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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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Bursche!”
    Onkel Fergus wirkte außerordentlich selbstzufrieden, ganz so, als hüte er ein großes Geheimnis.
    “Bist du ihm etwa begegnet?”, fragte sie misstrauisch.
    Und wenn ja – was hat er dir gesagt?
    Anstatt ihre Frage zu beantworten, musterte Onkel Fergus eingehend ihr schlichtes Gewand aus dunkelgrüner Wolle. “Ich hätte dir besser ein neues Kleid gekauft!”
    “Dies hier erfüllt durchaus seinen Zweck”, erwiderte sie und glättete die Falten mit der freien Hand. “In Seide, Damast oder Brokat würde ich mich unwohl fühlen. Hast du Sir Nicholas bereits zuvor getroffen?”
    “Irgendetwas duftet hier appetitlich”, bemerkte Fergus, als er das Tor zum Palas aufstieß.
    Dass er damit immer noch nicht auf ihre Frage einging, war schlagartig vergessen, als Riona den prächtigen Burgsaal betrat, der gut und gerne sechzig Fuß lang und dreißig breit war. In Längsrichtung aufragende Pfeiler stützten das hohe Dach. Mächtige Querbalken ruhten auf Mauerfriesen in Gestalt unterschiedlicher Tierköpfe. Am hinteren Ende der Halle befand sich ein erhöhtes Podest, auf dem eine lange, mit weißem Linnen bedeckte Tafel samt mehreren mit Schnitzwerk verzierten Sesseln stand. Dahinter prangte ein farbenfroher Gobelin, und auch die übrigen Mauern waren mit Wandteppichen dekoriert. Die Binsenmatten, welche den Boden bedeckten, verströmten ein Aroma aus Rosmarin und Frühastern.
    Zahlreiches Edelvolk, angetan mit mehr als nur dem besten Staat, füllte den Saal und sorgte für lärmendes Stimmengewirr. Sowohl drinnen als auch draußen im Hof wimmelten ganze Heerscharen von Dienstboten hin und her. Einige stellten Tische auf und deckten sie mit weißem Linnen, andere zündeten Fackeln an. Hunde stromerten umher, schnüffelten an den Binsen oder blickten erwartungsvoll in die Runde, oftmals in Richtung der Küchentür, denn von dort waberten herrliche Düfte herüber.
    Des Öfteren kam es vor, dass die Knechte und Mägde zusammenprallten, sich gegenseitig beschimpften oder einander böse Blicke zuwarfen. Einige von den Jüngeren des Gesindes wirkten völlig verstört und mussten nachdrücklich an ihren Auftrag erinnert werden.
    Eine Frau von verantwortlichem Rang schien es in diesem Durcheinander nicht zu geben; lediglich den Burgverwalter, auf den Riona und Fergus am Tor zum Innenhof getroffen waren. Gehetzt und sichtlich am Ende seines Lateins, stand er in einem Winkel unweit des Podiums. Offenbar war er von der Verantwortung für die zahlreichen Gäste überfordert.
    Sie hätte ihm sagen können, dass man die Tische tunlichst schon vorher aufgestellt hätte, um sie erst unmittelbar vor dem Auftragen der Speisen mit Tischtüchern zu decken. Präzisere Anweisungen hätten zudem für einen besser geregelten Ablauf der übrigen Aktivitäten gesorgt. Den unerfahrenen Dienstboten hätte man nur die einfachsten Pflichten auferlegen dürfen.
    Riona begann sich bereits zu fragen, wie gut wohl das Zusammenwirken des Küchenpersonals klappen mochte, als ihr einfiel, dass dies alles nicht ihre Sorge war. Sie war hier Gast wie all die anderen Edelleute auch.
    Plötzlich hörte das Geraune und Gewusel mit einem Schlage auf, denn jedermann drehte sich zu Riona und ihrem Onkel um. Enttäuschung machte sich auf den Mienen breit und wich bald darauf Spott und Hohn.
    “Vermutlich hatten sie Sir Nicholas erwartet”, knurrte Onkel Fergus, der offenbar gar nicht mitbekam, dass alle Welt ihn und seine Nichte anglotzte, als wären sie über und über mit Schlamm bedeckt. Oder mit Mist! “Ich sehe ihn nicht – aber da drüben ist Fredella!”
    Er lächelte einer Frau zu, die ein schlichtes Gewand aus dunkelblauer Wolle trug, dazu einen einfachen Ledergürtel um die füllige Taille und auf dem Haupt ein viereckiges Linnentuch. Sowohl ihre Kleidung als auch ihr freundliches Gesicht ließen Riona vermuten, dass es sich bei ihr nicht um eine Dame von Adel handelte, sondern eher um eine der Dienerinnen der vornehmen Herrschaften.
Entweder das, oder Onkel Fergus und ich sind doch nicht die einzigen verarmten Edelleute, die nach Dunkeathe gekommen sind!
    Wer sie auch sein mochte: Es sah Onkel Fergus ähnlich, sich mit allem und jedem anzufreunden, ob arm oder reich, ob Bauer oder Edelmann – ein weiterer Grund dafür, dass sie ihn so gern hatte.
    “Sie ist die Zofe von Lady Eleanor, der Cousine von Sir Percival de Surlepont”, erklärte Onkel Fergus, wobei er mit dem Kopf auf einen Mann wies, der an der gegenüberliegenden Saalseite

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