht. Sie erhob sich mit majestätischer Würde, musste sich aber, wegen des Segeltuchdaches halb gebückt, weit vorbeugen, um den Fuß auf den Schemel setzen zu können, den ein Diener ihr hastig als Absteigehilfe hingestellt hatte.
    Selbst diese umständliche Prozedur bewältigte sie mit Anmut und Eleganz. Als sie sich aufrichtete, wallte ihr das Gewand in fließenden, weichen Falten um die schlanke Taille; die Sonnenstrahlen ließen die Goldstickereien aufleuchten, und der vergoldete Gürtel um ihre schmalen Hüften schimmerte. Das Kleid mit der noch freien Hand gerafft, zeigte sie einen zierlichen Lederhalbschuh, ehe sie endlich festen Boden betrat. Fast mutete es wie ein Wunder an, dass sie sich dazu herabließ, über etwas so Gewöhnliches wie Kopfsteinpflaster zu schweben.
    Lord Chesleigh wandte sich an den Soldaten. “Frag bei Martleby nach, wohin das Gepäck von Lord Chesleigh und seiner Tochter gebracht werden soll. Dann sorg dafür, dass es auch dorthin befördert wird!”
    “Jawohl, mein Herr!”
    Chesleigh musterte sein Gegenüber mit herrischem Blick. “Und spute dich gefälligst!”
    Mit diesem Befehl ließ der normannische Lord den Mann im Lederwams stehen, als fürchte er, er könne sein feines Tuch beschmutzen, falls er ihm näher kam als drei Fuß. Seine Tochter folgte ihm hinterdrein, wenn auch mit etwas graziöseren Schritten.
    Statt sich jedoch der Kisten und Koffer anzunehmen oder Hilfe herbeizurufen, drehte der Soldat sich um und ging auf Riona zu.
    Sie bemühte sich, nicht vor Schreck zusammenzuzucken und sich keinesfalls anmerken zu lassen, dass sie eventuell entsetzt war. Und aufgeregt. Wozu keinerlei

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