Die heimliche Braut
sie zu schluchzen, und mit brechender Stimme stammelte sie: “Noch … noch nicht!”
Noch nicht?
“Es ist Percival!” Jammernd sank sie auf Rionas Bettkante nieder, offenbar der Verzweiflung nahe. Mit tränenüberströmten Wangen und stockender Stimme erzählte sie weiter. “Er fürchtet, Sir Nicholas würde mich verschmähen … und deshalb verlangt er von mir, ich solle Sir Nicholas verführen!”
Entsetzt starrt Riona sie an.
“Und wenn ich dann mit ihm beisammen bin … in seinem Schlafgemach … dann will Percival es so einrichten, dass er uns miteinander in flagranti ertappt! Dann kann er Sir Nicholas zwingen, mich zur Frau zu nehmen! Ich habe versucht, mich dagegen zu wehren, nur …” Eleanor tat einen tiefen, stockenden Atemzug. “Er sagte, wenn ich mich ihm widersetzte, dann würde er mich ins Kloster stecken! Zuvor aber würde er … würde er mich … würde er mir Gewalt antun!” Nun war es endgültig um ihre Fassung geschehen. Sie sackte zusammen, die Hände vors Gesicht geschlagen, die Schultern bebend, der zierliche Körper von krampfhaften Schluchzern erschüttert.
Von würgender Übelkeit erfasst, ließ Riona sich neben der verzagten Freundin nieder und schmiegte sie an sich. Stumm verfluchte sie dabei das Scheusal von Percival und dessen widerwärtiges, abscheuliches, niederträchtiges Ränkespiel. Gleichzeitig zerbrach sie sich den Kopf, wie dem Mädchen geholfen werden konnte.
“Ach, Riona”, schluchzte Eleanor. “Wie könnte ich eine Ehe auf diese Weise erzwingen! Wie einen Mann auf solche Weise hereinlegen, ganz gleich, welchen! Aber dass Percival mich anfasst, das ertrage ich nicht. Eher bringe ich mich um, als dass er mich …”
“Das wird er auf keinen Fall!”, unterbrach Riona resolut. Entsetzen und Bestürzung wichen der Entschlossenheit, dieses hilflose Mädchen, welches sich so verzweifelt an sie klammerte, zu beschützen. “Und wenn Percival glaubt, Sir Nicholas ließe sich zu einer Eheschließung nötigen, aus welchem Grunde und von wem auch immer, dann ist er ein Narr.”
Eleanor fuhr zurück und blickte die Freundin kläglich an. “Und was soll ich dann tun?”, schniefte sie. “Weglaufen etwa? Das habe ich letzte Nacht schon überlegt, aber ich hatte solche Angst, Percival könne mich beim Fluchtversuch erwischen und mich verfolgen und mich dann …”
“Nein, das lass lieber bleiben”, riet ihr Riona. Auf sich gestellt, würde ein junges, hübsches, unschuldiges Mädchen wie Eleanor leicht zum Freiwild für Widerlinge wie Percival werden. “Geh zu Sir Nicholas, und berichte ihm von diesem hinterhältigen Plan. Als Ritter ist er verpflichtet, dich zu beschützen. Und er wird es auch tun.”
Abermals flossen dem Mädchen die Tränen über die Wangen. “Wenn ich das tue”, klagte Eleanor mit bebender Stimme, “dann wird mein Cousin bestimmt behaupten, ich lüge oder hätte ihn missverstanden. Dann stünde mein Wort gegen das seine! Und selbst wenn man ihn vor Gericht brächte, so hätte er doch zu viele mächtige Freunde, die für ihn bürgen würden. Einmal freigesprochen, würde er sich sogleich an mir rächen oder an jedem, der mir zu helfen versuchte. Du kennst ihn nicht, Riona. Er ist bösartig und rachsüchtig. Er würde nicht eher rasten und ruhen, bis er mich und meine Helfer bestraft hat.” Als sie sich erhob, stand ihr die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. “Ich hätte dich nicht behelligen sollen. Wenn Percival merkt, dass ich dich um Hilfe gebeten habe, könnte er sich auch gegen dich wenden. Am besten tue ich einfach, was er verlangt. Und wenn Sir Nicholas mich nicht heiraten will, dann … dann gehe ich eben ins Kloster!”
Riona stand ebenfalls auf und fasste die Freundin beherzt bei den Schultern. “Du darfst nicht einmal daran denken, dich so zu entehren! Selbst wenn ich irren sollte und Nicholas sich gezwungen sähe, dich zu ehelichen – wie glücklich würdet ihr dann wohl werden? In einer Ehe, die durch Heimtücke und Hinterlist zu Stande kam? Wie lange würde es dauern, bis dein Gemahl dich verachtet?” Sie holte tief Luft. Es musste etwas geschehen, und bei Gott, es würde etwas geschehen! “Wir zwei werden Percivals Plan vereiteln!”
Eleanor starrte die Freundin an. In ihrem Blick mischten sich Bestürzung, Hoffnung und Furcht. “Wir beide? Wie denn?”
Ja, das war die Frage! Wie?
“Ich halte Sir Nicholas nicht für einen, der sich mit seinen Eroberungen brüstet”, grübelte Riona laut, wobei sie sich auf das
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