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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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jederzeit aufhören können.”
    Seufzend rieb er sich die Augen, raffte sich dann unsicher auf und wankte zu dem Waschtisch, auf welchem Wasserkanne und Schüssel standen. Dort benetzte er sich das Gesicht mit dem kalten Nass, während Riona versuchte, sich in Geduld zu fassen und ihre Besorgnis zu zügeln. Dennoch, sie würde ihm Fragen stellen müssen, falls er nicht …
    “Fredella hat schon nach mir gesehen”, knurrte er grimmig, trocknete sich das Gesicht mit einem Linnentuch ab und ließ sich dann wieder schwer aufs Bett sinken. “Ich muss mich wohl wie ein rechter Esel aufgeführt haben!” Fragend fixierte er seine Nichte. “Habe ich mich denn tatsächlich so danebenbenommen?”
    “Ihr wart ziemlich laut, Roban und du”, räumte sie ein. “Aber normalerweise sprichst du dem Alkohol auch nicht so zu!”
    Die Hände vors Gesicht geschlagen, gab er ein leises Stöhnen von sich. “Gestern schon – zu meiner Schande! Fredella sagt, sie schämt sich regelrecht für mich! Hätte was Besseres erwartet und mich für ‘nen gesitteteren Menschen gehalten! Du musst nämlich wissen, ihr verstorbener Mann war ein Trunkenbold. Da will sie mit Säufern nichts mehr zu schaffen haben!”
    “Aber du bist doch kein Trunkenbold”, wandte Riona empört ein. “Die wenigen Male, die ich dich angeheitert erlebte, die kann ich an den Fingern einer Hand abzählen. Das will ich ihr gerne bezeugen.”
    “Hab Dank, meine Schönste, doch diese Suppe habe ich mir selbst eingebrockt. Da werde ich sie auch wohl selber auslöffeln müssen. Überlasse es mir, mit ihr zu reden und sie davon zu überzeugen, dass ich mir einen seltenen Fehltritt geleistet habe.” Er lächelte müde und tätschelte ihr die Hand. “Sieht dir jedoch ähnlich, dass du mir helfen willst. Du bist immer hilfsbereit! Nun aber berichte mir, wie’s mit Sir Nicholas steht. Das gestrige Abendbrot hat ihm doch sicher gemundet.”
    “Verzeihung … ich störe höchst ungern, aber dürfte ich vielleicht …”
    Beide drehten sich um. Auf der Türschwelle stand Eleanor, unübersehbar aufgewühlt, händeringend und mit verweinten Augen. “Bitte, Riona, dürfte ich dich einen Moment sprechen?”
    “Wenn’s wegen Fredella ist …”, hob Fergus an und stand seufzend von der Bettstatt auf.
    “Nein, nein”, wehrte Eleanor ab. “Nun, aufgeregt ist sie schon, leider Gottes, aber … ach … da ist … es geht um etwas anderes …”
    Riona eilte zu ihrer Freundin. “Lass uns in meiner Kammer weiterreden.” Und ehe sie mit Eleanor hinausging, fragte sie ihren Onkel: “Wirst du zur Messe gehen?”
    “Gewiss, dazu werde ich mich wohl aufraffen. Außerdem wär’s heute wirklich einmal angebracht! Wer weiß, ob ich nicht noch den göttlichen Beistand benötige! Und den Euren dazu, Lady Eleanor!”
    Die junge Frau nickte fahrig. Riona begriff: Was auch geschehen sein mochte – es ging ihrer Freundin ganz offensichtlich nicht um Onkel Fergus und dessen Sorgen oder um sonst jemanden.
    Kaum in Rionas Kammer angelangt, brach Eleanor auch schon in Tränen aus, noch ehe ihre Freundin sich erkundigen konnte, was denn eigentlich mit ihr sei. Sie schluchzte so bitterlich und herzzerreißend, als habe sich alles in ihr aufgestaut und müsse nun einfach mit einem Schlage aus ihr herausbrechen.
    Besorgt nahm Riona die Freundin sanft in die Arme und streichelte ihr übers Haar, bis das Mädchen sich etwas beruhigt hatte. “Was ist denn mit dir?”, fragte sie leise, während Eleanor sich aus der Umarmung löste und sich mit dem Ärmelbündchen des feinen Gewandes über die Augen wischte.
    “Ach, Riona! Ich weiß nicht mehr ein noch aus! Ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können!” Und in der Tat: Die bleichen Wangen und die dunklen Ringe um ihre Augen waren nicht zu übersehen.
    “Dann erzähl mir, was vorgefallen ist!”, drängte Riona sanft.
    Abermals flossen die Tränen. “Ach, es ist so beschämend! So … widerlich! Ich brachte es nicht einmal über mich, es Fredella zu beichten! Oh, wäre ich doch stärker gewesen! Irgendwie hätte ich ihm Einhalt gebieten müssen!”
    Riona war, als bohre sich die kalte Angst wie eine Klinge in ihren Leib. “Eleanor! Hat jemand …” Sie hielt inne, bemüht, die Frage so zu formulieren, dass sich das Mädchen nicht noch mehr schämte – falls ihre schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheiten sollten. “Hat … hat man dir etwas angetan? Ein Mann?”
    Allmählich schien Eleanor zu begreifen. “Nein!” Wieder begann

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