Die heimliche Gemahlin
und über den ganzen Unsinn herzhaft lachen.
Nein, meldete sich eine innere Stimme zu Wort, meine Romanze mit Will war nichts als eine Lüge.
Himmel, es stimmte! Eigentlich hatte sie es schon geahnt, seit sie Stratford verlassen hatten. Nie hatte Will sich ihr auf zärtliche Weise genähert. Zu keiner Zeit hatte sein Verhalten reine Höflichkeit überschritten. Ich habe es bei der Ältesten versucht. Helena hatte sie gewarnt, aber sie war vor Liebe blind gewesen.
Verliebt in diesen ... diesen Schurken! Ein Mann, der ihre Gefühle nicht erwiderte und sich um sie nicht scherte. Ohne die geringsten Bedenken war er bereit, sie diesem Crouch auszuliefern. Der Gedanke schmerzte sie zutiefst. Und wofür das alles? Geld?
Offenbar war sie unachtsam gewesen und hatte ein Geräusch verursacht, denn die Männer verstummten. Mit klopfendem Herzen drückte sie sich gegen die Steinmauer und betete, dass sie nichts gehört hatten. Sobald die beiden aufbrachen, musste sie fliehen. Nur weg!
„Was war das?“ meinte Jack. Ängstlich hielt sie die Luft an.
„Nur der Wind“, antwortete Will gelassen, und sie wagte erleichtert, wieder zu atmen. „Reite am besten nach Hastings zurück. Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen, wenn ich dich brauche.“
Juliet hörte das Knarren des Sattelleders, als Jack aufsaß, und dann das Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster. Wenn Will endlich verschwand, würde sie ...
„Du hast alles gehört, nehme ich an ...“
Fast wäre sie in Ohnmacht gefallen. Sie wandte schockiert den Kopf. Will war auf der anderen Seite um das Tor herumgegangen und stand nun einen Meter von ihr entfernt. Entsetzt lief sie davon, doch er hatte sie schnell eingeholt, ergriff sie und presste sie hart an sich.
„Lass mich!“ schrie sie. Zu spät erkannte sie, dass es besser gewesen wäre, so zu tun, als habe sie von der Unterhaltung der beiden Männer nichts mitbekommen.
Jetzt blieb ihr nur, gegen ihn zu kämpfen. Sie schlug um sich und strampelte mit den Beinen. Bevor sie noch wusste, wie ihr geschah, drückte er sie gegen die Mauer und hielt sie dort fest, wobei er sich eng an ihren Körper presste.
„Beruhig dich, du kleine Närrin“, schimpfte er. „Willst du etwa, dass Jack dich hört und zurückkommt?“
„Das kann dir doch egal sein! Ob du mich nun jetzt oder später an ihn auslieferst, ist doch ganz gleich!“ rief sie.
Er hielt ihr den Mund zu. „Und ob das einen Unterschied macht! Einen sehr großen sogar, wie ich dir versichern darf. Solange er nicht weiß, dass du ihn gesehen hast, bist du sicher, verstehst du?“
Sicher? Verdammter Unfug! Wieder versuchte sie, sich zu befreien, aber er ließ nicht von ihr ab.
Im Mondlicht hatte sie den Eindruck, als würde Bedauern in seinem Gesichtsausdruck liegen. „Hör mich an, Juliet. Es war ein Fehler, mir zu folgen, aber wenn du mir vertraust, wird dir nichts geschehen.“
Ungläubig zog sie die Brauen hoch und schaute ihn verächtlich an.
„Ich werde dir nichts tun und auch niemandem erlauben, dich zu verletzen“, meinte er sanft. „In ein paar Tagen, höchstens einer Woche, wirst du wieder bei deiner Familie sein. Ich verspreche, dass dir bis dahin kein Unheil widerfahren wird. Wenn du jetzt Schwierigkeiten machst, führt das nur dazu, dass die restliche Zeit, die wir noch gemeinsam verbringen, recht unangenehm wird. Keinesfalls aber erhältst du früher deine Freiheit zurück.“
Mit warnender Miene nahm er seine Hand von ihrem Mund. „Ich lasse dich jetzt los. Meinetwegen kannst du schreien und toben. Allerdings zwingst du mich dann dazu, dich zu fesseln und zu knebeln. Die ganze Stadt schläft ohnehin. Es dürfte also nicht allzu schwer sein, dich unbemerkt zurück ins Cottage zu bringen. Gefesselt oder nicht.“
Sie schluckte bei der Erinnerung, als ihr einfiel, wie einsam und verlassen die Straßen auf ihrem Hinweg gewesen waren.
„Hast du verstanden?“ flüsterte er.
Sie zögerte, nickte dann aber.
Er trat einige Schritte zurück. „Wir gehen jetzt also zum Cottage, und du wirst dich anständig benehmen, bis wir drinnen sind. Dann darfst du so viel schreien und trampeln, wie du magst. Solltest du es aber auf der Straße tun, werde ich dich fesseln. Das schwöre ich dir!“
„Darf ich ... etwas fragen?“
Er blickte ihr tief in die Augen. „Was möchtest du wissen?“
„Warum tust du das? Wegen des Geldes? Papa oder mein Schwager würden dir bestimmt mehr geben als dieser Crouch, wenn du mich jetzt nach Hause
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